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Geheimnisse ihrer KarriereNikuta – wie sie zur starken Frau im Kölner Karneval wurde
Köln – Sie ist gegangen. An Veilchendienstag, dem Tag, an dem sie (fast) alle Jahre wieder ein neues Mottolied komponierte, verstarb Marie-Luise Nikuta im Seniorenheim des Clarenbachstifts. Sie wurde 81 Jahre alt. EXPRESS widmet der Motto-Queen eine dreiteilige Serie.
Kölner Williamsbau: Nikuta tritt mit 13 zum ersten Mal auf
M’r fiere Fastelovend“ – mit diesem Karnevalslied singt sich 1951 ein brünettes Mädchen in die Herzen der Kölner. Die kleine Marie-Luise tritt mit dem Kölner Kinderchor unter Käthe Buß- Schmitz auf einer Karnevalssitzung im legendären Williamsbau an der Aachener Straße auf. Der Erfolg – umwerfend!
Die Nikuta: Erst Schule und Ausbildung, dann große Liebe
Doch Schule und ihre Ausbildung zur Versicherungskauffrau gehen erst mal vor. Und dann die große Liebe. Die kommt 1960 mit Willi. „Wir sind uns auf der Florastraße in Nippes über den Weg gelaufen“, erzählte sie EXPRESS. „Mir ist damals mein Eis heruntergefallen“.
Ihr Zukünftiger findet augenblicklich Gefallen an der jungen Dame, die später mit „E paar Grosche för Ihs“ einen ihrer größten Hits landet.
Marie-Luise Nikuta verdankt ihrem Mann Willi ihre Karriere
Es ist auch ihr Mann Willi, dem sie ihre Karriere verdankt – und der sie zeit seines Lebens unterstützt. „Immer und immer war er für mich und unsere kleine Tochter da“, erinnerte sich die Nikuta in einem Gespräch. Er hört seiner Frau auch gerne zu, wenn sie zuhause singt.
Und eines Tages, am Elften im Elften, hört Willi Nikuta im Radio einen Teilnehmer-Aufruf zur Närrischen Hitparade. Er ist überzeugt: „Das kann meine Frau auch!“
1968 kommt Marie-Luise Nikutas Tochter Andrea zur Welt
Aber da ist Marie-Luise gerade schwanger mit ihrer gemeinsamen Tochter Andrea. Also singt Fritz Weber für sie das von ihr geschriebene Lied „Kölsch, Kölsch, Kölsch“ – und gewinnt den Wettbewerb.
Das spornt die Nikuta erst so richtig an. Schon ein Jahr später baut sie sich vor dem Festkomitee auf. Sie ist dabei sehr überzeugend – und darf endlich selbst auf die Bühne.
Einfach ist das nicht, wenn man Mutter eines Kleinkindes ist. Aber Willi ist da. Immer. Er schiebt die kleine Andrea im Kinderwagen zum Gürzenich, wechselt hinter der Bühne die Windeln und gibt Fläschchen, während sich Mama Marie-Luise vorne auf der Bühne die Seele aus dem Leib singt und um ihren Erfolg kämpft.
Der Leseraufruf zu Marie-Luise Nikuta – hier lesen Sie mehr
Willi und Marie-Luise Nikuta sind ein eingespieltes Team und ziehen am selben Strang. Immer. Ihre Tochter Andrea nennen sie „4711“ – weil sie einfach auch immer dabei ist. Ganz so, wie das berühmte kölsche Duftwässerchen zu jener Zeit in keiner Handtasche fehlt.
Kölner Karneval: Die männlichen Kollegen sind neidisch
Von den ersten Gagen wird ein Klavier gekauft, an dem sie fortan ihre Lieder komponiert. Und trotz aller neidischen Kommentare aus der Riege ihrer männlichen Kollegen, die auf ihre musikalische Karriere kein einziges Kölsch gewettet hätten, geht es jetzt stetig bergauf.
Ein kleiner Trick hilft der Nikuta dabei: Kaum hat das Festkomitee am Veilchen-Dienstag das nächste Motto verkündet, komponiert und textet sie das Lied dazu.
Marie-Luise Nikuta: Ihre rote Haarpracht ist ein Statement
Die rote, auftoupierte Haarpracht ist jetzt das Statement einer starken emanzipierten Frau, hinter der ein ebenso starker Mann steht. Und ihr Köbes-Kostüm verdeutlicht eindrucksvoll, dass die Nikuta auch auf der Bühne die Nase vorn hat. Es wird für Jahre ihr Markenzeichen.
Und ihr Willi? „Der hat immer an mich geglaubt“, erzählte Marie-Luise Nikuta in einem Interview. „Er hat mich unterstützt. Das war wichtig. Ich war ja eine der ganz wenigen Frauen im von Männern dominierten Karneval. Manche haben uns belächelt. Es gab sogar ein paar Machos, die tönten, dass sie sowas in ihrer Ehe nicht tolerieren würden.“
Willi schon. Der technische Angestellte und erfolgreiche Judoka sortiert ihre Noten neben Job und Training. Er kutschiert sie über 30 Jahre lang von Auftritt zu Auftritt.
2008 stirbt Willi Nikuta mit 78 Jahren im Kreise der Familie
Als Willi Nikuta krank wird, ist seine Marie-Luise da. Pflegt ihn und kümmert sich liebevoll um den zuletzt dementen Mann. Er stirbt am 14. Mai 2008 im Alter von 78 Jahren. Danach gesteht seine Witwe: „Ich fühle mich allein, ohne ihn“. Jetzt sind sie wieder vereint...