Harte Merz-KritikProtest-Szenen vor CDU-Geschäftsstelle in Köln – Parteichef mittendrin

Die Proteste gegen die CDU gehen weiter. Am Morgen suchte Parteichef Karl-Alexander Mandl das Gespräch.

von Thomas Werner  (tw)

Der OB-Kandidat für Köln ist (endlich) gefunden, die Prognosen für die Bundestagswahl am 23. Februar deuten auf eine Mehrheit hin – doch die CDU kommt nicht zur Ruhe!

Bereits am Mittwochabend (29. Januar 2025) hatte es in vielen Städten, auch in Köln, Proteste gegen die CDU und Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) gegeben. Der Grund: Ein von der Unionsfraktion eingebrachter Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik hat im Bundestag eine Mehrheit erzielt – mit den Stimmen der AfD.

Weiter Kritik an der CDU und Friedrich Merz, auch in Köln

Merz hat im Falle einer CDU-Mehrheit bei der Wahl eine Koalition mit der AfD zwar ausgeschlossen, bewegt sich für viele Kritiker (z.B. mit der geplanten Verschärfung der Migrationspolitik) aber doch zu nah am rechten Rand.

Am Donnerstagmorgen (30. Januar) gehen die Proteste weiter. Die Geschäftsstelle der Kölner CDU (in der Straße Unter Taschenmacher) wurde am Morgen von einigen Personen belagert. Auch die größtenteils jungen Personen wollten ihren Unmut über die vermeintliche „Zusammenarbeit“ mit der AfD zum Ausdruck bringen.

Gegen 9.45 Uhr suchte der Kölner Parteivorsitzende Karl Alexander Mandl das Gespräch mit den Personen vor Ort.

„Es ist immer wichtig, miteinander zu reden. Ich habe Verständnis für die Sorge vieler Menschen“, sagte Mandl später zu EXPRESS.de. „Der erste Antrag der CDU wurde gestern mit den Stimmen der AfD beschlossen. Beim zweiten Antrag der CDU stimmten SPD und Grüne zusammen mit der AfD dagegen. Das zeigt, wie paradox die Situation ist und dass wir alle rhetorisch abrüsten und mehr über die Sachfragen sprechen sollten.“

Auch wolle er in solchen Situationen vor Ort sein, um seine eigenen Leute zu schützen. „Mir war es auch wichtig, jetzt bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu sein. Sie müssen in Ruhe und ungestört arbeiten.“

Auch auf der großen Anti-Rechts-Demo in Köln am Samstag (25. Januar), die sich eigentlich vor allem gegen die AfD richtete, hatte Merz viel Kritik abbekommen. Kritiker und Kritikerinnen sehen in seinem Verhalten eine Gefahr für die sogenannten „Brandmauer“, die die demokratischen Parteien und die Demokratie an sich von Gefahren wie der rechten AfD-Politik trennen soll.

Karl-Alexander Mandl im Gespräch mit einigen Personen in Köln.

Karl-Alexander Mandl begab sich am Donnerstagmorgen (30. Januar) ins Gespräch mit den protestierenden Menschen vor Ort.

Die Angriffe auf Merz jedoch sorgen bei der Kölner CDU selbst für Unmut. Dass in Teilen der Demo Friedrich Merz unter anderem als „Steigbügelhalter des Faschismus“, diffamiert wurde, untergrabe den demokratischen Diskurs, hieß es in einem öffentlichen Statement am Dienstag (28. Januar).

Die CDU Köln sehe sich „in einer besonderen Verantwortung, klare Trennlinien zwischen politischem Gegner und Extremismus zu ziehen.“

Bei aktuellen Wahlumfragen liegt die CDU bei etwa 30 Prozent, eine Kanzlerschaft von Merz gilt als wahrscheinlich. Zweitstärkste Kraft könnte nach aktuellem Stand die AfD (ca. 22 Prozent) werden, erst dahinter folgen in Umfragen die SPD (ca. 15 Prozent), die Grünen (ca. zwölf Prozent) sowie das Bündnis Sahra Wagenknecht (ca. sechs Prozent).