Neun Jahre als Kölner OB hinterlassen Spuren – und Geschichten. Fritz Schramma hat viele davon erlebt – unter anderem rund um seine Teilnahme am CSD.
„Ich habe ihn noch“Weil er zum CSD ging: Bekannter Kölner schrieb OB Schramma bitterbösen Brief
Vor 15 Jahren nahm Fritz Schramma als Kölner OB seinen Hut, nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Zeit für einen Blick zurück. Das große EXPRESS-Interview, heute mit dem dritten und letzten Teil.
Diesmal im Fokus: die Erinnerungen an seinen toten Sohn und sein Verhältnis zu den Kölner (Ex-)Kardinälen.
Herr Schramma, je älter man wird, desto näher rückt die Frage, ob man den Führerschein abgeben möchte. Möchten Sie?
Das kommt sicher mal. Ich hoffe aber, dass ich noch mindestens zehn Jahre fahren kann.
Möchten Sie noch gern 99 werden?
Wenn die Gesundheit da ist – warum nicht? Aber es kann auch ganz schnell anders kommen und man sagt sich: Lieber heute als morgen. Da sind wir in Gottes Hand.
Wenn das so wäre, was würden Sie bis dahin noch gern in Köln erleben?
Eine Premiere in der Oper am alten Platz. Das geht mir auf den Keks, dass das Gebäude nicht fertig wird. Es wird ja alles immer teurer, und die Künstler sind davon auch betroffen. Muss man sich mal überlegen: Der Beschluss dazu ist schon in den Nuller Jahren gefasst worden, und immer noch kommen neue Probleme hinzu! Und keiner wagt im Moment, ein festes Datum zu nennen. Wahnsinn!
55 Jahre verheiratet, davon über 25 Jahre in der Politik – fand Ihre Frau Ulla das eigentlich immer toll, dass Sie manchmal von Termin zu Termin hetzten?
Meine Frau ist Gott sei Dank sehr an Politik interessiert und hat oft mit mir über Politik diskutiert. Das hat mir immer geholfen. Und außerdem war ihre Meinung manchmal richtiger als meine.
Hier lesen: Fritz Schramma über seine Behinderung – selbst Treppensteigen geht kaum noch
Ihr Sohn ist vor 23 Jahren als unbeteiligter Passant in der Kölner Innenstadt durch einen Raser getötet worden. Was denken Sie, wenn Sie hören, dass die Raser auch in Köln immer noch auf den Straßen sind?
Für mich ist es unerträglich, wenn ich höre, welche Unfälle sie bauen und welche Urteile manchmal gegen sie verhängt werden.
Ist er noch Teil Ihres Lebens?
Aber ja. Wir sprechen sehr oft über ihn und besuchen sein Grab. Wir feiern auch jedes Jahr seinen Geburtstag und machen dann was mit der Familie. Er ist unvergessen.
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Sie sind gläubiger Katholik. Verstehen Sie Kardinal Woelki?
Meist nicht, er zählt auch nicht zu meinen Freunden. Aber auch sein Vorgänger, Kardinal Meisner war nicht mein Freund. Ich habe noch einen bitterbösen Brief, in dem er mich rügte, weil ich zum CSD gegangen bin. Dann musste ich ihm klarmachen, dass das zu den Aufgaben eines Oberbürgermeisters gehört, und dass ich da sowieso keine Berührungsängste habe. Das hat er überhaupt nicht verstanden.
Wenn Sie Ihre eigene Beerdigung planen würden – würden Sie das „Trömmelchen“ für den Abschied vorschlagen?
Um Gottes willen, nein! Bitte kein Karneval am Grab. Wenn schon, dann bin ich für „Who wants to live forever“ von Queen oder „Je ne regrette rien“, also „ich bereue nichts“ von Edith Piaf. Ich möchte auch nicht mit der Litewka – also der Uniformjacke – in den Sarg gelegt werden.