Kölner SOS-KonzertFlüchtling Sara: „Werde ich abgeschoben, bin ich tot“
Köln – Sie trägt zusätzlich zum Mundschutz eine Maske im Gesicht, um nicht erkannt werden zu können.
Sara floh im November vergangenen Jahres aus dem Iran nach Köln und kann nicht mehr zurück. „Werde ich abgeschoben, bin ich tot“, sagt sie EXPRESS.
SOS-Konzert in der Kölner Philharmonie
Die in ihrer Heimat verfolgte konvertierte junge Frau ist eine der Hauptprotagonistinnen des Solidaritätskonzerts am Dienstagabend (22. September) in der Kölner Philharmonie mit dem Titel: SOS.
Dort will sie auf der Bühne an der Seite der Initiatoren, Pfarrer Hans Mörtter und Pianistin Sina Kloke, von ihrem Schicksal erzählen und auch über Missstände in der derzeitigen Flüchtlingshilfe aufmerksam machen.
„Leute, die hier ankommen, müssen würdiger behandelt werden. Wie Sara“, sagt Sina Kloke, die Sara seit Monaten unterstützt und begleitet.
Die Zustände in ihrer Flüchtlingsunterkunft in Düren seien ekelhaft. Sechs Frauen auf einem kleinen Zimmer. Zwei Duschen für 40 Frauen im gesamten Komplex.
Flüchtling Sara: Asylantrag nach einem Gespräch abgelehnt
Völlig fertig macht die junge Frau, dass ihr Asylantrag nach einem einzigen achtstündigen Interview durch das Bamf (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) abgelehnt wurde.
Mörtter und Co. gehen dagegen juristisch vor, ziehen vor das Verwaltungsgericht, die Klage ist raus: „Seit November ist sie Teil unserer Gemeinde der Lutherkirche, kommt jeden Sonntag zum Gottesdienst.“ Kloke: „Man unterstellt ihr, sie sei aus asyltaktischen Gründen konvertiert. Und man glaubt ihre Geschichte nicht. Es ist eine einzige Person, die über Leben und Tod entscheidet. Es ist ganz sicher, dass sie hingerichtet würde, wenn sie zurück müsste.“
Das belegen aktuelle Fakten der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM): In den vergangenen Wochen allein seien „35 bekennende Christen verhaftet worden".
Vier christliche Konvertiten seien am 1. August wegen „Verbreitung des zionistischen Christentums” und „Handlungen gegen die Staatssicherheit” zu Gefängnisstrafen zwischen zwei und fünf Jahren verurteil worden.
Kasalla zum Abschluss des Konzertabends
Sara sagt: „Ich habe den Behörden gesagt: Ich will kein Geld, ich bin keine arme Person. Ich möchte hier arbeiten und eine gute Person für dieses Land sein, sonst gar nichts.“
In der Philharmonie wird sie ihre Geschichte im Rahmen eines Interviews erzählen und will auf sich aufmerksam machen, stellvertretend für die Schicksale anderer.
Flüchtlinge am Mittelmeer: „Noch immer sterben Menschen”
Das Motto des Konzertabends, der mit einem Auftritt von Kasalla endet, fassen die Macher wie folgt zusammen:
„Immer noch sterben Menschen beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren oder werden unter unerträglichen Umständen in Lagern in Libyen, auf den griechischen Inseln oder entlang der Balkanroute festgehalten. Immer noch werden das Sterben und das Leid von der europäischen Politik weitgehend ignoriert und hingenommen. Aus diesem Grund engagieren sich viele Menschen und Organisationen aus Deutschland und Europa für die Flüchtlingshilfe.“
Knapp 1000 Besucher werden am Dienstagabend erwartet.