Köln – Verdamp lang her, dass Wolfgang Niedecken (63) mit der Kirche was am Hut hatte: Nach den schlimmen Erfahrungen als Schüler im Pallotiner-Internat St. Albert in Rheinbach, wo er von Patres jahrelang verprügelt wurde, trat der BAP-Frontmann aus der Kirche aus. Auch seine vier Kinder gehören keiner Religion an.
Umso überraschender sein Bekenntnis im EXPRESS: „Ich wünsche mir manchmal, meine Kinder Severin, Robin, Isis und Joana-Josephine wären getauft,. Dann könnte ich mit ihnen besser über das Christentum reden.“
Sein Argument: Wären die Pänz in den Religionsunterricht gegangen, hätten sie mehr Wissen über das Christentum erhalten. Niedecken: „Es ist nun mal eine Tatsache, dass das kulturelle Fundament Europas das Christentum ist – trotz aller Querschläger und Furchtbarkeiten.“
Man merkt: Niedecken diskutiert leidenschaftlich über Religion, aber seine Kinder sind nur bedingt die richtigen Gesprächspartner. Trotz seines Kirchenaustrittes sei er kein Atheist, sagt der BAP-Chef. Er sei aber sicher kein so naiv-frommer Mensch wie sein Vater.
Niedecken: „Er hat gelitten wie ein Schwein. Weil er geschieden war und zum zweiten Mal geheiratet hatte, war er exkommuniziert. Er ging zwar regelmäßig sonntags um 9 Uhr in die Messe, aber nicht zur Kommunion.“
Dabei hätte sein Vater das ruhig machen können: „Es stand ihm ja nicht auf der Stirn geschrieben, dass er exkommuniziert ist. Aber nein, er hat sich strikt daran gehalten und wahnsinnig darunter gelitten. Das ist eine unbarmherzige Religion, die so etwas möglich macht. Das kann ich denen nicht verzeihen.“
Ein wenig Hoffnung setzt Niedecken in Papst Franziskus, der die Hilfe armer und leidender Menschen zum Schwerpunkt des Katholizismus erklärt hat.
Er würde sich deshalb wünschen, wenn Franziskus das Verhütungsverbot gerade in Afrika lockern würde, wo er in Uganda das Hilfsprojekt „Rebound“ unterstützt: „Meine Hochachtung gehört den Nonnen, die dort Leprakranke waschen. Eine von ihnen verteilt auch wie selbstverständlich Kondome. Sie sagte mir: «Weißt du, der Papst ist in Rom, aber wir sind hier in Afrika».“