KommentarWas für ein bitterer Auftritt: Mister President, was war das denn?

US-Präsident Joe Biden kurz vor der kurzen Rede an die Nation, hinter ihm seine Vize Kamala Harris.

US-Präsident Joe Biden kurz vor der kurzen Rede an die Nation, hinter ihm seine Vize Kamala Harris.

Viel zu kurz, viel zu wenig: Joe Biden hat am Sonntag, am Tag nach dem Attentat auf seinen Kontrahenten Donald Trump, eine Rede an die Nation gehalten. Doch die war mehr als dürftig, findet unser Autor. Biden hat hier eine Chance vertan.

von Martin Gätke  (mg)

Diese Rede an die Nation war nicht nur kurz, sie war auch dürftig.

Präsident Joe Biden hat am Sonntag (14. Juli) erneut versichert, dass für die Sicherheit seines Kontrahenten Donald Trump alles getan werde. Er habe mit ihm gesprochen, „eine kurze, aber gute Unterhaltung“, so Biden. Er bete für ihn und seine Familie, so Biden. „Ich bin aufrichtig dankbar, dass es ihm gut geht und er sich erholt.“ Er drückte auch seine Anteilnahme für die getöteten Opfer aus.

„Ein Vater hat seine Familie vor den Kugeln geschützt, die auf sie gefeuert wurden“, so Biden. Er dankte noch einmal allen Einsatzkräften, die ihr Leben an dem Tag „für unsere Nation“ riskiert haben. Biden sagte noch einmal ganz klar: „Es gibt keinen Platz in unserem Land für diese Art oder sonst irgendwelche Gewalt.“ Der Präsident appellierte an alle, „sich als eine Nation zu vereinen“.

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Bidens Rede an die Nation: Etwas über drei lahme Minuten

Biden erklärte, was nun getan werde für die Sicherheit seines Kontrahenten: Für den Parteitag der Republikaner, der am Montag beginnt, sollten die Sicherheitsmaßnahmen erhöht werden. Auch solle ein unabhängiges Gutachten zu den Hintergründen des Anschlags erstellt werden.

Etwas über drei Minuten dauert die Rede, es werden keine Nachfragen von Journalistinnen und Journalisten erlaubt. Biden dreht sich einfach um und geht. Das war’s. Ein paar müde Floskeln, ein paar Danksagungen und die übliche Anteilnahme.

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War die Rede zu kurz, weil Biden und sein Team Angst hatten, dass erneut Versprecher passieren? Klar ist jedenfalls: Biden hat hier eine Chance verpasst. Auch wenn das, was Biden sagte, vielleicht ernst gemeint war: Es kam wenig überzeugend rüber. Biden, das zeigte sich einmal mehr, wirkt müde. Vielleicht ahnt er auch, dass seine Chancen im Rennen ums Weiße Haus noch weiter gesunken sind.

Dabei geht es jetzt um alles, nach dem Attentat auf Trump vermutlich umso mehr: Die Stimmung in den USA ist hochexplosiv und aufgeheizt, es braucht mehr, als ein paar müde Floskeln, um das Land zusammenzuhalten. Doch während Trump instinktiv den Angriff mit einer einzigen Geste nutzte, um seine Anhängerschaft hinter sich zu scharen, nickt man als Zuhörer oder Zuhörerin bei Biden fast ein. Dabei braucht es gerade jetzt einen hellwachen Präsidenten.