Bleibt der Muezzin-Ruf in Köln zu hören? Der Start des Pilotprojekts sorgte vor zwei Jahren für Aufsehen.
Pilotprojekt beendetBleibt der Muezzin-Ruf in Köln zu hören? Entscheidung steht bevor
Seit mittlerweile zwei Jahren gehört er in Köln-Ehrenfeld dazu: Der freitägliche Muezzin-Ruf von der Zentralmoschee, der die Gläubigen zum Freitagsgebet auffordert.
Das Pilotprojekt, den Muezzin-Ruf in Köln unter bestimmten Auflagen zu erlauben, wurde von der Stadt 2022 gestartet. Nachdem die anberaumte Zeit des „Austestens“ nun vorbei ist, wird nun eine Entscheidung fallen, ob der Muezzin-Ruf auch über die Dauer des Pilotprojekts hinaus in Ehrenfeld zu hören sein wird.
Muezzin-Ruf in Köln: Projekt soll unbefristet verlängert werden
Und die Entscheidung scheint dabei schon gefallen zu sein: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Stadtverwaltung wollen den Gebetsruf unbefristet verlängern – das will sie am Dienstag (19. November 2024) auch dem Integrationsrat in seiner Sitzung mitteilen.
Das geht aus einer Mitteilung hervor, aus der die Sitzungsunterlagen zu entnehmen sind. Demnach habe die Zentralmoschee in Ehrenfeld seit Beginn des Muezzin-Projekts alle auferlegten Regeln eingehalten, Verstöße habe es keine gegeben. Darunter fällt zum Beispiel der maximale Dezibelwert von 60 oder die Nicht-Überschreitung von maximal fünf Minuten, in denen der Ruf des Muezzins erfolgen darf.
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Aus dem Dokument geht außerdem hervor, dass das städtische Amt für Vielfalt und Integration seit Beginn des Projektes im Jahr 2022 152 Bürgeranfragen erhalten habe – die Mehrzahl habe sich dabei negativ geäußert. Zudem habe es nur „wenige konstruktive Äußerungen“ gegeben, heißt es weiter. Kurios: Von den 152 Anfragen kamen gerade einmal 18, also rund elf Prozent, von Bürgerinnen und Bürgern mit einem Wohnsitz in Köln. 641 Beschwerden wurden darüber hinaus an das städtische Beschwerdemanagement gestellt – hier war jedoch keine Aufschlüsselung nach der Postleitzahl möglich.
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Ob es zukünftig neben der Zentralmoschee auch weitere muslimische Gemeinden in Köln geben könnte, die den Muezzin-Ruf beantragen, bleibt offen. Von der Stadt heißt es dazu: „Aktuell sind der Stadt Köln keine weiteren Interessenbekundungen bekannt. Zu Beginn des Projektes gab es neben der Moscheegemeinde an der Venloer Str. 160 noch eine weitere Gemeinde, die Interesse bekundet, dieses dann aber nicht weiterverfolgt hat. Gründe, weshalb die interessierte Gemeinde keinen Antrag eingereicht hat, sind der Stadt Köln nicht bekannt.“
Warum es wichtig sei, das Projekt auf unbestimmte Zeit zu verlängern, begründet die Stadt so: „Aufgrund des zunehmend islamfeindlichen Diskurses ist es aus Sicht der Verwaltung mehr denn je notwendig, den interreligiösen Dialog insgesamt sowie die Kommunikation mit den muslimischen Glaubensgemeinschaften auf Augenhöhe fortzusetzen. Muslime in Deutschland dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Gleichwohl ist ein kritischer Blick auf die politischen Verbindungen der Islamverbände in Deutschland notwendig. Auch hierüber muss und wird seitens der Stadt Köln mit Vertreterinnen und Vertretern der Verbände gesprochen.“