Kölner DrogenkriegBrandsätze, Schüsse und Geiselnahmen – großer Prozess gestartet

In Köln ist der Prozess gegen Mitglieder einer Drogenbande gestartet.

Der Raub von 350 Kilogramm Marihuana im Kölner Umland soll Ausgangspunkt für eine Gewaltspirale gewesen sein, die überregional für Aufsehen sorgte. Der Prozess gegen die Bandenmitglieder ist am Mittwoch (9. April 2025) gestartet. Die Anklage gibt Einblick in die Banden-Strukturen.

Brandsätze, Schüsse und Geiselnahmen - der sogenannte Kölner Drogenkrieg beschäftigt seit Monaten die Polizei und sorgt in der Öffentlichkeit für Aufsehen. Nun begann vor dem Kölner Landgericht der erste von mehreren Prozessen zu dem Komplex.

Kölner Drogenkrieg: Prozess gegen Bandenmitglieder gestartet

Auf der Anklagebank sitzen heute nur drei Männer, die einer Drogenbande angehören sollen - doch die Anklage gibt einen Einblick in die Strukturen und Machenschaften der gesamten Gruppierung.

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Die „aus einer Vielzahl von Personen“ bestehende Bande habe „wöchentlich Rauschmittel im Kilogrammbereich umgesetzt“ - zum Beispiel Marihuana, Kokain und Heroin, schildert der Staatsanwalt. Die Drogen seien vor allem in den Niederlanden und Marokko beschafft und deutschlandweit verkauft worden. Ein Kiosk habe zur Geldwäsche gedient.

Die Kölner Bande verfügte laut Anklage über zahlreiche Waffen wie Pistolen und Maschinengewehre. „Zur Durchsetzung ihrer Forderungen war sie bereit, massive Gewalt anzuwenden“, sagt der Staatsanwalt.

Die streng hierarchisch gegliederte Bande - der mutmaßliche Chef sitzt inzwischen in Untersuchungshaft - habe arbeitsteilig agiert. So seien zum Beispiel vier Frauen für den Drogenverkauf in Discos und per Telefon zuständig gewesen.

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Auch die im heutigen Prozess Angeklagten sollen klare Aufgaben gehabt haben: Laut Anklage war ein 24-Jähriger für die Finanzverwaltung zuständig, ein 22-Jähriger für den Transport größerer Mengen Rauschgift und ein ebenfalls 22-Jähriger besorgte Fahrzeuge für Drogentransporte.

Den Männern werden unter anderem Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz vorgeworfen, einem von ihnen auch schwerer Raub und Freiheitsberaubung. Vor Gericht machten sie von ihrem Schweigerecht Gebrauch.

Die Angeklagten sollen im vergangenen Juni in Hürth eine niederländische Lieferung von 700 Kilogramm Marihuana entgegengenommen und in eine Lagerhalle gepackt haben.

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Diese Information soll einer der Angeklagten an noch unbekannte Komplizen verraten haben, mit denen er die Hälfte der Drogen geraubt haben soll. Dazu sollen sie den 24 Jahre alten Angeklagten als „Bewacher“ des Rauschgiftdepots gefesselt und mit einer Maschinenpistole bedroht haben.

Das Verschwinden der 350 Kilogramm Marihuana bildete nach Erkenntnissen der Ermittler den Auftakt einer Serie von Gewalttaten, mit denen die Bande Druck ausüben wollte, um ihre Drogen zurückzubekommen.

Unter anderem gab es Explosionen und Schüsse auf Häuser in verschiedenen Städten. Dafür sollen die geprellten Drogenhändler nach früheren Angaben der Ermittler niederländische Handlanger angeheuert haben.

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Bereits am Donnerstag und Freitag starten zwei weitere Prozesse zu dem Verfahrenskomplex „EG Sattla“. Die zusammen vier Angeklagten sollen zum Teil versucht haben, durch Geiselnahmen und Folterungen Informationen zu dem verschwundenen Rauschgift zu erpressen.

Diesen Prozessen dürften noch mehrere folgen. Die Kölner Staatsanwaltschaft bereitet nach eigenen Angaben derzeit mindestens sechs weitere Anklagen vor. Es werde inzwischen gegen mehr als 40 Beschuldigte ermittelt, über 25 Haftbefehle seien bisher erlassen worden, sagt ein Sprecher. „Der Arbeitsaufwand ist weiterhin sehr hoch, zumal sich aus den Ermittlungen regelmäßig weitere Ermittlungsansätze ergeben.“ (dpa)