Aktuell stehen fünf Polizisten in Köln vor Gericht. Dabei sind bei der Schilderung Begriffe wie „Hebel am Hinterkopf“ und „Blendschlag“ gefallen.
„Hebel am Hinterkopf“, „Blendschlag“Prozess gegen Kölner Polizisten: Martialische Begriffe gefallen
Zur Polizei zu gehen, ist für viele ein Wunsch. Doch der Job ist auch gefährlich, verlangt zudem Erfahrung und Umsicht. Ein Prozess am Kölner Landgericht schlägt daher hohe Wellen.
Dort müssen sich derzeit fünf Kölner Polizisten (26 bis 42) verantworten, weil sie gegenüber einem Familienvater (59) übermäßig Gewalt angewendet haben sollen. Sie alle bestreiten das.
Köln: Angeklagter spricht von „Hebel am Hinterkopf“ und „Blendschlag“
Bei ihren Schilderungen des Vorfalls fielen jedoch scheinbar martialische Ausdrücke. EXPRESS.de hakte beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP NRW) nach. Die Behörde ist für die Aus- und Fortbildung der NRW-Polizei verantwortlich.
Der alkoholisierte Familienvater soll sich in einen Routineeinsatz eingemischt haben. „Er hat die Distanz zu uns immer wieder unterschritten“, schilderte einer der Angeklagten, der den Familienvater wenig später „mittels Hebel am Hinterkopf“ zu Boden brachte. Auch sprach er von einem „Blendschlag ins Gesicht“.
Es handelt sich dabei um polizeiliche Eingriffstechniken, wie ein Sprecher des LAFP NRW gegenüber EXPRESS.de erklärte. „Sie sind medizinisch untersucht und bestätigt“, sagt Sevinc Sethmacher. Diese Techniken würden grundsätzlich über eine Kontrolle des Kopfes erfolgen. Sethmacher: „Über den Kopf wird der Körper der Person gesteuert und unter Beachtung der Wirbelsäulenstabilität in der Regel zu Boden gebracht.“
Ausbildung bei Polizei: Ablenken, um Festnahme zu ermöglichen
Darüber hinaus würden die Eingriffstechniken physische Ablenkungstechniken („Blendschlag“) vorsehen. Durch eine Ablenkung soll die eigentliche Festnahmetechnik ermöglicht beziehungsweise mit geringerem Widerstand durchgeführt werden können.
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Grundsätzlich achten Polizistinnen und Polizisten bei Einsätzen darauf, dass zwischen ihnen und möglichen Angreifenden ein körperlicher Abstand besteht – aus Selbstschutz.
„Die Distanz ist abhängig von der jeweiligen Einsatzsituation im Einzelfall, dem Verhalten des polizeilichen Gegenübers sowie der sich daraus ergebenden Gefahrenprognose der einschreitenden Polizeibeamtinnen und -beamte“, erklärt der LAFP-Sprecher von NRW.
LAFP-Sprecher: Polizei-Job ist „gefahrenvoll“
In der polizeilichen Aus- und Fortbildung würden grundsätzlich alle denkbaren Gefahrensituation trainiert, die sich ergeben können, so Sevinc Sethmacher weiter. Dabei würden Erfahrungen aus Einsatzlagen gezielt in die regelmäßige Fortentwicklung einfließen. Auch durch nationalen und internationalen Informationsaustausch.
Der Job sei „gefahrenvoll“, sagt er. „Es gilt, besondere Herausforderungen anzunehmen, wie sie kaum andere Berufe mit sich bringen. Seit vielen Jahren bereitet sich die Polizei gezielt mit Einsatzkonzepten und Trainings in einsatztaktischer, rechtlicher und ethischer Hinsicht auf Ausnahmesituationen im Dienstalltag vor.“
Fünf Polizisten in Köln vor Gericht: Vorwürfe gegen sie sind heftig
Im aktuellen Prozess vor dem Kölner Landgericht wirft die Anklage den fünf Polizisten vor, den Familienvater zu Boden gebracht, geschlagen und getreten zu haben. Sie hätten nicht deeskalierend reagiert, stattdessen habe einer der zunächst vor Ort gewesenen Beamten „aus nicht geklärten Gründen“ Verstärkung angefordert.
Die Schilderungen der Angeklagten wichen stark von den Vorwürfen ab. Unter anderem beteuerte der Hauptangeklagte, dass es keine Tritte gegeben habe. Auch hätten sie zuvor mehrfach versucht, den Mann zu beruhigen.