Nach einem dramatischen SEK-Einsatz in Köln-Ehrenfeld musste sich ein Mann (57) vor Gericht verantworten. Zuvor soll er seiner Lebensgefährtin gedroht haben.
Siebenfacher MordversuchSollte SEK-Team sterben? Urteil gegen Kölner (57) gefallen
Als sie aufwacht, hört sie ein Zischen. Dann der Horror: Ihr Lebensgefährte steht neben ihr, hat eine Gasflasche geöffnet und droht: „Ich nehm’ dich mit!“
So schilderte die Frau (54) Mitte Juli beim Prozessbeginn gegen ihren Partner (57) den verhängnisvollen Morgen des 22. November letzten Jahres. Die Kölner Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass er sie mit in den Tod nehmen wollte. Jetzt ist das Urteil gegen den 57-Jährigen gefallen.
Nach Gas-Attacke auf SEK-Kräfte: So lautet das Urteil gegen Kölner (57)
Wegen versuchten Mordes in sieben Fällen, besonders schwerer Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung muss der Angeklagte für neun Jahre ins Gefängnis. Entlarvend sei gewesen, dass er kurz zuvor angekündigt habe, in die Geschichte eingehen zu wollen – offenbar mit einem großen Knall, heißt es beim „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Der Einsatz hätte auch für sieben SEK-Kräfte schlimm enden können. Als sie damals die Wohnung des Paares im zweiten Stock eines 16-Parteien-Hauses in Ehrenfeld gewaltsam betraten, hatte der 57-Jährige laut Anklage während des Zugriffs die Gasflasche erneut geöffnet und diesmal das ausströmende Gas mit einem Feuerzeug entzündet.
Die Staatsanwaltschaft warf ihm daher vor, billigend in Kauf genommen zu haben, dass die Kräfte durch das Feuer getötet werden könnten und beschuldigt ihn des versuchten Mordes in sieben Fällen.
Die Taten, bei denen vermutlich auch Schmerzmittel und Alkohol eine Rolle spielten, soll der Mann im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit begangen haben. Nach seiner Festnahme kam er zunächst in die Psychiatrie. Er litt offenbar an einer Psychose, die zwar kurz vor dem Vorfall abgeklungen war, aber zu einem paranoiden Erleben geführt haben könnte.
Inferno in Kölner Wohnung: SEK-Beamter von Rauch eingeschlossen
Das brennende Gas hatte ein regelrechtes Inferno ausgelöst. Das große Ecksofa im Wohnzimmer fing sofort Feuer, die Flammen fraßen sich durch die Schaumstoffpolster, griffen auf Möbel und sogar die Fensterrahmen über. Rasend schnell breitete sich schwarzer Rauch aus.
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Fünf SEKler konnten sich ins Untergeschoss retten, für zwei blieb aber nur die Flucht nach oben, beide erlitten dabei Rauchgasvergiftungen. Denn das Treppenhaus war inzwischen auch vollkommen verqualmt, einer der Männer war vom Rauch eingeschlossen, rettete sich zu einem Fenster, riss es auf und konnte dann erst wieder atmen.
57-Jähriger sprang von Balkon seiner Kölner Wohnung im 2. Stock
Auf einem Drohnenvideo, das im Gerichtssaal gezeigt wurde, sah man, wie der Angeklagte vor dem Feuer auf den Balkon flüchtete. Durch die geborstenen Scheiben quoll ein Schwall dichter Rauch, zog über die Fassade nach oben, im Wohnzimmer loderten hohe Flammen. Der 57-Jährige stieg auf das Balkongeländer, guckte sich um, zögerte, knapp drei Minuten später sprang er in die Tiefe.
Der Angeklagte zog sich dabei eine Fraktur des linken Unterschenkels zu, kam auf die Intensivstation der Kölner Uni-Klinik. Im Februar 2024 musste der Unterschenkel amputiert werden. In den Gerichtssaal humpelte der 57-Jährige auf Krücken rein. Er hat inzwischen eine Prothese, aber immer noch Schmerzen.
Zu den Vorwürfen konnte er sich beim Prozessauftakt am 11. Juli nicht äußern. Seine Pflichtverteidigerin Karin Bölter: „Er hat keinerlei Erinnerungen an den Tag.“ Kurz vor dem Urteilsspruch am Donnerstagnachmittag (22. August) entschuldigte er sich aber im letzten Wort für seine Tat.
Angeklagter Kölner (57) sprach von Wölfen, die ihn töten wollen
Dabei schien das Leben des 57-Jährigen lange Zeit relativ normal. Der seit mehreren Jahren Arbeitslose kümmerte sich um den Haushalt, kochte für sich und seine Lebensgefährtin, hatte sehr guten Kontakt zu seinen drei Geschwistern. Seine Lebensgefährtin, die bereits vor dem SEK-Einsatz aus der Wohnung fliehen konnte und inzwischen nichts mehr mit dem 57-Jährigen zu tun haben will, sagte im Prozess: „Er war immer freundlich, nett und hilfsbereit.“
Hier lesen: Vier Jahre kein Sex: Bluttat in Köln: Ehefrau sollte wegen angeblichem Liebhaber sterben
Allerdings sei er drei Tage vor der Tat stiller geworden. „Er hat auf der Couch gesessen und die Wand angestarrt, war teilnahmslos“, schilderte sie. Dann habe er plötzlich von Wölfen, den Zahlen 5 und 13 und von Toten gesprochen. Später wiederholte er immer wieder die Sätze „Es muss so sein“ und „Das ist aber so.“
Auch gegenüber dem psychiatrischen Sachverständigen, der ihn nach dem Vorfall mehrfach unter anderem in der LVR-Klinik Essen besuchte, erzählte der Beschuldigte von Wölfen, die hinter ihm her seien und ihn töten wollen.
Deine Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Du befindest dich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielst mit dem Gedanken, dir das Leben zu nehmen? Wenn du dir nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen kannst oder möchtest – hier findest du anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:
Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichst du rund um die Uhr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, mit denen du deine Sorgen und Ängste teilen kannst. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de Suizidprävention ist möglich!