„Seid laut“Aufregung in der Innenstadt: Mann kündigt seinen Job mitten auf der Ehrenstraße

Screenshot aus dem Instagra-Video von Chris Gabriel, in dem er seinen Job mitten auf der Ehrenstraße in Köln kündigt.

Der gebürtige Brasilianer Chris Gabriel hat seinen Job am vergangenen Mittwoch (26. Juli 2023) bei einer Bekleidungsfirma in der Kölner Ehrenstraße wegen rassistischen Äußerungen gekündigt. Er verkündete seine Entscheidung mitten auf der Straße und ermutigte die Passantinnen und Passanten, entschieden gegen Rassismus vorzugehen.

Chris Gabriel (25) wollte ein Zeichen setzen und begründete seine Kündigung in der Öffentlichkeit, mitten auf der Kölner Ehrenstraße. Der gebürtige Brasilianer setzt sich gegen Rassismus ein.

von Niklas Brühl  (nb)

Was war denn am vergangenen Mittwoch (26. Juli 2023) auf der Ehrenstraße los? Plötzlich stand ein junger Mann auf der Straße der belebten Kölner Einkaufsstraße und erzählte von seiner Entscheidung, seinen Job gekündigt zu haben – wegen rassistischen Äußerungen. Bei dem Mann handelt es sich um Chris Gabriel (25).

Der gebürtige Brasilianer arbeitete in einem Bekleidungsgeschäft auf der Ehrenstraße, ist nebenbei jedoch auch als Musiker oder Schauspieler aktiv, spielte unter anderem in der Netflix-Serie „Hype“ mit. Das Video seiner lautstarken Ansage auf der Ehrenstraße ist auf seinem Instagram-Account zu sehen, bislang wurde es bereits über 7000 Mal angeklickt. Aber was ist dem 25-Jährigen genau widerfahren? EXPRESS.de hat bei Chris Gabriel nachgefragt.

Rassismus in Kölner Bekleidungsgeschäft?

„Entschuldigung, es tut mir furchtbar leid. Ich bin eigentlich nicht laut, aber das ist anders, wenn es um Rassismus geht“ – so beginnt der 25-jährige Chris seine Ansage auf der belebten Ehrenstraße am vergangenen Mittwoch. Viele Passantinnen und Passanten laufen währenddessen an ihm vorbei.

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Weiter sagt er: „In Brasilien machen wir folgendes, wenn es um Rassismus geht: Zwischen die Reifen kippen wir Alkohol. Die Person darf dann entscheiden, ob wir Streichhölzer oder Feuerzeuge benutzen. Wir sind nicht in Brasilien, auch hier gibt es Rassisten. Seid laut, wenn es um dieses Thema geht. Ich habe gekündigt, wegen Rassismus.“

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Gegenüber EXPRESS.de erklärt Chris Gabriel seine Aktion in der Kölner Innenstadt so: „Ich habe das nicht gemacht, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich bin auch nicht Malcom X. Aber man sollte für sich selbst einstehen und genügend Respekt vor sich selbst haben, Rassismus im Alltag nicht zu akzeptieren. Ich wollte ein Zeichen setzen.“

Hier geht es zu Chris' Aktion auf der Ehrenstraße:

Aber was war eigentlich genau passiert? Chris arbeitete seit einiger Zeit in einem Bekleidungsgeschäft auf der Ehrenstraße, er sagt über seinen Job: „Ich habe sehr gerne dort gearbeitet und ich mache auch dem Unternehmen keinen Vorwurf. Genauso wenig verurteile ich Deutschland im Allgemeinen. Rassismus gibt es überall und es wird Zeit, die einzelnen Personen zur Verantwortung zu ziehen.“

Gekündigt wegen Rassismus: Kölner Chris mit eindringlichem Appell

Immer wieder habe es vom Manager des Bekleidungsgeschäfts herablassende Sprüche oder Witze in Richtung des 25-Jährigen gegeben. Am vergangenen Mittwoch sei ihm schließlich der Kragen geplatzt: „Ich habe einer Probearbeiterin den Laden gezeigt und ein wenig eingearbeitet. Alles war okay. Schließlich brachte ich sie zum Store-Manager.“

Vor dem Beisein der Frau sei es dann erneut zu einer rassistischen Entgleisung des Managers gekommen, wie Chris berichtet: „Er stellte mich ihr so ein wenig vor. Dabei ging er auch auf meine Tätigkeit als Schauspieler ein. Irgendwann folgte dann der Spruch: ‚Irgendwann bekommt der bestimmt eine Rolle in Hollywood. Aber dann suchen die einen weißen Mann und plötzlich kommt da dann ein schwarzer an.‘ Für mich war es ab dem Punkt genug und endlich war es auch mal so, dass es eine dritte Person mitbekommen hat.“

Der Brasilianer Chris Gabriel schaut in die Kamera.

Chris Gabriel ist auch als Schauspieler und Musiker tätig.

Chris sagt, er könne gut über sich selbst lachen – dies ende jedoch an dem Punkt, wenn diskriminierende Sprüche als Witze deklariert werden würden: „Wir dürfen nicht diskriminieren, egal in welche Richtung. Rassismus, Homophobie – das hat in unserer Gesellschaft nichts zu suchen. Und an die Opfer solcher Entgleisungen gebe ich den Tipp: Steht zu euch selbst und eurer Person. Ertragt solche Dinge nicht, weil es möglicherweise von mächtigeren Personen wie der Chefin oder dem Chef kommt und ihr Angst habt zu handeln, damit ihr euer Essen auf den Teller bekommt und die Miete bezahlt könnt. Niemand muss diese Dinge hinter den eigenen Stolz stellen.“

Kölner Chris bekommt viel Zuspruch und bereut Kündigung nicht

Chris ist nun auf der Suche nach einem neuen Job. Die Entscheidung gekündigt zu haben, bereut er keineswegs – genauso wie die Aufnahme auf der Ehrenstraße: „Die Idee für das Video kam mir sehr spontan, als ich die Entscheidung getroffen habe, meinen Job dort aufzugeben. Ich lebe seit über 15 Jahren in Deutschland, habe eine gute Erziehung genossen. Ich bin aber die ersten Jahren in Brasiliens Favelas aufgewachsen – dort lernt man, sich nichts gefallen zu lassen.“

In den Kommentaren unter dem Instagram-Video erhält Chris viel Zuspruch, dort heißt es beispielsweise: „Bleib stark, mein Freund“, „Respekt“ oder „Gib Rassismus keine Chance“. Dem ist nichts hinzuzufügen.