Fallzahlen explodierenAus Türkei: Kölner Senioren immer öfter und dreister abgezockt

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Senioren sollten am Telefon niemals persönliche Daten verraten - oder Geld und Schmuck abgeben. 

von Oliver Meyer  (mey)

Köln – Die Kölner können wieder aufatmen, denn die Kriminalität sinkt weiter (hier mehr zur neuen Kriminalitätsstatistik für Köln). Im Jahr 2018 um 8,11 Prozent auf 137.313 Straftaten. Doch es gibt auch eine dunkle Seite, die Polizeipräsident Uwe Jacob (63) große Sorgen bereitet: Telefon-Banden haben es auf Senioren abgesehen.

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Rocker der „Hells Angels" 

Starker Anstieg der Trickbetrug-Fälle in Köln

Die Fallzahlen explodierten um 34,25 Prozent auf 2246 Fälle. Die Täter sitzen in der Türkei, sprechen fließend deutsch und haben teilweise sogar in ganz seriösen Call-Centern gearbeitet. Doch jetzt haben die Anrufer einen miesen Auftrag: Rentner abzocken!

Was früher bei den Rockern der alten Schule undenkbar war: Mitglieder der Hells Angels nehmen die alten Leute aus.

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Der Kölner Ex-Türsteher Pate Neco Arabaci (46) soll hinter dem Großbetrug stecken. Er hat die Migranten-Rocker hinter sich, die die Senioren gnadenlos ausnehmen.

Kriminaldirektor erklärt das Vorgehen der Täter

Klaus-Stephan Becker, Leiter der Direktion Kriminalität: „Die Täter rufen wellenförmig in einer Nacht zig Senioren an und versuchen ihnen vorzugaukeln, dass sie es mit der Polizei zu tun haben. Dazu erscheint sogar die 110 im Telefon-Display. Es gibt Fälle, da hat man die Opfer mit dreisten Geschichten dazu überredet, ihr Geld und Schmuck aus dem Fenster zu werfen, es vor die Tür oder auf den Autoreifen zu legen“, erklärt er.

Dabei gehen die Täter sehr geschickt vor und bearbeiten die Opfer mit mehreren Anrufen so lange, bis sie auch den letzten Cent rausgerückt haben. Nicht selten ist der Schaden fünfstellig, so Becker. Der seelische Schaden bei den Opfern ist oft immens.

Weil auch andere Städte immer wieder von diesen Betrugsfällen betroffen sind, hat man bei einer Sicherheitskonferenz beschlossen, mit den türkischen Behörden diesen Call-Centern das Handwerk zu legen, die wie Pilze aus dem Boden schießen.

„Es ist schwer, an die Hinterleute zu gelangen. Die, die hier die Beute bei den Opfern abholen, sind nur Handlanger“, weiß Becker.

Die Geschichten der Betrüger sind dabei äußerst vielfältig. Entweder geben sie sich als Polizei aus, als Enkel, der plötzlich Geld braucht oder alten Bekannten, der plötzlich in finanzielle Not geraten ist.

„Die Polizei würde nie mit 110 anrufen und Geld oder Schmuck abholen. Wer nicht weiß, wen er da am Telefon hat, sollte auflegen und die Polizei informieren“, rät Becker daher.