Nein, als Erpresser will sich Christoph Gröner nicht beschuldigen lassen. Sein Handeln gegenüber Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, das wäre nur im Sinne seiner Aktionäre gewesen, verteidigt sich der Multimillionär.
Grund für die Anschuldigung, die Moderator Frank Plasberg selbst in den Raum geworfen hat, ist Gröners Vorgehen bei seinem Bauprojekt in Köln, dem „Cologneo I“.
Gröner steckt 373 Millionen Euro in das Projekt an der Deutz-Mülheimer Straße, will dort ein neues Stadtviertel mit schicken Eigentumswohnungen und Gewerbeflächen bauen lassen.
Gröner wollte Reker Dampf machen
Aber das mit der Baugenehmigung, das ging dem Unternehmer wohl nicht schnell genug. Wie ein Einspieler aus der ARD-Doku „Ungleichland“ (lief in der Primetime unmittelbar vor dem ARD-Talk) zeigt, kündigte Gröner bei einem Treffen mit seinen Mitarbeitern im vergangenen Jahr an, mit Reker ein Gespräch suchen zu wollen, um den Baubeginn von Juli dieses Jahres in den April vorzuziehen. Dass der Stadt Personal fehle, um seinen Antrag zu bearbeiten, das „gehe nicht“.
„Wir können denen dann ja ankündigen, dass die Niederlassung Nordrhein-Westfalen sich dann vielleicht doch nach Düsseldorf orientiert. Ich glaube, dass die Frau Reker, wenn die Gewerbesteuerzahlungen der CG Gruppe hier anteilig wegfallen, das wird sie schon beeindrucken. Da bin ich fest von überzeugt“, sagt Gröner in der Szene aus einer Firmenkonferenz.
Gröner erzählt im Talk, er sei tatsächlich bei Reker gewesen und hätte ihr gesagt, dass seine „CG Group“ bereit wäre, eine Milliarde Euro in Kölner Großprojekte zu investieren.
Letztlich sei es im Fall des „Cologneo I“ beim geplanten Baubeginn im Juli 2018 geblieben: „Und da hat die Frau Reker einen Riesenjob machen müssen, musste sich ganz toll engagieren – und sie ist nicht erpresst worden, sondern wir haben offen gesprochen. Wir haben gesagt: Wir können hier große Beträge investieren. Unterstützen Sie das? Und genau so ist das Gespräch abgelaufen.“
Juso-Chef kritisiert zunehmende Oligarchie
Gröner bezeichnet sich selbst als „Mittelständler“, obwohl sein Privatvermögen auf rund 80 Millionen Euro geschätzt wird. „Reichtum ist keine Sünde und auch nichts Schlechtes“, lässt er die Zuschauer wissen.
Kevin Kühnert, Chef der Jusos, ebenfalls Talkgast in der Runde, hat für die Ansichten des Bauunternehmers nur ein angestrengtes Kopfschütteln übrig: „Am Ende kommt da der Anspruch heraus, als Leistungsträger in der Gesellschaft besonders bestimmen zu können. Und dafür gibt es einen Begriff für – und das ist Oligarchie. Und ich bin gegen Oligarchie und für Demokratie.“
Kühnert fordert Unternehmenssteuer
Der SPD-Politiker plädierte für die Wiedereinführung der ausgesetzten Unternehmenssteuer. „Ich gönne Herr Gröner seinen Reichtum“, sagt Kühnert, „Aber seine Häuser hat er nicht alle selbst renoviert.“
Gröner profitiere davon, dass es der deutschen Gesellschaft gut gehe, er profitiere von den Rahmenbedingungen in Deutschland, von der guten Schulbildung seiner Arbeitnehmer und der hiesigen Infrastruktur. „Da ist es nur gerecht, dass er einen ordentlichen Teil zurückgibt.“