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Seckin Caglar (†16)Kölner Polizei lädt 355 Männer zum Speicheltest: Warum ausgerechnet die?

Seckin Caglar, die 1991 in Köln-Poll ermordet wurde.

Seckin Caglar wurde 1991 in Köln-Poll ermordet.

Seckin Caglar wurde 1991 ermordet. Mehr als 31 Jahre später sind 355 Männer zum Speicheltest geladen. Wie kommt die Polizei Köln ausgerechnet auf sie? Und was passiert im Anschluss mit den Speichelproben? Hier Antworten auf viele Fragen.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Der ungeklärte Mord an Seckin Caglar: Auch mehr als 31 Jahre nach dem gewaltsamen Tod der 16-Jährigen haben viele der rund 11.000 Menschen, die in Köln-Poll leben, das schreckliche Verbrechen nicht vergessen. Zumal der Mörder der jungen Kölnerin immer noch nicht gefasst werden konnte.

Das soll sich ändern! Die Ermittlungen in diesem sogenannten Cold Case nehmen Fahrt auf. Besonders große Hoffnungen setzen die Mordermittlerinnen und -ermittler auf den Massengentest, zu dem 355 Männer eine Einladung erhalten haben. Wie kommt die Polizei auf diese Zahl? Und ist die Teilnahme verpflichtend?

Seckin Caglar: Polizei lädt 355 Männer zum Speicheltest – warum die?

Seckin Caglar wurde am 16. Oktober 1991 in unmittelbarer Nähe der KVB-Haltestelle „Poll-Autobahn“ (heute: Baumschulenweg) vergewaltigt und ermordet. Die Tat passierte an einem Mittwoch, vermutlich zwischen 18.40 und 19.30 Uhr – kurz vor dem EM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Wales.

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Damals konnten Blutspuren gesichert werden, die mutmaßlich vom Täter stammen. Die DNA-Analyse gab es aber noch nicht. Inzwischen schon. Und die Methoden werden immer besser und damit steigt auch die Chance, den Mörder mehr als 31 Jahre nach der Tat zu überführen. Mittlerweile ist es sogar möglich, genetische Verwandtschaftsverhältnisse über eine DNA-Probe zu bestimmen.

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Am Samstag (18. März 2023) sind 355 Männer aufgefordert, eine Speichelprobe für eine DNA-Reihenuntersuchung abzugeben.

Um wen handelt es sich dabei?

  1. Per Amtsgerichtsbeschluss wurden alle Personen um eine Speichelprobe gebeten, die dem Täterprofil entsprechen. Das heißt, dass nur männliche Personen eingeladen wurden, die einen Bezug nach Köln-Poll haben beziehungsweise hatten und zum Tatzeitpunkt 14 bis 75 Jahre alt waren.  

Bin ich zur Teilnahme verpflichtet, wenn ich eingeladen bin?

  1. Die Entnahme der Speichelprobe kann nur erfolgen, wenn eine Einverständniserklärung unterschrieben wird. Die Mithilfe ist natürlich sehr wünschenswert, weil das Verbrechen an Seckin Caglar dadurch aufgeklärt werden könnte.

Was passiert mit meinen Daten, meinem DNA-Profil und meiner Speichelprobe?

  1. Die Speichelprobe wird anonymisiert zum Landeskriminalamt NRW gesandt. Nach dem Abgleich mit der tatrelevanten DNA werden die Speichelprobe und die persönlichen Daten vernichtet. Das DNA-Profil wird also nur für diesen Einzelfall verwendet. Es findet weder eine Speicherung noch ein Abgleich mit anderen Fällen statt. 

Was passiert, wenn die Untersuchung ergibt, dass ich zum Täter in einem Verwandtschaftsverhältnis stehen könnte?

  1. In dem Fall werden Ermittlungen im Verwandtschaftskreis erforderlich, die im Einzelfall auch eine persönliche Kontaktaufnahme bedeuten können. 

Warum wird die DNA-Reihenuntersuchung erst jetzt durchgeführt?

  1. Als das Verbrechen 1991 passierte, waren die wissenschaftlichen Methoden noch nicht so weit, dass die DNA so gut analysiert werden konnte, um den Spurenverursacher oder eine mit ihm verwandte Person erkennen zu können. Dies ist erst jetzt möglich. Zudem hat sich die Gesetzeslage verändert. Erst seit 2017 dürfen Verwandtschaftsverhältnisse erkannt und verwertet werden. 

Welche Informationen aus der DNA werden verwendet?

  1. Das DNA-Profil, das im Labor erstellt wird, lässt allein die direkte Spurenzuordnung sowie die Feststellung von Verwandtschaftsverhältnissen zum Spurenverursacher (mutmaßlicher Täter) zu. Informationen über körperliche Merkmale wie zum Beispiel Haut- und Haarfarbe oder Erbkrankheiten der Teilnehmer werden daraus nicht abgeleitet. 

Kölner Polizei startet im Fall Seckin Caglar Plakat- und Swingcards-Aktion

Die Ermittlerinnen und Ermittler der Kölner Mordkommission setzen alles dran, Seckins Mörder zu finden. Neben der DNA-Reihenuntersuchung haben sie bereits am Mittwoch (8. März 2023) rund um die Ausbildungsstätte der 16-Jährigen, den Tatort sowie den Stadtbahnen der Linie 7 eine Plakat- und Swingcards-Aktion („Wer kennt meinen Mörder?“) gestartet.

Sie wollen auf den Fall, der schon so lange zurückliegt, wieder aufmerksam machen. Der gewaltsame Tod der jungen Seckin – er soll endlich gesühnt werden. (iri)