Flut-Drama im LandtagBei einem Punkt verliert Reul die Fassung: „Was sind das für Menschen?“

Herbert Reul von der CDU, NRW-Innenminister, steht Rede und Antwort zur Flutkatastrophe im NRW-Landtag.

Herbert Reul, NRW-Innenminister, steht Rede und Antwort zur Flutkatastrophe im NRW-Landtag. Unser Bild wurde im Oktober 2020 in Düsseldorf gemacht.

In einer Sondersitzung im NRW-Landtag hat sich Innenminister Herbert Reul zur Flut-Katastrophe geäußert. Bei einem Punkt verlor der Minister seine Fassung.

Düsseldorf. Knapp zwei Wochen nach Beginn der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch, 28. Juli 2021, öffentlich Rede und Antwort zum Katastrophenschutz gestanden. Der Innenausschuss ist im Düsseldorfer Landtag zu einer Sondersitzung zusammengekommen, um eine vorläufige Bilanz des Jahrhundert-Unwetters zu ziehen.

Reul zur Flutkatastophe in NRW: Alle Infos in Stichpunkten

Was sagt Herbert Reul über die Flutkatastrophe? An dieser Stelle fassen wir die wichtigsten Inhalte der Sondersitzung in übersichtlichen Stichpunkten für Sie zusammen:

  1. 11.55: Das System überbehördlicher Hilfskoordination sei für die Bewältigung der Katastrophe maßgeblich gewesen und habe sich grundsätzlich bewährt.
  2. 11.51: Laut dem Deutschen Wetterdienst seien die Ausmaße der Unwetter-Katastrophe im Vorhinein nicht vorhersehbar gewesen. Da brauche es bessere Mechanismen, so Reul.
  3. 11.48: Es bleibe das Problem. Reul: „Was nützen uns Sirenen, wenn keiner darauf reagiert oder keiner weiß, was eigentlich zu machen ist?“
  4. 11.46: Das Thema Warnung sei im Angesicht so schwerer Unwetterereignisse wichtiger als je zuvor, erklärt Reul. „Alle haben geglaubt, das brauchen wir alles nicht mehr. Das hatten wir nicht genug auf dem Schirm.“

Flut-Katastrophe live im Landtag: Bei einem Punkt verliert Reul die Fassung

  1. 11.37: Reul müsse es leider auch sagen, doch es ist in den vergangenen Wochen und Tagen sei immer wieder zu Fällen teils schwerem Diebstahl und Körperverletzungen gekommen. Auch Beleidigungen seien an der Tagesordnung in den Krisengebieten gewesn.
    Vor allem aber die Schaulustigen und Gaffer, welche die Arbeiten behinderten, stößt dem Innenminister bitter auf. Reul: „Das ist wirklich unerträglich.“ Die Not anderer Menschen ausnutzen, „das werden wir auf keinen Fall dulden“. Helfer seien sogar mit Schlamm beworfen worden. „Was sind das für Menschen?“
  2. 11.33: Reul: „Viele Leute haben weiter kein fließendes Wasser aus dem Hahn.“ Auch Strom sei in vielen Regionen noch nicht vollständig wiederhergestellt.
  3. 11.32: Weiter sind etliche Straßen und Gleisstrecken der Deutschen Bahn blockiert und zerstört. „Da gilt es erstmal, die großen Brocken aus dem Weg zu räumen“, berichtet Reul.
  4. 11.30: Reul drückt seine große Dankbarkeit für den unermüdlichen Einsatz der Helfer zum Ausdruck. Laut Reul hat inzwischen sogar das US-Militär Unterstützung angeboten. Da fehle aber noch die Zustimmung aus dem Parlament.
  5. 11.25: Reul brach damals sofort seinen Urlaub ab, als es zu der Katastrophe gekommen war. „Der Stau auf den Straßen hat mir nicht gepasst, muss ich ganz ehrlich sagen“, erinnert sich Reul.
  6. 11.23: Reul stimmt sich weiterhin täglich in einem Krisenstab über die Lage in den Krisengebieten ab.
  7. 11.18: Beispiel Hagen: Durchschnittliche Regenvorkommen von drei Monaten sind dort innerhalb weniger Stunden geballt heruntergekommen, gibt Reul erste Daten bekannt. Zu ähnlichen Situation sei es in den betroffenen Regionen gekommen.
  8. 11.15: Reul macht auf Problem aufmerksam: Die lokalen Unwetterereignisse machen es extrem schwierig, gezielte Maßnahmen zu ergreifen. „Da müssen wir dran arbeiten“, so Reul.
  9. 11.13: Reul gibt einen ersten Überblick über den Ablauf der Flut-Katastrophe und die ersten Maßnahmen, welche die Behörden und die Einsatzkräfte aufgenommen haben.
  10. 11.12: „Es ist unsere traurige Pflicht als Politiker, Anteil zu nehmen“, so Reul.
  11. 11.10: Eine gute Nachricht verkündet Reul: Es werden keine Menschen im Zusammenhang mit der Katastrophe mehr vermisst.
  12. 11.09: Eine solche Flut-Katastrophe haben wir in Nordrhein-Westfalen noch nie erlebt. „Das muss man bedenken“, so Reul.
  13. 11.06: Auch Herbert Reul beginnt mit dem Gedenken an die Opfer der Explosion in Leverkusen. „Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen“, so Reul.
  14. 11.04: Sieveke: Gedenkminute für die Opfer und Angehörigen aus der Flut-Katastrophe. Auch der Opfer der Explosion in Leverkusen wird gedacht.
  15. 11.03: Begrüßung des Vorsitzenden Daniel Sieveke.

NRW-Innenausschuss: Warum spricht Herbert Reul trotz offizieller Sommerpause?

Die Sitzung mitten in der parlamentarischen Sommerpause wurde auf Initiative von SPD und Grünen einberufen. Beide Oppositionsfraktionen wollen von der Landesregierung unter anderem wissen, ob und in welchem Umfang Katastrophenschutzmaßnahmen zu verbessern sind. Die Grünen haben bereits die Frage aufgeworfen, warum die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes nicht zu wirksameren Vorkehrungen geführt haben. Die SPD will auch über die Fluthilfen diskutieren.

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Das Landeskabinett hatte in der vergangenen Woche 200 Millionen Euro Soforthilfe beschlossen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der sich mit seinem Lachen im Flutgebiet von Erftstadt blamierte, versicherte: „Wir werden soviel Geld aufbringen, wie erforderlich ist.“ Der Bund hatte zugesagt, die jeweiligen Programme der Länder zu verdoppeln.

Durch die Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren in der vorvergangenen Woche mindestens 179 Menschen ums Leben gekommen - davon 47 in NRW. Viele Menschen werden vor allem in Rheinland-Pfalz noch vermisst. Die enormen Sachschäden konnten bislang noch nicht seriös beziffert werden. (jv/dok/dpa)