Kölns größter Travestie-StarSophie Russel (†56): Plötzlicher Tod nach Weihnachtsshow

Travestiestar Sophie Russel sitzt am 10. November 2020 an der Rewe-Kasse.

Travestie-Star Sophie Russel jobbte auch bei Rewe an der Kasse. Das Foto wurde am 10. November 2020 aufgenommen.

Kölns größter Travestie-Star ist plötzlich verstorben. Sophie Russel wurde 56 Jahre alt.

von Christof Ernst  (che)

Trauer in der Kölner Szene! Im Alter von nur 56 Jahren ist Sophie Russel, Kölns größter Travestie-Star, unter dramatischen Umständen gestorben.

Vermutliche Todesursache ist ein schwerer grippaler Infekt. Noch am Mittwoch (18. Dezember 2024) hatte sie im Scala-Theater auf der Bühne gestanden.

Bei ihrem Auftritt wirkte Sophie Russel fahrig und unsicher

Theaterchef Ralf Borgartz sagte am 22. Dezember gegenüber EXPRESS: „Sie war eine tolle Künstlerin und ein guter Mensch. Wir sind verzweifelt.“

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Am Mittwoch stand Sophie Russel in der Weihnachtsrevue des Scala-Theaters auf der Bühne und sang, begleitet vom Orchester Helmut Blödgen, „Weihnachten bin ich zu Haus“ von Roy Black.

Ralf Borgartz: „Bei unseren Weihnachtskonzerten darf sich jeder aus dem Ensemble einen Song aussuchen. Als Sophie bei der ersten Probe am 7. Dezember das Lied sang, haben wir alle geweint. Es war unglaublich ergreifend.“

Am Mittwoch nahm das Drama seinen Lauf. Bei ihrem Auftritt wirkte Sophie Russel fahrig, unsicher, vergaß Teile des Textes – völlig untypisch für sie. Borgartz: „Sie schwankte und musste von der Bühne heruntergeführt werden.“ In der Pause meldete sich Sophie ab: „Ich gehe nach Hause, mir ist wirklich nicht gut.“ Sophies Auftritte in der Show wurden auf andere verteilt. Arne Hoffmann, Borgartz„ Lebensgefährte, übernahm den Roy-Black-Song.

Russel ließ sich krankschreiben, zog sich in ihre Wohnung am Eigelstein zurück. Kontaktversuche blieben unbeantwortet. Noch ahnte keiner den schrecklichen Grund. Ralf Borgartz: „Dass sie sich nicht meldete, war nichts Ungewöhnliches. Sophie ist auf der Bühne eine richtige Rampensau, aber ihr Zuhause war auch immer ihr Rückzugsort.“

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Als aber am Samstag (21. Dezember) immer noch kein Lebenszeichen zu vernehmen war und sich vor ihrer Wohnung die Pakete stapelten, wurde die Tür aufgebrochen: Sophie Russel lag tot auf dem Sofa! Vermutet wird eine verschleppte Grippe als Todesursache. Genauere Ergebnisse soll eine Obduktion ergeben.

Sophie Russel bei einem Auftritt im Scala-Theater am Ring in Köln

Sophie Russel (Mitte) bei einem Auftritt im Scala-Theater am Ring in Köln

Tatsache ist: Sophie hatte sich in den letzten Wochen total verändert, auch äußerlich: Innerhalb der letzten 18 Monate hatte sie, die zuvor locker 140 Kilo auf die Waage brachte, 60 Kilogramm abgenommen. So eine drastische Gewichtsabnahme ist extrem belastend für den Kreislauf.

Auslöser der Radikal-Kur, so vermutet es Ralf Borgartz, war der Tod von Sophies geliebter Schwester Nicole, die im März 2023 mit gerade mal 50 Jahren starb. „Danach“, so Borgartz, „hat sie wenig gegessen, dadurch einiges abgenommen und sie motiviert, das fortzusetzen. Sie besuchte einen Diät-Kochkurs ihrer Krankenkasse und ernährte sich fortan sehr gesundheitsbewusst.“

In einem großen Interview mit dem EXPRESS sagte Sophie Russel den wunderbaren Satz: „Ich bin ene Käl in Fraulücks-Kleeder“ und brachte es damit auf den Punkt.

Sophie Russels Karriere begann im legendären Kölner „Timp“

Sie/er wurde 1968 in Bad Godesberg als Junge geboren und blieb bis zum Tod ein Mann, der gerne schrille Fummel trug und sich grell schminkte. Als Sophie Russel 1987 nach Köln kam, begann ihre Karriere als Travestie-Star im legendären „Timp“. Dessen damaliger Chef Willi Geloneck gab ihr auch ihren Künstlernamen: „Du siehst aus wie Craig Russel (britischer Travestiekünstler, d. Red.) , also heißt du ab jetzt Sophie Russel.“ Seit 2009 gehörte sie zum Ensemble des Scala-Theaters.

„Weihnachten bin ich zu Haus“ singt Roy Black über seine Eltern: „Sie sind leider nicht hier / Doch die Tränen von mir sagen heute: Habt Dank dafür“. Sophie Russel ist nun auch nicht mehr hier. Alle, die sie kannten, danken ihr für unvergessliche, komische und anrührende Momente auf der Bühne und schämen sich ihrer Tränen nicht.