Umjubelter Auftritt im TanzbrunnenMega-Star leistet sich beim Köln-Konzert seltenen Luxus

Sänger und Gitarrist Nile Rodgers bei seinem Konzert mit der Band Chic.

Nile Rodgers bei seinem Konzert im Kölner Tanzbrunnen am 2. August 2023.

Nile Rodgers ist nicht nur Gründungsmitglied der Disco-Band Chic. Der US-Musiker komponierte auch zahlreiche Nummer-eins-Hits für andere Stars. Diese Songs präsentierte er nun beim Köln-Konzert im Tanzbrunnen.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Nach 100 mitreißenden Konzertminuten wollte der Star des Abends gar nicht mehr von der Bühne. Noch lange nach dem letzten Song kniete Nile Rodgers (70) am Bühnenrand des Kölner Tanzbrunnens und unterschrieb Plattenhüllen, nahm Geschenke entgegen und ließ sich von den Fans feiern.

Seit über 50 Jahren ist der Großmeister der Disco-Gitarre im Musikbusiness unterwegs. Am Mittwochabend (2. August 2023) spielte er in Köln. „Ihr seid so fantastisch, so funky. Wir werden jetzt jedes Jahr wiederkommen“, sagte der Musiker glücklich.

Nile Rodgers schrieb Mega-Hits für Madonna, David Bowie, Diana Ross

Mit seiner 1977 gegründeten Band Chic, von der er selbst als einziger verblieben ist, tourt der US-Star derzeit durch Europa, um sein komplettes Schaffen zu präsentieren. Denn insgesamt schrieb, produzierte und bespielte der Musiker zahlreiche Alben, die sich weltweit mehr als 500 Millionen Mal verkauften.

Alles zum Thema Tanzbrunnen

In Köln konnte er sich daher einen seltenen Luxus leisten. Den größten Hit seiner Band „Le Freak“ („Le freak, c’est chic. Freak out!“), der weltweit über sieben Millionen Mal verkauft wurde, haute er gleich zu Beginn des Konzerts raus. Es folgten direkt weitere Chic-Klassiker wie „Everybody Dance“ und „I want your Love“.

Sänger und Gitarrist Nile Rodgers bei seinem Konzert mit der Band Chic.

Nile Rodgers ist ein Virtuose auf seiner „Hitmaker“ getauften Gitarre.

Doch die US-Band, die maßgeblichen Einfluss auf die Pop- und Discomusik der späten 1970er und frühen 1980er Jahre hatte, ist nur ein Teil des Musikers mit der weißen Haube, der schwarzen Chanel-Sonnenbrille und dem eng taillierten Jackett in Giftgrün mit Chanel-Glitzerbrosche.

Rodgers wurde sowohl in die „Rock ’n’ Roll Hall of Fame“ als auch in die „Songwriters Hall of Fame“ aufgenommen. Der Ausnahme-Gitarrist, der dieses Jahr seinen sechsten Grammy gewonnen hat, hat unfassbar viele weltberühmte Songs produziert. Immer wieder erzählte er, wie die verschiedenen Lieder sein Leben verändert hätten.

Mit David Bowie saß er beispielsweise im Studio, als beide keinen Plattenvertrag hatten. Dann haben sie den Mega-Hit „Let’s Dance“ aufgenommen, von dort an lief alles anders. Mit Madonna produzierte er die Knaller „Material Girl“ und „Like A Virgin“, mit Diana Ross Klassiker wie „Upside Down“ oder „I’m Coming Out“.

Alle seine Hits haben ein zentrales Element gemeinsam: die spezielle 1960er Fender Hardtail Stratocaster aus einem Musikladen in Miami. Diese Gitarre trägt den Namen „Hitmaker“ nicht von ungefähr. Während der 26 Songs legte Rodgers sein „Baby“ nicht für eine Sekunde zur Seite. Ob bei „Notorious“ von Duran Duran, der Beyoncé-Single „Cuff It“, „We are Family“ von Sister Sledge oder „Lady“ von Modjo – Rodgers zupfte sich durch alle Knaller.

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Seiner achtköpfigen Begleitband ließ er dabei genug Raum, sich zu präsentieren. Vor der großartigen Soulstimme von Sängerin Kimberly Davis ging der Megastar sogar anerkennend in die Knie. Auch Sängerin Folami gab vor allem den Madonna-Hits einen frischen Anstrich.

Dass Rodgers einen Monat vor seinem 71. Geburtstag nochmals solch einen Triumphzug mit seinem Schaffen unternehmen kann, war nicht abzusehen. Drogenprobleme in der Disco-Szene der Siebziger und zwei Krebserkrankungen warfen ihn zurück. Doch vor allem das French-House-Projekt Daft Punk brachte ihn vor zehn Jahren zurück auf die große Bühne.

Nile Rodgers: „Get Lucky“ von Daft Punk brachte ihn zurück zum Erfolg

Die Single „Get Lucky“, die Rodgers zusammen mit Pharrell Williams aufnahm, wurde zum Mega-Hit. Für das Album „Random Access Memories“ gab’s den Grammy. „Das war der erste Grammy für ein Dance-Album seit ‚Saturday Night Fever‘. Das hat mein Leben verändert“, sagte er nochmals gerührt.

Beim Sister Sledge-Hit „Thinking Of You“ zeigte der Komponist im Tanzbrunnen noch stolz das Fotoalbum seiner Karriere. Und als er zum Finale aus dem Chic-Hit „Good Times“ rüber in die Hymne „Rapper’s Delight“ von der Sugarhill Gang überleitete und selbst den Rap-Part übernahm, flippten die rund 5000 Fans so aus, dass drei Bandmitglieder begeistert mit ihren Handys Aufnahmen vom Kölner Publikum machen mussten.