von Béla Csányi (bc)
Baujahr 1961Bonnerin fährt Kult-Auto Isetta bis heute – unglaublich, was sie zahlte
Bonn – Es war eine Investition von umgerechnet nur 75 Euro, doch für Jutta Beyer-Vollprecht (75) aus Bonn war es das wohl beste Geschäft ihres Lebens. Für einen Betrag, der heute vielerorts nicht mal für ein Monatsticket für Bus und Bahn ausreicht, kaufte sie sich in den 1960er-Jahren eine BMW Isetta. Mit ihrem Oldtimer ist sie auch heute noch glücklich unterwegs und hat viel zu berichten.
Am Freitag (20.15 Uhr) ist die Bonnerin in der Reihe „Der Duft der großen weiten Welt. Unser Land in den 60ern“ im WDR-Fernsehen zu sehen. Für EXPRESS blickte sie vorab schon einmal auf ihre schönsten Erlebnisse.
Bonnerin spulte mit BMW Isetta 500.000 Kilometer in ganz Europa ab
Ob sich die Investition von damals 150 Mark ausgezahlt habe? Auf jeden Fall. „Das Auto habe ich auch mit in die Ehe gebracht“ , berichtet Beyer-Vollprecht lachend über ihr den im Volksmund gerne „Knutschkugel“ genannten Wagen (Baujahr 1961). Der Tacho weist inzwischen knapp 500.000 gefahrene Kilometer auf Europas Straßen auf.
Beim Kauf war der kleine Wagen zunächst für deutlich kürzere Strecken gedacht: Weil ihr Freund bei der Bundeswehr in München stationiert war, hatte die Friesdorferin vor allem die gut 500 Kilometer für ihre Fahrten Richtung Süden im Blick.
Später wurde die Isetta auf unzähligen Reisen durch ganz Europa zum treuen Begleiter, egal ob am Nordkap oder in Griechenland. „Solange die Dinge funktionieren, muss ich nichts Neues holen. Meine Isetta läuft und läuft und läuft“, gibt sich die Besitzerin pragmatisch.
Bonnerin will BMW Isetta bis heute nicht abgeben
Auch heute ist sie noch mit ihrer Isetta unterwegs. Sitzheizung oder ein moderner Bordcomputer reizen sie nicht: „Man sitzt wie auf dem Sofa, hat kein Geblinke vor sich. Was will ich mehr?“. Im Vergleich zu den heutigen Modellen sei ihre langjährige Begleiterin außerdem deutlich pflegeleichter.
„Wenn mein KFZ-Meister mir berichtet, was an den heutigen Autos so alles dran ist – ich würde immer einen Wutanfall bekommen“, ist sich Beyer-Vollprecht sicher. Kleine Wehwehchen des Autos nimmt sie gelassen hin und denkt stattdessen lieber an die vielen Erlebnisse in über fünf gemeinsamen Jahrzehnten.
Bonnerin erlebte europaweit Geschichten mit ihrer BMW Isetta
Immer wieder wurde sie im Ausland allein wegen ihrer kultigen Isetta zum Essen eingeladen. In Süditalien gestikulierte ein Schäfer einmal beim Vorbeifahren wild. Ihr Mann befürchtete einen Überfall, doch der Fremde wollte sich das Schmuckstück nur einmal aus der Nähe ansehen. Anschließend lud er das Ehepaar zum Kaffee ein.
In Großbritannien gab es die Reparatur der Bremse sogar mal kostenlos, weil die Isetta es dem Mechaniker so sehr angetan hatte. „Die Leute waren immer erstaunt, wenn eine Deutsche mit so einem Auto kam“, erinnert sich Beyer-Vollprecht. Normalerweise brachte man ihre Landsleute andernorts stets mit den neuesten Fabrikaten in Verbindung.
Schon vor Jahrzehnten wirkte ihr fahrbarer Untersatz dagegen angenehm aus der Zeit gefallen – und sorgt bis heute für viele Geschichten, die mit einem Auto für mehr als 150 Mark wohl niemals entstanden wären.