Nach 65 JahrenAus! Kölner Traditions-Metzger schließt, Sternekoch soll kommen
Köln – Et Hätz schleiht em Veedel ...
Aber dieses nicht mehr! Aus für die Traditionsmetzgerei Schmidt – nach 65 Jahren!
Jakob „Köbes“ Schmidt (66) steht traurig an der Theke, schaut beim EXPRESS-Besuch mit einem bildlich gesprochen weinenden Auge auf die schwarz-weißen Urkunden an den Wänden.
Metzgerei Schmidt in Köln schließt nach 65 Jahren
Seit 1954 war der Betrieb eine Institution in der Merowinger Straße. Von Beginn an als Metzgerei, dann im Lauf der Zeit als Imbiss. Doch nun gibt das kölsche Original endgültig auf, sagt uns in tiefstem kölschen Dialekt: „Isch kann nit mieh“.
35 Jahre lang stand Köbes selbst an der Theke. Zu seinen Glanzzeiten beschäftigte er 30 Mitarbeiter. Millionen-Umsätze waren da jedes Jahr garantiert. „Mein Leben war als junger Kerl ja wie ein Film“, erinnert er sich, „schon als kleiner Junge habe ich beim Opa und Papa mitgeholfen. Wir haben ja alle Gaststätten in der Nähe beliefert. Zu uns kamen alle.“
Ab fünf Uhr in der Früh ging es los. Da kamen die Damen von Bordell-König Hans Geuer, genannt Glucke, aus dem Cäsar-Puff nebenan herüber, um ihre Frikadellen bei Jakob zu holen.
Metzgerei Schmidt: Die Nutten kamen um 5 Uhr Frikadellen holen
Wie die Müllmänner und Fensterputzer. Bis zu 700 Gäste, schätzt er, kamen täglich. Köbes: „Ich habe nichts ausgelassen. Aber egal, wie lang die Nacht vorher für mich war, um fünf Uhr morgens stand ich hier“, sagt Jakob Schmidt, der sich vor drei Jahren aus dem aktiven Geschäft zurück zog und mit ansehen musste, wie die Umsätze immer mehr in den Keller rasselten.
Jetzt gab der passionierte Radrennfahrer, der mittlerweile als Privatier auf Mallorca lebt, jedoch endgültig auf.
Ob der preisgekrönte Burger-Tempel „Fette Kuh“ in „Riechweite“ auf der Bonner Straße, der Poldi-Döner um die Ecke am Chlodwigplatz sowie weitere etliche Spezialitäten aus Fernost – die Gastronomie im Veedel hat sich gewandelt.
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Metzgerei Schmidt: Konkurrenz machte Laden das Leben schwer
Schmidt bestätigt es – die wachsende bunte Konkurrenz habe die ur-kölsche Veedels-Metzgerei quasi geschluckt: „Klar, die hippe Gastronomie, die sich mittlerweile hier breit gemacht hat, war einer der wesentlichen Gründe. Aber ich schaffe es einfach selbst auch nicht mehr, ich will noch was leben“, erklärt das Südstadt-Original zum Abschied und zeigt stolz die Fotoschätze von einst.
Einen Cateringservice für Parties soll es noch geben.
Doch die Immobilie wird verkauft, und künftig soll dem Vernehmen nach ein Sternekoch die ehrwürdigen Hallen der Familie beerben. Die beiden übrig gebliebenen Mitarbeiter sollen übernommen werden.
Klar ist: Viele Menschen in der Südstadt werden Vollblut-Gastronom Schmidt und seine Frikadellen vermissen ...