20 Jahre nach seinem TodMillowitschs Erbe: Willy, dat es Kölle ohne dich

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Willy Millowitsch auf der Kölner Hohenzollernbrücke.

Köln – Urgestein, Original, Volksschauspieler, auch Familientyrann und Verkörperung des rheinischen Frohsinns: Am Freitag, 20. September, jährt sich der Todestag des kölschen Ehrenbürgers Wilhelm „Willy“ Peter Millowitsch zum 20. Mal. EXPRESS schaut auf das, was bleibt – und das, was war.

Willy Millowitsch verstarb vor 20 Jahren

Nur wenige Monate vor seinem Tod am 20. September 1999 hat er dem EXPRESS noch ein paar Sätze in den Block diktiert: „Weißte“, erklärte er, „ich hab da so meine eigene Lebensrechnung aufgemacht. Wenn in 100 Jahren alle meine Theaterstücke und alle meine Filme noch mal gezeigt werden und es lacht auch nur ein einziger Mensch bei einer einzigen Szene, dann hat sich mein langes Leben doch schon gelohnt.“ Und kurz vor dem Ende ließ er die Kölner wissen, dass er sie liebe.

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Das Millowitsch-Denkmal am Willy-Millowitsch-Platz Ecke Gertrudenstraße und Apostelnstraße in Köln. 

Willy Millowitsch: Der kölsche Jung war auch Schunkelsänger

Als Stimmungssänger brachte Willy Millowitsch mit „Schnaps, das war sein letztes Wort“ Generationen von Karnevalisten zum Schunkeln. Der „kölsche Jung“, am 8. Januar 1909 als Spross der alten Puppenspieler- und Schauspielerfamilie Millowitsch geboren, bekam zu seinem 80. Geburtstag die Kölner Ehrenbürgerwürde verliehen.

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56 Jahre leitete er das Kölner Millowitsch-Theater, dessen Inszenierungen bereits seit 1953 auch im Fernsehen zu sehen waren.

Willy Millowitsch: 1995 zieht er sich aus von der Bühne zurück

Gesundheitlich angeschlagen, stand Millowitsch seit 1995 nicht mehr auf der Bühne. „Fürs Fernsehen reicht's aber noch“, bewies er dann zuletzt als „Kommissar Klefisch“, der hohe Einschaltquoten bescherte.

Noch im Januar 1999 hatte Willy seinen 90. Geburtstag in der Arena gefeiert. Unzählige Gratulanten waren erschienen. „Du gehörst zu Köln wie der Rosenmontagszug zum Karneval“, hatte Kölns Oberbürgermeister Norbert Burger in seiner Laudatio gesagt. „Ohne dich wäre das ganze Jahr über Aschermittwoch.“

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Ein Cover einer Millowitsch-Compilation zum Hit „Schnaps, dass war sein letztes Wort“.  

Willy Millowitsch: Sein Platz, sein Denkmal mitten in Köln

Kölns Ehrenbürger sollte nach seinem Tod mit der Benennung eines Platzes geehrt werden – und bekam eine Hundewiese an der Händelstraße. Nach etlichen Protesten wurde nach einem besseren Plätzchen gesucht – es wurde an der Ecke Gertruden- und Apostelnstraße gefunden. Das belebte Dreieck heißt seit Dezember 2013 „Willy-Millowitsch-Platz“. Dorthin wurde im April 2014 auch das von Traumtheater-Macher Harry Owens gestiftete Millowitsch-Denkmal vom Eisenmarkt versetzt. Nun sitzt der unvergessene Willy mitten im Leben und ist eine vielfotografierte Sehenswürdigkeit.

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Die „Volksbühne am Rudolfplatz“ an der Aachener Straße in Köln. 

Das alte Millowitsch-Theater ist jetzt die Volksbühne am Rudolfplatz

Anfang 2015 wurde aus dem Millowitsch-Theater an der Aachener Straße 5 die „Volksbühne am Rudolfplatz“. Am 26. Mai 2018 endete mit dem letzten Vorhang des Stückes „Wer weiß, wofür et joot es“ die 226 Jahre währende Ära des Volkstheater Millowitsch. Peter Millowitsch hatte erklärt, dass er sich ein Weiter aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr leisten könne.

Das Volkstheater, die Schwänke und der WDR

Volkstheater-Schwänke waren schon in 1930er Jahren ein Hit und wurden mit der ersten Live-Übertragung vom 27. Oktober 1953 zu Straßenfegern. Damals ging der WDR mit dem „Etappenhasen“ aus dem Millowitsch auf Sendung, machte das Theater überall im deutschsprachigen Raum bekannt. Als der WDR nach 63 Jahren die Zusammenarbeit kündigte, war das der Anfang vom Ende.

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Peter und Willy Millowitsch im Erfolgsstück „Der Etappenhase“. 

Willy Millowitsch: Sohn Peter Millowitsch spielt einfach weiter

Auch wenn ein paar Tränchen flossen: Unglücklich ist Peter Millowitsch heute nicht mehr über das Ende des Kölner Theaters. Er spielt einfach weiter und führt weiter Regie – meist in der Düsseldorfer „Komödie in der Steinstraße“. Gerade erst wurden er und seine Kollegen mit Standing Ovations für das Stück „Pension Schöller“ gefeiert. Seit Donnerstag, 19. September spielt er an der Seite von Andrea Spatzek im Stück „Opa wird verkauft“. Auch seine nächste Aufgabe steht schon fest: Er führt Regie im Stück „Rache ist süß".

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Claus Thull-Emden mit Peter Millowitsch und Andrea Spatzek (v.l.) im Stück  „Opa wird verkauft“ in der Düsseldorfer Komödie in der Steinstraße. 

Mariele Millowitsch, das TV-Gesicht des Clans

Sie ist das jüngste der vier Kinder von Willy und Gerda Millowitsch – und fast 25 Jahren das TV-Gesicht der Familie: Die studierte Tierärztin Mariele Millowitsch wurde 1995 mit der ZDF-Serie „Girl-Friends“ neben Schauspieler Walter Sittler bekannt, es folgte „Nikola“, „Family Law“ und seit 2008 „Marie Brand“. An der Seite von Hinnerk Schönemann (Foto) gibt sie in dem Dauerbrenner die gleichnamige Kölner Kommissarin.

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Hinnerk Schönemann und Mariele Millowitsch in der ZDF-Serie „Marie Brand“, die es seit 2008 gibt. 

Willy Millowitsch: Seine Hits bleiben ewig unvergessen

Willy Millowitsch und sein Hit „Ich ben ene kölsche Jong“ werden auf ewig unvergessen bleiben. Zuletzt hatte er ihn an seinem 90. Geburtstag in der Arena angestimmt. Es ist auch das Lied, das Michael Kuhl (bis 2017 Frontmann von „Kuhl un de Gäng“) im Jahr 2014 zum Song „Ich han dä Millowitsch jesinn“ anregte. Darin besingt er, wie sehr ihm dieser Auftritt unter die Haut ging und ihn beeinflusste.