OB im AuslandReker plötzlich weg aus Köln – Rede in dieser anderen Stadt ist „eine riesige Chance“

Henriette Reker mit blauem Schal bei einer Rede beim dbb in Köln.

Kölns OB Henriette Reker, hier im Januar 2024 bei der Jahrestagung des Deutschen Beamtenbundes (dbb) im Congress-Centrum der Koelnmesse, ist ins Ausland gereist.

Kölns OB Henriette Reker ist ausgeflogen. Mit einer Rede im Vatikan will sie in Sachen Klimaschutz helfen.

von Thomas Werner  (tw)

Termine reihen sich als Kölner Oberbürgermeisterin nur so aneinander. Und doch ist die aktuelle Reise für OB Henriette Reker (67, parteilos) etwas ganz Besonderes.

Denn: Wie die Stadt Köln am Mittwoch (15. Mai 2024) bekanntgab, ist Reker zu einer Audienz bei Papst Franziskus in den Vatikan gereist.

Große Klima-Konferenz im Vatikan, auch Kölns OB Henriette Reker ist eingeladen

Und nicht nur das: Sie folgt mit der Reise auch der Einladung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften zur dreitägigen internationalen Konferenz „Von der Klimakonferenz zur Klimaresilienz“.

Alles zum Thema Henriette Reker

Die Akademie hat unter anderem Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus aller Welt ausgewählt, die sich im Klimaschutz mit herausragenden Ideen und Projekten engagieren, die besonderen Herausforderungen gegenüberstehen oder die Vorreiterinnen und Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel sind.

Auszeichnungen, Aufreger und ein Attentat

Das Leben von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Henriette Reker sitzt auf einem Spielplatz auf einer Schaukel.

Henriette Reker ist die erste Oberbürgermeisterin von Köln. Seit fast zehn Jahren lenkt sie inzwischen die Geschicke der Dom-Stadt und hatte dabei mit einigen Hindernissen zu kämpfen. Ein Attentat stoppte fast ihren steilen Aufstieg an die politische Spitze Kölns. In unserer Bildergalerie sind die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben von Henriette Reker zusammengetragen. Das Foto wurde am 6. Mai 2020 aufgenommen.

Henriette Reker posiert im Jahr 2015 in Köln.

Henriette Reker wurde am 9. Dezember 1956 in Köln geboren. Dennoch startete sie – nach ihrer Zulassung als Rechtsanwältin am Münsteraner Landgericht 1996 – ihre politische Karriere in Gelsenkirchen. Das Foto wurde am 9. Januar 2015 aufgenommen.

Henriette Reker lächelt in die Kamera.

Im Jahr 2000 wurde sie in Gelsenkirchen parteilose Beigeordnete für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz. Nach zehn Jahren wechselte sie schließlich auf Vorschlag der Grünen als Beigeordnete für Soziales, Integration und Umwelt nach Köln. Das Foto wurde am 16. Oktober 2015 aufgenommen.

Ein Wahlplakat von Henriette Reker 2015.

Im Januar 2015 wurde die parteilose Henriette Reker als Kandidatin für das Amt der Kölner Oberbürgermeisterin vorgestellt. Dabei wurde sie unter anderem von der CDU, der FDP und den Grünen unterstützt. Das Foto zeigt ein Wahlplakat am 11. September 2015.

Genesungswünsche hängen 2015 in Köln an einem Wahlplakat von Henriette Reker.

Der Wahlkampf wurde schließlich von einem furchtbaren Zwischenfall überschattet: Am 17. Oktober 2015, einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl, wurde Henriette Reker an einem Informationsstand der CDU in Köln-Braunsfeld bei einem Messer-Attentat schwer verletzt. Als Grund für den Angriff nannte der rechtsextreme Täter nach seiner Verhaftung Rekers Flüchtlingspolitik. Das Foto zeigt Genesungswünsche an einem Wahlplakat am 19. Oktober 2015.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sitzt umringt von Kameraleuten im Rathaus in Köln.

Aufgrund des Attentats wurde der Wahlkampf zwar eingestellt, doch fand die Wahl wie geplant statt. Henriette Reker gewann am 18. Oktober 2015 mit 52,66 Prozent der abgegebenen Stimmen – zu diesem Zeitpunkt lag sie im künstlichen Koma. Am 22. Oktober unterschrieb sie schließlich im Krankenhaus die Annahmeerklärung und wurde damit erste Oberbürgermeisterin von Köln. Das Foto im Rathaus wurde am 23. November aufgenommen.

Henriette Reker spricht vor einem Verhandlungssaal des Oberlandesgerichts in Düsseldorf.

Kurz nach ihrem Amtsantritt musste Henriette Reker heftige Kritik einstecken. Ihre Reaktion auf den Silvester-Skandal, bei dem es in der Nacht auf den 1. Januar 2016 am Kölner Hauptbahnhof zu sexuellen Übergriffen kam, wurde allgemein als unzureichend aufgefasst. Ihre Verhaltensvorschläge für Frauen, sie sollten unter anderem mehr als eine Armlänge Abstand halten, stießen in der Bevölkerung auf Empörung. Das Foto wurde am 29. April 2016 aufgenommen.

Henriette Reker spricht auf einer Demonstration.

Reichlich Zuspruch erhielt sie wiederum für ihre außergewöhnliche Flüchtlingspolitik. Für ihre unorthodoxen Maßnahmen zur Flüchtlingsunterbringung und ihren Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung wurde sie im Juni 2016 mit dem Hildegard Hamm-Brücher-Förderpreis für Demokratie lernen und erfahren des Fördervereins Demokratisch Handeln ausgezeichnet. Das Foto wurde am 22. April 2017 aufgenommen.

Henriette Reker im Rosenmontagsumzug in Köln.

Als echte Kölnerin bleibt Henriette Reker auch dem Karneval nicht fern. Anfang 2015 war sie die erste Frau, die seit Gründung der ältesten Karnevalsgesellschaft Die Grosse von 1823 zur Ehrensenatorin ernannt wurde. Anfang 2016 war sie dann die erste Frau, die seit Gründung des Karnevalvereins Rote Funken im Jahre 1823 in das aktive Korps aufgenommen wurde und beim Kölner Rosenmontagszug in der Uniform des Traditionsvereins erscheinen durfte. Das Foto wurde am 12. Februar 2024 aufgenommen.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker steht vor ihren Wahlplakaten.

2020 wurde Henriette Reker als Kölner Oberbürgermeisterin wiedergewählt. Zwar verfehlte sie diesmal im ersten Wahlgang mit 45,05 Prozent die absolute Mehrheit der Stimmen, gewann aber dann die Stichwahl am 27. September mit 59,27 Prozent der Stimmen. Ihre zweite Amtszeit endet regulär am 31. Oktober 2025. Das Foto wurde am 20. Juli 2020 aufgenommen.

1/10

Kein Zufall, denn: Auch Papst Franziskus (87), seit 2013 im Amt, legt Wert auf Maßnahmen gegen den Klimawandel. In seiner Enzyklika (Rundschreiben an die Bischöfe und die Gläubigen) „Laudato si“ aus dem Jahr 2015 hatte er Klimaschutz zu einem zentralen Schwerpunkt seiner Amtszeit gemacht.

Reker wird nicht nur teilnehmen, sondern am Donnerstag (16. Mai) auch eine Rede im Vatikan halten – zu den Herausforderungen und Antworten des Klimawandels auf kommunaler Ebene.

Darüber hinaus will sich Reker mit anderen Stadtoberhäuptern aus aller Welt vernetzen und Werbung für das eigene Tun machen: Die Stadt Köln hat sich das Ziel gesteckt, bis 2035 klimaneutral zu sein und die Herausforderungen des Klimawandels zu einem Schwerpunkt ihrer internationalen Arbeit gemacht.

Reker: „Im Vatikan zu sprechen, ist mir eine große Ehre“

Reker will in dieser Richtung viel bewegen, auch wenn ihre Arbeit erst nach dem Ende ihrer Amtszeit Früchte tragen sollte. Über mögliche Nachfolger als Oberbürgermeister von Köln ab 2025 wird in der Öffentlichkeit schon offen debattiert. Eine erneute Kandidatur von Reker selbst ist noch offen.

„Im Vatikan zu sprechen, ist mir eine große Ehre und auch eine riesige Chance“, sagt die Oberbürgermeisterin selbst. „Städte sind hochanfällig für die Folgen des Klimawandels und tragen selbst in hohem Maße dazu bei. Wir als Kommunen sind aufgefordert, jetzt zu handeln und uns gegenseitig noch stärker weltweit zu vernetzen.“

Zum Ende des Gipfels im Vatikan werden alle Teilnehmenden ein Abschlussprotokoll unterzeichnen, das an die Vereinten Nationen übergeben und an alle Mitgliedsländer übermittelt werden wird.