Angst vor AnschlägenErste Karnevalsumzüge werden abgesagt – auch NRW-Veranstaltung auf der Kippe

Die Karnevalisten feiern am Montag, den 20. Februar 2023, in Neukirchen - Vluyn Mitte beim Rosenmontagszug. Der Rosenmontagszug zeiht durch die Straßen und wird am Rathaus vom Bürgermeister begrüßt.    Foto: Volker Herold / FUNKE Foto Services

Jecke feiern 2023 in Neukirchen - Vluyn beim Rosenmontagszug. Der Karnevalszug dort steht in diesem Jahr wegen neuer Sicherheitsauflagen auf der Kippe.

Nach der Amokfahrt in Magdeburg mit sechs Toten forderten Polizei und Behörden verschärfte Sicherheitskonzepte. Doch die höheren Auflagen in diesem Jahr sorgen auch für Ärger: Einige Veranstalter sehen keine Möglichkeit, diesen gerecht zu werden.

Diese Amokfahrt beschäftigt Deutschland noch immer: Kurz vor Weihnachten war ein 50-Jähriger mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Ein neunjähriger Junge sowie fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren kamen dabei ums Leben.

Der Täter war an einem breiten Gehweg zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurchgefahren, schnell wurde das Sicherheitskonzept kritisiert. Und Sicherheitsauflagen verschärft. Doch diese strengen Auflagen sorgen auch dafür, dass sich einige Karnevalsgesellschaften nicht imstande sehen, Verantwortung für die Karnevalszüge zu übernehmen.

Erste Karnevalsumzuüge wurden abgesagt

„Bei großen Umzügen gehen diese Kosten in die Hunderttausende, bei kleineren sind sie fünfstellig. Das schnürt vielen ehrenamtlichen Vereinen den Atem ab“, erklärt Klaus-Ludwig Fess (57) vom „Bund Deutscher Karneval“, gegenüber „Bild“.

Alles zum Thema Polizei NRW

So sollte es auch in Bayern rund um die dortigen „Faschingszüge“ bunt werden – doch die ersten wurden bereits abgesagt. In Aschaffenburg wurde der Zug abgesagt, um sowohl den belasteten Einsatzkräften als auch den Bürgerinnen und Bürgern, die nach dem Messerangriff im Park Schöntal unter Stress leiden, Rechnung zu tragen.

In Kempten im Allgäu wurde der Faschingszug abgesagt, da der Veranstalter die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen nicht umsetzen kann, berichtet „BR24“. Kurzfristig erteilte Auflagen hätten die Veranstaltungskosten verdoppelt. Der Terrorismus habe „damit in Deutschland sein Ziel erreicht“, heißt es vom Verein, der Faschingsgilde Rottach 97‘ Kempten.

Auch in Thüringen kam es zum Karnevals-Knall: Der größte Karnevals-Umzug des Landes – in Erfurt – fällt dieses Jahr aus. Die Kosten für das Sicherheitskonzept seien zu hoch, berichtet Antenne Thüringen. Thomas Kemmerich, Präsident der Gemeinschaft Erfurter Carneval, sagt, man habe noch versucht, eine andere Lösung zu finden, etwa, in dem man den Weg verkürze. Doch die Zeit war zu knapp.

Auch in NRW steht Karnevalszug auf der Kippe

Im Saarland ist ebenfalls ein beliebter Fastnachtsumzug abgesagt worden: der „Macherbacher Faasendfreitag“. Der Grund: „Sicherheitsbedenken von allen Seiten und geforderte, gesteigerte Sicherheitsvorkehrungen machen eine sinnvolle Durchführung einfach nicht möglich“, heißt es vom Ortsvorsteher.

In Nordrhein-Westfalen steht der Rosenmontagszug in Neukirchen-Vluyn auf der Kippe. „Bei diesem anspruchsvollen Sicherheitskonzept sehen wir keine Möglichkeit, unserer Verantwortung als Veranstalter des Zuges gerecht zu werden“, teilte die Neukirchen-Vlü-Ka-Ge laut „Rheinischer Post“ mit. Wesentlicher Bestandteil des neuen Konzepts: Fahrzeuge, die alle Einmündungen auf der Zugstrecke blockieren müssen. Laut Veranstalter müssten 90 Autos platziert werden. „Diese Autos wären nach unserem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Blockade nicht versichert.“

Immerhin: Die Stadt will helfen, es gibt noch Hoffnung für die Jecken. Die Stadt Neukirchen hat nach einem gemeinsamen Gespräch zwischen Vereinen, Polizei und Verwaltung am Freitag (7. Februar) erklärt, dass man sich darauf geeinigt habe, sich den aktuellen Herausforderungen gemeinsam zu stellen.

Sorgen gibt es auch zwischen Duisburg-Hochheide und Moers: Ob der dortige traditionelle Nelkensamstagszug stattfindet, ist ebenfalls noch offen. „Eine 100-prozentige Zusage, ob er stattfindet, können wir erst in der nächsten Woche geben. Oder eben eine Absage“, sagte Enno Kramer, Präsident des Kulturausschusses Grafschafter Karneval, der „Rheinischen Post“ Mitte der Woche. (mg)