Kult-Lokale Teil 4„Kebapland“ in Ehrenfeld: Einmal scharf für Böhmermann!

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Der Kebap-Container: Der Schornstein gilt nach Heliosturm und Moschee als drittwichtigstes Wahrzeichen Ehrenfelds.

von Ayhan Demirci  (ade)

KölnKölns Kneipen und Gaststätten sind Schauplätze kleiner und großer Geschichten. In der großen EXPRESS-Serie geht es heute nach der BAP-Kneipe „Chlodwig Eck“, dem Promi-Italiener „Ristorante Luciano“ und dem legendären Künstlercafé „Kurfürstenhof“ um einen sehr originellen Grill, in dem Schlichtheit Trumpf und das Motto bunt ist: „Kebapland“ in Ehrenfeld.

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Der Holzkohlegrill ist im Dauereinsatz: Im Kebapland kommt ganz Ehrenfeld zusammen.

Will man einen Veganer hart bestrafen, dann steckt man ihn einen Tag lang ins Kebapland. Es ist die Hölle. Die Fleischhölle von Ehrenfeld!

Lamm-Power für alle

Die Kult-Baracke an der Venloer Straße, aus der zwölf Stunden die Rauchschwaden quilllen und das Viertel anfuttern, ruft außer Veganern alles auf den Plan. Die Hipster aus dem Kreativ-Viertel. Jan Böhmermann, der persönlich die Fleischrationen für sein Satire-Team abholt und nach einer Überdosis scharfer Soße das Erdogan-Gedicht verfasste.

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Gemütlich und unkompliziert, nach dem reichlichen Essen noch einen türkischen Tee: Eine Szene aus dem Kebapland.

Bayer-Verteidiger Ömer Toprak, der Lamm-Power und Ayran tankt. Die Tatort-Kommissare vom WDR und der Türken-Rapper Eko Fresh, die hier abdrehten. Voll-Prolls, die mit dem 500er SL vorfahren. Dunkle Typen, helle Typen, sitzen eng an eng. An einem seiner letzten Amtstage stand plötzlich Oberbürgermeister Roters in der Schlange.

Kebapland

Venloer Straße 385

Gegründet: 2011

Betreiber: Erol Günes (macht an der Klarastraße jetzt den nächsten Laden auf, „Le Meze“)

Publikum: Kaum Anzugträger, viele aus der kreativen Szene.

Ikea-Möbel in der lilanen Baracke

„Dabei sitzt man da quasi wie auf Sperrmüll“, sagt Joel vom benachbarten Café Jaelys – und lacht. „Der Erol, das ist ein cooler Typ, man mag den einfach. Er ist ein Underdog, der sich durchgesetzt hat.“

„Die Tische, die sind von Ikea“, erzählt Erol Günes (42), der Erfinder, Gründer und Grillmaster vom Kebapland. Vor 16 Jahren kam er als politischer Flüchtling aus der Türkei nach Ehrenfeld, schon da sei ihm die Baracke aufgefallen. Er hatte eine Vision. Und als der Vorgänger, ein langweiliger Wraps-Laden, 2011 dichtmachte, wurde aus Vision Realität: Kebapland wurde geboren.

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Kebapland-Chef Erol Günes mit einem Adana-Spieß, dazu gibt es Reis und Salat.

„Das war ein reiner Blechcontainer. Neunmal sechs Meter. Ich habe alles gedämmt“, sagt Günes und klopft auf die lila Wand. Lila ist die Firmenfarbe, jeder Mitarbeiter trägt sie.

Rauch nervt die benachbarte Polizei

Kebapland ist ein Start Up-Unternehmen, dessen Erfolg aber Tücken hat. Immer mehr Fleisch, immer mehr Rauch vom Holzkohlegrill, begann bald die Nachbarn zu nerven. Vor allem die Polizei gegenüber, wo der Kebap-Geruch in die Dienstzimmer strömt und den Polizisten den ganzen Tag Appetit macht. Immer mehr Geld investierte Günes in den immer größer werdenden Schornstein, der jetzt eine ausgeklügelte Technik hat.

Kebabland ist Land des Friedens

Der Chef will natürlich keinen Ärger mit der Polizei. Er ist politisch links orientiert, redet von der Gleichheit der Menschen und gerechter Verteilung. Kebapland, in dem kein Teller Spieß mehr als acht Euro kostet, ist ein Land des Friedens. Als EXPRESS spätnachts bei Erol aufschlägt, steht ein armer Schlucker am Eingang und fragt die Gäste, ob einer Geld für einen Hähnchenspieß hat. Einer zahlt immer.

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Stammgast Jan Böhmermann, der die ZDF-Satireshow „Neo Magazin Royale“ ganz in der Nähe produziert, befeuerte den Laden mit einem Selfie auf Facebook und Twitter und schrieb „Begrabt mein Herz im Kebapland!“ und „Lammspieß, Action, Satisfaction“. Böhmermann-Fans- und -Follower überschlugen sich mit Grill-Kommentaren, 1422 sind archiviert, zum Beispiel:

„Die haben auch großartigen Grillgeruch in den Klamotten to go!“

„Liefern die auch ins Saarland?“

„Kebapland, das Parfüm von Ehrenfeld.“

„Jo Kebapland… mach ich immer Urlaub, seit mir die Türkei zu unsicher geworden ist.“

„Danke, Böhmi! Jetzt muss ich noch länger auf den täglichen Adana warten.“

Und schließlich: „You will always find a friend at Kebapland“.