Der geplante Wiedereröffnungstermin für die Kölner Oper Ende Juni 2024 kann auch nicht eingehalten werden. Mit einem neuen Projektmanager soll die Problembaustelle nun betreut werden.
Kölns Pannen-BaustelleWiedereröffnung der Oper erneut verschoben – „sehr enttäuschend“
Es ist Kölns Vorzeige-Pannenbaustelle. Das Drama um die Opernsanierung am Offenbachplatz nimmt kein Ende. Die Probleme im alten Riphahn-Bau, der seit 1989 unter Denkmalschutz steht, haben jetzt schon einen unrühmlichen Platz in der Stadtgeschichte.
Als 2012 mit der Sanierung von Oper, Schauspiel, Kinderoper und Kleinem Haus begonnen wurde, hofften alle Beteiligte, im Sommer 2015 wieder zum gewohnten Platz zurückkehren zu können. Doch immer wieder traten neue Probleme mit der Haustechnik bei den Bauarbeiten zutage. Inzwischen dauert die Sanierung schon über zwölf Jahre.
Oberbürgermeisterin Reker: Opern-Fertigstellung nicht im Juni möglich
Die geplante Fertigstellung wurde immer wieder nach hinten korrigiert – auf 2019, auf 2020. Zuletzt war der Übergabetermin von Ende März auf den 28. Juni 2024 geschoben worden. Am Freitag (3. Mai 2024) musste Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) zerknirscht feststellen: „Die Fertigstellung im Juni wird nicht möglich sein. Für mich ist diese Nachricht enttäuschend, sehr enttäuschend“.
Ende April sollte mit der Abnahme der Technikräume ein weiterer Meilenstein gesetzt werden. Aber auch der konnte nicht eingehalten werden. „Wir sind vom Tempo auf der Baustelle nicht schnell genug. Die Staubfreiheit ist nicht gegeben, um die Beleuchtungs- und Medientechnik sowie die IT-Komponenten einzubringen“, sagte Kulturdezernent Stefan Charles. „Uns fehlen auch schlicht Kapazitäten im Bereich Trockenbau“.
Nach der erneuten Bankrotterklärung halten sich die Verantwortlichen nun mit Prognosen zurück. „Für mich ist es besonders enttäuschend, dass wir keinen neuen Zeitplan für die Fertigstellung nennen können“, sagte Charles. Die Oberbürgermeisterin sieht sich im Rahmen ihrer Amtszeit bis September 2025 aber schon auf der Wiedereröffnungsfeier. „Ich habe mir sogar schon etwas zum Anziehen gekauft“, sagte Reker.
Chef-Sanierer Bernd Streitberger ließ sich von der Stadt wie folgt zitieren: „Der aktuelle Terminplan ist nicht mehr einzuhalten, wofür ich die Verantwortung übernehme. Mir ist sehr bewusst, wie enttäuschend diese erneute Verschiebung ist, letztlich auch für mich. Zumal ich diese Aufgabe mit dem Vorsatz übernommen habe, gerade solche Entwicklungen zu verhindern.“
Da Streitberger zum 30. Juni ausscheidet, werden die Aufgaben neu verteilt. Prof. Jürgen Marc Volm soll nun als Projektmanager operativ die Großbaustelle zu einem erfolgreichen Ende bringen. Der wurde bereits für den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums engagiert. Baudezernent Markus Greitemann wird als technischer Betriebsleiter die Aufgaben übernehmen.
Greitemann schaute sich noch am Freitag auf der Baustelle um. „Wir werden das fertigstellen. Es gibt keine technischen No-Gos. Uns fehlen die Menschen im Trockenbau, damit wir schneller arbeiten können“. Auch Reker kommentierte den abermaligen Verzug trotzig: „Es macht keinen Sinn, das vorschnell fertigzustellen, was nicht funktioniert.“
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Sie wies auch darauf hin, dass die Entscheidung zur Sanierung bereits vor ihrer Amtsübernahme beschlossen wurde. „Ich musste damals feststellen, dass nichts stimmte auf der Baustelle. Das ist alles sehr enttäuschend. Aber ich glaube nach wie vor an die Fertigstellung und die Rückkehr an den Offenbachplatz“. Nach aktuellem Stand sind erst 120 von 312 Baustellenbereichen fertiggestellt.
Oper Köln: Kosten für Sanierung werden weiter steigen
Die Oberbürgermeisterin musste gleichzeitig einräumen, dass die Kosten weiter explodieren werden. Statt der vor zwölf Jahren ausgerufenen 253 Millionen Euro liegen die Baukosten aktuell bei 704 Millionen. Hinzu kommen 371 Millionen Euro für Kredite und 130 Millionen für Ausweichspielstätten. Das Gesamtprojekt liegt daher aktuell bei über 1,2 Milliarden Euro.
Wann die Bühnen wieder eröffnen, steht also in den Sternen. Die Spielzeit 2024/25 beginnt vorsorglich wieder in den rechtsrheinischen Ausweichstätten Staatenhaus und Depot. Charles träumt weiterhin von einem raschen Umzug, räumte aber auch ein, dass im Großteil des Teams die Enttäuschung groß sei.