Sie gilt als eine seiner prestigeträchtigsten Errungenschaften: die gut 19 Kilometer lange Krym-Brücke, die das russische Festland mit der seit 2014 annektierten Halbinsel verbindet. Nach der heftigen Explosion dürfte Wladimir Putin Gift und Galle spucken. Mit Schuldzuweisungen hält er sich nicht zurück.
Während Ukraine feiertPutin tobt wegen Terroraktes auf „seiner“ Brücke
Wladimir Putin hatte den Bau der Krym-Brücke nach seiner Annektion mit aller Macht vorangetrieben. Am Wochenende wurde sein Prestige-Bau von einer gewaltigen Explosion erschüttert. Für Putin steht fest: es war ein Terrorakt.
Putin macht den ukrainischen Geheimdienst SBU für die schwere Explosion auf der Krim-Brücke verantwortlich. „Es gibt keine Zweifel. Das ist ein Terrorakt, der auf die Zerstörung kritischer ziviler Infrastruktur der Russischen Föderation ausgerichtet war“, sagte Putin am Sonntagabend (9. Oktober 2022).
Krym-Brücke: Menschen in der Ukraine feiern, Russland verstärkt Angriffe
Doch die Hintergründe blieben auch am Tag nach der Explosion unklar. Auch die Ukraine hat einen Schuldigen ausgemacht: Sie glauben an russische Sabotage. Zu beweisen sind beide Vorwürfe derzeit nicht.
Während die Bilder der brennenden und teils zerstörten Brücke zwischen der annektierten Halbinsel Krym und Russland in der Ukraine Jubel auslöste, verstärkte Russland seine Drohgebärden.
Bereits kurz nach der Explosion griff die russische Armee Ziele im Süden der Ukraine an. Kyjiw meldete zwölf Tote und Dutzende Verletzte in der Stadt Saporischschja. Den Angaben nach hatte Russland dort Wohnhäuser bombardiert.
Die schwere Explosion auf der einzigen Verbindungsbrücke zwischen Russland und der von Moskau annektierten Halbinsel weckte international Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation des Konflikts. Nach Angaben Moskauer Ermittler soll ein von russischer Seite kommender, mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodiert sein. Durch die Detonation gerieten mehrere mit Diesel gefüllte Kesselwagen eines Güterzuges auf der höher gelegenen Eisenbahnbrücke in Brand. Drei Menschen starben demnach.
Kremlchef Wladimir Putin hatte sich zunächst zurückgehalten. Er setzte eine Untersuchungskommission ein und wies eine strengere Bewachung der Brücke ein.
Die Explosion dürfte nach Ansicht britischer Experten die Kapazität der Straßenverbindung erheblich verringert haben. Zwei der vier Fahrspuren seien auf einer Länge von 250 Metern eingestürzt. Die anderen beiden Spuren würden aber wahrscheinlich wieder genutzt, hieß es im täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums. Wie schwer die Schienenverbindung beschädigt ist, sei unklar, „aber jegliche schwerere Störung ihrer Kapazität wird höchstwahrscheinlich einen erheblichen Einfluss auf die bereits angespannten Fähigkeiten Russlands haben, seine Kräfte in der Südukraine zu versorgen“, so die Mitteilung.
Zugverkehr über die Brücke läuft wieder
Der Zugverkehr lief nach russischen Angaben am Sonntag aber wieder nach Plan. Die Güter- und Fernverkehrszüge rollten im normalen Betrieb, teilte das Verkehrsministerium in Moskau mit. Am Abend solle auch der Regionalverkehr wieder beginnen, hieß es. Die Aufräumarbeiten dauerten demnach an. Im Autoverkehr kam es zu stundenlangen Wartezeiten an der Brücke, wie Medien berichteten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ließ eine Beteiligung seines Landes an der Explosion auf der Krym-Brücke offen. In der Ukraine sei es großteils sonnig und warm gewesen, „auf der Krym leider bewölkt, obwohl auch dort warm“, sagte er in seiner täglichen Videoansprache in Anspielung auf die Detonation. Näher ging er auf den Vorfall nicht ein.
Putin befiehlt Geheimdienst verstärkte Kontrolle über Krym-Brücke
Putin wies per Dekret den Geheimdienst FSB an, die Kontrolle über die durch eine Explosion beschädigte Krym-Brücke zu verschärfen. „Dem FSB werden die Vollmachten übertragen zur Organisation und Koordination von Schutzmaßnahmen für den Transportweg über die Meerenge von Kertsch, für die Strombrücke der Russischen Föderation auf die Halbinsel Krym und die Gaspipeline vom Gebiet Krasnodar zur Krim“, heißt es in dem Dekret. Es ist die erste Maßnahme, die der Kreml nach der Explosion ergriff. (dpa)