Nach dem Stadtwerke-Börschel-SkandalGrüner Ratsherr arbeitet jetzt für CDU-Urgestein

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Jörg Frank (Grüne).

Köln – Er ist infolge des Stadtwerke-Börschel-Skandals am tiefsten gefallen: Jörg Frank, seit 1984 Ratsmitglied und seit vielen Jahren mächtiger Strippenzieher vor und vor allem hinter den Kulissen, wurde wegen seiner Beteiligung am miesesten Klüngel seit Jahren von seiner Partei und Fraktion in die Wüste geschickt – Frank musste seinen Posten als Fraktionsgeschäftsführer der Grünen-Ratsfraktion abgeben, was mit ernomen Einnahmeverlusten verbunden war, denn Fraktionsgeschäftsführer sind hauptamtlich tätig.

Nach dem Skandal wurde Jörg Frank arbeitslos

„Ich bin jetzt arbeitslos“, sagte Frank danach – und der Groll war ihm anzumerken. Denn die anderen Klüngelbrüder und -schwestern sind quasi ungeschoren davon gekommen – oder wurden sogar noch „belohnt“.

  1. Martin Börschel hat nach dem gescheiterten Klüngel vom 17. April 2018 zwar den SPD-Fraktionsvorsitz im Stadtrat niedergelegt (
  2. CDU-Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau bat seine Partei und die Fraktion um Verzeihung – und die haben ihm verziehen. Er hat sein Stadtwerke-Aufsichtsratsmandat niedergelegt, bleibt aber auch nach dem Klüngel Partei- und Fraktionschef. Und Landtagsabgeordneter sowieso.
  3. Und Kirsten Jahn – blieb zunächst Grünen-Fraktionsvorsitzende und wurde kürzlich zur Vorsitzenden der Geschäftsführung des Vereins „Metropolregion Rheinland“ gewählt, mit tatkräftiger Unterstützung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die jetzt (ehrenamtliche) Vereinsvorsitzende wird. Jahns Job ist mit rund 150.000 Euro pro Jahr dotiert.

Sind sich nicht mehr grün, seit sie ihn hat über die Klinge springen lassen: die Grünen Kirsten Jahn und Jörg Frank.

Jörg Frank hat einen neuen Job

Und Jörg Frank arbeitslos – bis jetzt. Am Mittwochabend informierte er die Grünen-Ratsfraktion darüber, dass er jetzt Referatsleiter bei der Otto-Benecke-Stiftung mit Sitz in Bonn ist.

Alles zum Thema Henriette Reker

Frank ist mit seinem Referat verantwortlich für die Bereiche „Seminarprogramm“, „Hochschulprogramm“, „IQ NRW“ und „Migrantinnen in die Kommunalpolitik“.

Franks Chef ist ein CDU-Urgestein

Frank ist direkt dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Stiftung unterstellt – und das ist kein Geringerer als Prof. Dr. Lothar Theodor Lemper, ein veritables Urgestein der Kölner CDU.

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Prof. Dr. Lothar Theodor Lemper leitet die Otto-Benecke-Stiftung mit Sitz in Bonn.

Transparentes Verfahren

„Aus der Arbeit im Kölner Stadtrat kenne ich Herrn Frank als einen versierten Strategen. Er hat gute Ideen, arbeitet lösungsorientiert, kann sich schnell in Sachverhalte einarbeiten und ist gut vernetzt. Genau so jemanden haben wir für die Stiftung gesucht. Die Stelle wurde ausgeschrieben, Jörg Frank hat sich beworben – und die Stelle nach einem transparenten Auswahlverfahren bekommen.“

Lemper war Vollblutpolitiker

Lemper war vom 28. Mai 1975 bis zum 28. Mai 1980 Mitglied des Landtags von NRW, von 1976 bis 1988 Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktionim Rhein-Erft-Kreis. Dem Kölner Stadtrat gehörte er von 2004 bis 2009 an, zeitweise als Vorsitzender des Kulturausschusses.

Gegründet für DDR-Flüchtlinge

Die Otto Benecke Stiftung e.V. (OBS) ist ein gemeinnütziger und politisch neutraler Verein mit Sitz in Bonn, Köln und Berlin und wurde 1965 gegründet. Historisch bestand die Aufgabe der Stiftung vor allem darin, die Integration von Flüchtlingen aus der DDR sowie Spätaussiedler zu fördern. Geflüchtete Studierende und Akademiker aus der DDR und Osteuropa bildeten einen Schwerpunkt.

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Lothar Theodor Lemper in seinem Arbeitszimmer bei der Otto-Benecke-Stiftung in Bonn – in diesem Büro hat Angela Merkel von 1991 bis 1994 als Bundesministerin für Frauen und Jugend residiert.

Bildung und Qualifizierung für Zuwanderer

Auch nach dem Zusammenbruch der DDR arbeitet die Stiftung weiter, der Schwerpunkt liegt jetzt aber anders. „Wir setzen uns ein für die gesellschaftliche Teilhabe von Zugewanderten und deren Nachkommen“, sagt Jörg Frank. Durch die Arbeit der Stiftung werde das gesellschaftliche Klima im Sinne einer Willkommens- und Anerkennungskultur verändert. „Wir qualifizieren durch Bildungsmaßnahmen, Veranstaltungen und Projekte und fördern so die soziale, ökonomische und individuelle Leistungs- und Partizipationsfähigkeit von Zugewanderten“, sagt der neue Referatsleiter, der genau dafür zuständig ist.

Das ist die Otto-Benecke-Stiftung

Heutzutage führt die OBS Projekte zur Integration von Zugewanderten – insbesondere von Geflüchteten aus Bürgerkriegs- und anderen Krisengebieten – durch.

Sie fördert zugewanderte Studienbewerberinnen und -bewerber, Studierende, sowie zugewanderte Akademikerinnen und Akademiker nach den Richtlinien des „Garantiefonds Hochschule“ durch Sprachkurse, Abiturlehrgänge und Seminare. Sie hilft bei der Suche nach Praktika, Ausbildungsplätzen und Arbeitsstellen. Die OBS sichert berufliche Einstiegschancen und stärkt über den fachlichen, sprachlichen und kulturellen Austausch auch die Identität und das Selbstverständnis der geförderten Personen.

Mit internationalen Projekten engagiert sich die Stiftung auch vor Ort – von Sibirien bis Marokko.

Infos unter www.obs-ev.de