Pannen-BaustelleFertigstellung der Oper wieder verschoben, Kosten noch höher – „Drama“ und „Desaster“

Die Oper Köln auf dem Offenbachplatz.

Die Dauer-Baustelle der Oper Köln auf dem Offenbachplatz (hier am 8. Juli 2024).

Seit über zwölf Jahren wird die Kölner Oper am Offenbachplatz saniert. Die Baustelle erzeugt immer größere Kosten. Jetzt hat die Verwaltung über den aktuellen Stand an den Bühnen informiert.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Anfang Mai hatte Henriette Reker (67, parteilos) im Rahmen einer Pressekonferenz zum Endlos-Drama rund um die Baustelle der Kölner Oper am Offenbachplatz verraten, dass sie bereits ein Kleid für die Wiedereröffnung der historischen Häuser im Schrank habe.

Dieses kann sie weiterhin der Öffentlichkeit präsentieren – dann jedoch nicht mehr als Oberbürgermeisterin. Die Sanierung der Kölner Bühnen verzögert sich weiter und wird noch teurer, wie die Stadt am Donnerstag (29. August 2024) im Muschelsaal des Historischen Rathauses mitteilte.

Kölner Bühnen-Sanierung wird noch teurer und dauert noch länger

Die bauliche Fertigstellung aller vier Häuser ist bis zum Ende des zweiten Halbjahres 2025 vorgesehen. Konkretere Termine sollen Anfang 2025 vorliegen. Wann die Spielstätten konkret wieder eröffnen, ist derzeit also weiter völlig offen. Zudem wurde verkündet, dass die Baukosten aufgrund der erneuten Bauzeitverlängerung auf rund 800 Millionen Euro wachsen dürften – Zinsen und Kosten für Ausweichquartiere kommen noch hinzu.

Alles zum Thema Henriette Reker

„Für mich ist das wirklich sehr enttäuschend. Bis zuletzt war ich hoffnungsvoll und entschlossen, die Bühne am Offenbachplatz im nächsten Jahr zu eröffnen“, sagte Reker zerknirscht. „Ich habe dieses Projekt auch persönlich eng begleitet, muss aber jetzt feststellen, dass die Realität ist, dass es mir nicht gelungen ist, das Projekt so fertigzustellen, wie ich es mir vorgestellt hatte und wie die Kölnerinnen und Kölner es auch verdient hätten.“

Reker wird ihre dann zehnjährige Amtszeit ohne Erfolgsmeldung beenden. „Auch wenn ich nicht unmittelbar involviert bin, trage ich als Oberbürgermeisterin letztlich die Verantwortung, der ich mich natürlich stelle“, sagte sie. Ähnlich hatte sie sich bereits im Mai geäußert.

Für die vielen Menschen, die der Eröffnung schon so lange entgegenfiebern, sei diese erneute Verzögerung „unglaublich bitter“. Jeder Tag und Monat der Verzögerung sei für die gesamte Stadtgesellschaft „schwer zu ertragen“ und „frustrierend“. Einschneidend sei die Nachricht auch für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Das Ganze sei ein „Drama“ und „Desaster“.

Pressekonferenz der Stadt im Rathaus.

Projektleiter Professor Jürgen Marc Volm, Betriebsleiter Markus Greitemann, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Beigeordnete für Kunst und Kultur, Stefan Charles (v.l.), verkündeten am Donnerstag (29. August 2024) die nächsten Hiobsbotschaften rund um die Bühnen.

Die Spielzeit 2024/25 der Oper wird somit komplett im Staatenhaus und die Spielzeit des Schauspiels vollständig im Depot stattfinden. Kulturdezernent Stefan Charles erklärte am Donnerstag: „Wir planen auch die Spielzeit 2025/26 erst einmal wieder in den Interimsspielstätten.“

Seit dem 1. Juli hat das Sanierungsprojekt eine neue Führung: Markus Greitemann, der Beigeordnete für Planen und Bauen, ist neuer technischer Betriebsleiter, nachdem Bernd Streitberger in den Ruhestand gegangen ist. Die Projektleitung übernahm zudem Professor Jürgen Marc Volm, der in ähnlicher Funktion auch den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums führt.

„Wir sind intensiv und demütig an die Aufgabe reingegangen“, sagte Greitemann. Sein erstes Urteil nach der Übernahme des Projekts: „Wir haben nicht die Performance auf die Baustelle gebracht, die prognostiziert war. Die Baustelle leidet massiv an Performance-Schwierigkeiten. Es mussten auch Umbau- und Rückbau-Maßnahmen vorgenommen werden, weil die erbrachten Leistungen absolut mangelhaft waren.“

Oper Köln: „Haben nicht die Performance auf die Baustelle gebracht“

Eine der Maßnahmen: „Wir haben uns von Firmen getrennt, beispielsweise vom Trockenbauer.“ Projektleiter Professor Jürgen Marc Volm ergänzte: „Wir haben die Organisationsstruktur maßgeblich umgebaut und haben klare Teilprojekte gebildet. Die Prozesse zur Fertigstellung haben wir genau analysiert.“ Zudem soll die Zahl der Arbeitenden auf der Baustelle von 170 auf 300 bis 350 erhöht werden.

Auch wenn die neuen Verantwortlichen erst in diesem Jahr in das Problem-Projekt eingestiegen sind, zeigen sie sich optimistisch. „Wir beiden sind überzeugt davon, dass die Baustelle fertiggestellt wird. Wir wollen sie fertigstellen und sind dafür verantwortlich“, sagte Greitemann.

Selbst die Oberbürgermeisterin ertappte sich dabei, skeptisch zu bleiben: „Ich habe mich am Morgen gefragt: Warum kann ich das eigentlich ihnen glauben?“ Volm entgegnete: „Wir sind sehr engagiert im gesamten Team, diese Maßnahme zu Ende zu bringen. Aufgrund der Analyse haben wir Klarheit, welche Aufgaben wir vor uns haben. Es ist noch einiges zu tun.“

Volm sprach von Detailfragen, von Strukturveränderungen, von der Reduzierung von Schnittstellen. Es klang wie das Pfeifen im Walde. Als auch Greitemann spürte, dass die Zweifel doch trotz des vorgetragenen Optimismus' groß sind, verwies er auf frühere Leistungen: „Ich bin überzeugt, dass das möglich ist. Hier stehen Menschen, die haben bereits Bauwerke in ähnlichen Größenordnungen fertiggestellt.“

Oper Köln: Sanierung läuft seit 2012 – Kosten explodierten jährlich

Die Bühnen werden seit 2012 saniert, das ursprüngliche Budget betrug 253 Millionen Euro. Nach drei Jahren Bautätigkeit wurde jedoch klar, dass der geplante Termin der Wiedereröffnung am 7. November 2015 unter anderem wegen gravierender Probleme mit der technischen Ausstattung (Belüftung, Klimatisierung, Elektrizität) und beim Brandschutz abgesagt werden muss.

Da das Ensemble am Offenbachplatz seit 1989 unter Denkmalschutz steht, konnte es nicht einfach abgerissen werden. Das Drama um eine Baustelle mit explodieren Kosten nahm seinen Lauf.