TV-DreikampfLaschet, Baerbock, Scholz – Günther Jauch bringt es auf den Punkt

Die Kanzlerkandidaten Armin Laschet (Mitte, CDU), Annalena Baerbock (l, Bündnis 90/Die Grünen) und Olaf Scholz (SPD) begrüßen sich vor der Sendung am 29. August 2021 im Fernseh-Studio in Berlin-Adlershof.

Die Kanzlerkandidaten Armin Laschet (Mitte, CDU), Annalena Baerbock (l, Bündnis 90/Die Grünen) und Olaf Scholz (SPD) begrüßen sich vor der Sendung am 29. August 2021 im Fernseh-Studio in Berlin-Adlershof.

Zum ersten Mal traten im TV drei statt zwei Kanzlerkandidaten gegeneinander an. Vor allem für Armin Laschet ging es um viel. Eine aktuelle Umfrage verheißt für ihn nichts Gutes.

Berlin. Es war eine Premiere. Auf RTL und ntv traten am Sonntagabend (29. August, 20.10 bis 22 Uhr) gleich drei statt zwei Kanzlerkandidaten gegeneinander an.

Für den Schlagabtausch trafen Armin Laschet (60, CDU/CSU), Olaf Scholz (63, SPD) und Annalena Baerbock (40, Grüne) aufeinander. Es handelte sich um den ersten von insgesamt drei TV-Dreikämpfen.

  1. Die wichtigsten Aussagen des Dreikampfes können Sie in unserem Ticker nachlesen.
  2. Lesen Sie weiter unten alles zu den aktuellen Umfragewerten von CDU/CSU, den Grünen und der SPD vor dem TV-Schlagabtausch.

TV-Dreikampf mit Laschet: Günther Jauchs Fazit fällt nüchtern aus

Nach dem Dreikampf zog RTL-Kult-Moderator Günther Jauch in der Sendung „Exclusiv“ mit Moderatorin Frauke Ludowig ein recht nüchternes Fazit. Auf die Frage, welche Kandidatin bzw. welcher Kandidat ihm am besten gefallen habe, antwortete Jauch: „Das ist ganz schwer zu beantworten. So richtig gut gefallen, hat mir eigentlich niemand von den Dreien. Da kam sehr viel Erwartbares, da wurde sehr stark taktiert, es wurden klare Positionen sehr oft vermieden.“

Alles zum Thema RTL

Jauch hatte das Gefühl, dass Baerbock, Scholz und Laschet den Bürgern nichts zumuten wollen. „Alles soll möglich sein, alle wollen Volkspartei sein.“, so Jauch weiter. „Keiner ist mehr bereit bittere Wahrheiten zu sagen, weil sie alle Angst vor dem Wähler haben.“

Einen wirklichen Fehler hätte keiner der drei Kandidaten gemacht, so Jauch.

Einen klaren Sieger oder Siegerin gibt es auch nach ersten Einschätzungen der Medien nicht. So titelt etwa der „Spiegel“: „Triell bleibt ohne klaren Sieger oder Siegerin“.

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Fakten zum TV-Triell-Studio

  1. STUDIOPOSITION: Die drei Kanzlerkandidaten standen mit den beiden Moderatoren in einem Kreis, alle fünf hatten ein eigenes Stehpult. Baerbock stand zwischen Laschet und Scholz. Moderatorin Pinar Atalay (neben Laschet) und Moderator Peter Kloeppel (neben Scholz) waren nebeneinander positioniert. Die Sender wollten mit der runden Anordnung auch erreichen, dass Kameras verschiedene Positionen auf die Kandidaten einnehmen können.
  2. DIE ERSTE FRAGE: Atalay stellte die erste Frage an Baerbock: „Warum, meinen Sie, kann Olaf Scholz persönlich nicht Kanzler?“ Dieselbe Frage wurde an Scholz über Laschet gestellt, schließlich kam Laschet zu Baerbock dran. Auf konkrete Antworten auf die Person bezogen ließen sich die Kontrahenten nicht ein.
  3. DER ERSTE SCHLAGABTAUSCH: Zu einem ersten direkten Zwiegespräch mit Rede-Gegenrede kam es beim ersten Thema Afghanistan nach der rund ersten Viertelstunde: Laschet entgegnete den Ausführungen von Scholz zur Bundeswehr, dann ging es zwischen beiden hin und her. Im weiteren Verlauf gingen auch Laschet und Baerbock mehrmals ins Rededuell.
  4. THEMEN: Es ging im Triell zuerst um das Thema Afghanistan. Danach folgten Corona und Klimaschutz. Die Runde sprach unter anderem auch über Steuerpolitik, Innere Sicherheit, Rente, das Gendern und mögliche Regierungsbündnisse.
  5. „WAS NETTES“: Das Moderatorenteam fragte die Drei auch nach Qualitäten der Kontrahenten: „Sagen Sie doch mal was Nettes“. Scholz über Baerbock („eine ganz engagierte Politikerin“), Baerbock über Laschet („rheinländische Frohnatur“), Laschet über Scholz („hat viel Erfahrung“).
  6. REDEZEIT: Von 20.10 Uhr bis 22.00 Uhr lief das Triell. Dabei wurde die Zeit gemessen, um die Redezeit fair zu verteilen. Gegen Ende lag Baerbock mit minimalem Abstand vorne mit 28:03 Minuten. Laschet kam auf 27:54 Minuten und Scholz auf 27:16 Minuten. Zum Abschluss gab es Ein-Minuten-Statements: Baerbock war die Erste, gefolgt von Scholz, Laschet hatte das Schlusswort.

Das Moderatorenteam von RTL und ntv

  1. Pinar Atalay: Millionen kennen sie aus dem TV. Pinar Atalay war viele Jahre Moderatorin des ARD-Nachrichtenflaggschiffs „Tagesthemen“. Im Sommer machte RTL bekannt, dass die 43-Jährige zur privaten Senderfamilie wechselt. Das TV-Triell ist ihr erster Aufschlag im RTL-Programm. Atalay bringt eine jahrelange Erfahrung im Interviewen von Spitzenpolitikern mit. Der Deutschen Presse-Agentur sagte sie: „Ich habe Armin Laschet und Olaf Scholz schon häufig und für verschiedene Formate gesprochen. Frau Baerbock und ich sind tatsächlich noch nie persönlich aufeinander getroffen, das wird im Triell das erste Mal sein.“ Spannend wird sein, wie Atalay mit ihrem Moderationspartner harmonieren wird.
  2. Peter Kloeppel: Er ist seit Jahrzehnten das Nachrichten-Gesicht von RTL. Der Fernsehjournalist Peter Kloeppel ist Anchorman des Nachrichtenformats „RTL aktuell“, seit 1992 ist er Chefmoderator. Anders als bei Atalay ist das TV-Aufeinandertreffen der Spitzenkandidaten keine Premiere für Kloeppel. Der 62-Jährige hat Erfahrung mit Kanzlerkandidaten-Duellen - ein Beispiel: Er war Teil eines Vierer-Moderatorenteams 2013 beim Duell Merkel gegen Steinbrück. Über das Triell sagte Kloeppel der dpa: „Gerade bei einem „Dreikampf“ der Kandidaten müssen wir darauf achten, dass alle drei ausreichend zu Wort kommen und wir die programmatischen und persönlichen Unterschiede zwischen ihnen klar genug herausarbeiten können. Und natürlich wollen wir erreichen, dass Frau Baerbock und die Herren Scholz und Laschet miteinander ins Streit-Gespräch kommen.“ Zugleich sagte er: „Die Fäden wollen und dürfen wir dabei aber nicht aus der Hand geben.“
Die RTL Moderatoren Pinar Atalay und Peter Kloeppel stehen im "Das Triell"-Studio-Set im RTL Studio in Adlershof.

Die RTL Moderatoren Pinar Atalay und Peter Kloeppel stehen vor dem Dreikampf der Kanzlerkandidaten im Studio-Set.


Die Umfragewerte für SPD, Grüne und CDU/CSU vor dem TV-Wahlkampf am 29.08.21

Der Abwärtstrend der Union verfestigt sich: Vier Wochen vor der Bundestagswahl sieht eine weitere Umfrage die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz als stärkste Kraft. Im wöchentlichen Sonntagstrend des Meinungsforschungsinstituts Insa für „Bild am Sonntag“ gewinnen die Sozialdemokraten zwei Prozentpunkte. Mit 24 Prozent liegen sie nun deutlich vor der Union, die nur noch auf 21 Prozent kommt (minus 1). Deren Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) gerät damit vor dem ersten TV-Dreikampf mit den Spitzenkandidaten von SPD und Grünen noch stärker unter Druck.

Der im Sonntagstrend ausgewiesene Wert ist der niedrigste, den Insa jemals für die CDU/CSU gemessen hat. Die Grünen verharren demnach bei 17, die FDP bei 13 Prozent. AfD (11 Prozent) und Linke (6 Prozent) verlieren jeweils einen Punkt.

CSU-Chef Markus Söder warnte die Union eindringlich vor einem Machtverlust nach der Wahl am 26. September. „Wir müssen alles tun, um einen historischen Linksrutsch in Deutschland zu verhindern“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Noch nie war die Gefahr so groß, dass ein Linksbündnis die Macht übernimmt.“ Es komme inzwischen darauf an, dass die Union überhaupt noch vor SPD und Grünen liege.

Vor Insa haben auch schon andere Umfragen die SPD vor der Union gesehen. Beim Meinungsforschungsinstitut YouGov kamen die Sozialdemokraten zuletzt auf 24 Prozent, die CDU/CSU auf 22 Prozent. Das Trendbarometer von Forsa für RTL und n-tv sah die Union vor einigen Tagen ebenfalls bei 22 Prozent, die SPD bei 23 Prozent. Im ZDF-Politbarometer vom Freitag lagen SPD und Union mit jeweils 22 Prozent gleichauf.

Auch bei den Umfragewerten der Kanzlerkandidaten sieht es für die Union zunehmend düster aus: Bei einer Direktwahl würden laut Insa jetzt nur noch 10 Prozent für Laschet stimmen (-2). Grünen-Kandidatin Baerbock gewinnt einen Punkt und käme auf 14 Prozent. An der Spitze liegt weiter Scholz mit 31 Prozent (-3). Klar ist aber auch: Wahlumfragen spiegeln immer nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. (mt/sp/dpa)