BAP-Musiker Wolfgang Niedecken hat seinen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Köln nachgeholt. Oberbürgermeisterin Henriette Reker würdigte den Künstler und entpuppte sich als großer Fan.
Reker zeigt sich als Mega-FanNiedecken im Rathaus geehrt – Musiker schwärmt von Demo-Erlebnis
Mit seinen „Zeitreise“-Konzerten im Sartory-Saal hat Wolfgang Niedecken (72) vor Weihnachten die Fans begeistert. In diesem Jahr steht eine große Deutschland-Tour mit den Hits der BAP-Anfangsjahre an. 48 Jahre nach Bandgründung ist die BAP-Musik gefragter denn je.
Für sein außergewöhnliches Engagement für die Stadt Köln und das Thema Menschenrechte wollte ihn daher auch seine Heimatstadt ehren. Eigentlich sollte sich Niedecken bereits im vergangenen Dezember in das Goldene Buch der Stadt eintragen. Damals standen jedoch die Konzerte an, weshalb Rolly Brings, Dr. Monika Hauser und Alice Schwarzer ohne ihn im Historischen Rathaus empfangen wurden.
Wolfgang Niedecken: Engagierter Musiker, Maler und Autor
Am Freitag (26. Januar 2024) konnte der Festakt im Hansasaal nachgeholt werden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (67) hatte für die zweithöchste Ehrung der Stadt extra die Amtskette umgelegt und entpuppte sich dabei als echter Fan.
„Ich schwärme seit Jahrzehnten für dich, Wolfgang. Als engagierter Musiker, Maler und Autor ist er weit über die Stadtgrenzen bekannt. Ich habe auch dazu beigetragen, als ich in Bayern studiert habe. Meine ganzen niederbayrischen Kommilitonen mussten sich ‚Verdamp lang her‘ anhören, bis es ihnen an den Ohren herauskam.“
Reker sagte in ihrer Laudatio: „Eine Zeitung schrieb einst, er würde als Singer-Songwriter in einem Atemzug mit Bruce Springsteen genannt, wäre seine Muttersprache nicht Kölsch, sondern Englisch. Diesem Urteil kann ich mich anschließen, verbunden mit der Dankbarkeit dafür, dass er unserer kölschen Sprache treu geblieben ist. Wolfgang Niedecken hat mit der Band BAP Musikgeschichte geschrieben.“
Die Oberbürgermeisterin verwies auf die Botschaften der Lieder. „Er hat mit gefestigten Überzeugungen zu einer demokratischen Gesellschaft Texte verfasst, die viele zum Nachdenken bringen. Beispielhaft dafür steht das Lied ‚Ruhe vor‘m Sturm‘, in dem es um den Erfolg nationalistischer und autoritärer Parteien geht.“ Im Song heißt es: „Spürs du die Ruhe vor`m Sturm? Kütt dir nit ir`ndjet bekannt vüür? Seltsame Ruhe vor`m Sturm. Do woor doch jet, schon ens: Ruhe vor`m Sturm.“
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Neben seiner engagierten Rolle als Musiker war Niedecken auch stets als Aktivist aktiv. Seine Initiative „Arsch huh“ gegen den rechtsidiologischen Hass brachte 1992 über 100.000 Menschen am Chlodwigplatz zusammen. Zudem ist er Botschafter der Hilfsaktion „Gemeinsam für Afrika“.
Genau deshalb passe die Ehrung laut Reker nun perfekt in eine Zeit, wo die Zivilgesellschaft aufgestanden sei. Köln habe am Sonntag (21. Januar) in der Deutzer Werft bei der großen Demonstration gegen die AfD einen Aufstand der Demokraten erlebt. „Alle, die an die Achtung und den Schutz der Menschenwürde glauben, sind jetzt in der Pflicht zu widersprechen, wenn Grenzen des Sag- und Denkbaren überschritten sind.“
Wolfgang Niedecken: „Anti-AfD-Demo war Balsam für die Seele“
Niedecken war selbst bei der Demonstration vor Ort. „Das war Balsam auf meine Seele. Ich bin mit einem Lächeln auf den Lippen ins Bett gegangen“, sagte der Musiker. „Endlich passiert was. Da herrschte ein ähnlicher Geist wie 1992 am Chlodwigplatz. Die Leute wollten mit ihrem Erscheinen die Botschaft senden: An uns müsst ihr vorbeikommen. Das war ein guter Anfang, wir müssen durchhalten. Vielleicht kriegt man den einen oder anderen wieder zurückgeholt.“
Bei einem kleinen Sektempfang tauschte sich die Oberbürgermeisterin noch im kleinen Rahmen mit dem Sänger aus. „Für seine Musik und sein Engagement wurde er vielfach ausgezeichnet“, sagte Reker. „Mit seinem Eintrag ins Goldene Buch kommt eine weitere Ehrung dazu. Sie soll die Verbundenheit zu seiner Geburtsstadt ausdrücken.“