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Maybrit IllnerRobert Habeck gesteht im TV: „Können der Ukraine nicht helfen“

Von links: Erich Vad, Maybrit Illner Melanie Amann, 
Schalte: Robert Habeck

„Maybrit Illner spezial“ wegen des Russen-Krieges gegen die Ukraine: Zu Wort kommt auch Vizekanzler Robert Habeck (Grüne).

Mit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine ist die Befürchtung eines Krieges auf europäischem Boden wahr geworden. In einer Sonderausgabe von „Maybrit Illner“ prognostizierte ein Brigadegeneral a.D. einen schnellen Sieg Putins in der Ukraine - und Robert Habeck rechnete mit der Vorgängerregierung ab.

Mit den russischen Angriffen auf die Ukraine ist klar: Es herrscht wieder Krieg auf europäischem Boden. Doch wie geht es nun weiter? Wenn man nach der Prognose des deutschen Brigadegenerals a.D., Erich Vad, geht, wird der Krieg nicht sehr lange andauern. „Militärisch gesehen ist die Sache gelaufen“, urteilte er in einer Sonderausgabe des ZDF-Talks „Maybrit Illner“ am Donnerstagabend, 24. Februar 2022.

Seiner Bewertung nach sei es eine Sache von „ein paar Tagen und nicht mehr“. Einzig ein Vorrücken von Putin in die Westukraine würde die Gemengelage verändern, wie der einstige militärpolitische Berater von Angela Merkel warnte: „Hier hat er mit massivem Widerstand zu rechnen.“ Als mögliche Konsequenz nannte Vad einen „Guerillakrieg im Stile Afghanistans“.

Ukraine-Krieg: Robert Habeck spricht von „Idiotie“

Zwar hielt er einen Einmarsch Russlands im Baltikum für unwahrscheinlich, wirtschaftliche Sanktionen des Westens alleine würden laut Vad aber nicht helfen, den Konflikt zu lösen: „Das schaffen wir nur mit Hardcore-Militärmacht.“ Damit verhindere man, dass Putin „Hunger“ auf mehr bekomme. In der Ukraine prognostizierte der Ex-General einen russischen Sieg: „Putin wird diesen Krieg gewinnen, weil die russischen Streitkräfte modern sind, gut ausgestattet sind.“ Ähnlich beurteilte die Lage „Spiegel“-Journalistin Melanie Amann, die von einem Kampf von „David und Goliath“ sprach, bei dem „David nicht mal eine Schleuder dabei hat“.

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Robert Habeck, der später in der Sendung zugeschaltet war, nannte den Krieg „eine Idiotie“. Nach dem Appell des ukrainischen Botschafters an die deutsche Bevölkerung früher am Abend, die Ukraine nicht zu früh aufzugeben, gestand der Vizekanzler ein, diesen Zorn und Schmerz nachvollziehen zu können: „So würde ich auch reden.“

Gleichzeitig befürchtete der Grünen-Politiker: „So richtig können wir der Ukraine nicht helfen, und wir helfen ihr auch nicht.“ Ein wenig ratlos bemerkte der Wirtschaftsminister, dass wohl auch frühere Sanktionen eine Eskalation der Lage nicht verhindert hätten. Aber: „Ein klarer Fehler, den Deutschland gemacht hat, ist, sich energiepolitisch abhängig zu machen von einem Despoten, einem Diktator und einem Kriegstreiber.“

Ukraine: Vizekanzler Habeck sieht Problem in Abhängigkeit von Russland

Der Vizekanzler weiter: „Wären wir nicht so abhängig von russischem Gas, von russischer Kohle, wäre Nord Stream 2 nie geplant und nie genehmigt und nicht gebaut worden, dann hätten wir souveräner agieren können.“ Sorgen vor einem Energieengpass verspürt Robert Habeck indes nicht. In den vergangenen zwei Monaten seien strategische Reserven vollgemacht worden: „Wir kommen gut durch diesen Winter. Wir haben kein Problem mit den Gasspeichern.“ Auch möglicherweise ausfallende Lieferungen aus Russland würden daran nichts ändern, stellte der Bundeswirtschaftsminister klar.

Derweil positionierte sich Lars Klingbeil klar für eine Stärkung der Bundeswehr. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir mehr Geld auch für die Bundeswehr ausgeben müssen“, sagte der SPD-Politiker. Auch die Nato und die allgemeine sicherheitspolitische Debatte gelte es zu stärken. Wie auch Vad rechnet Klingbeil zwar mit einem Sieg Russlands in der Ukraine, sprach aber von einem großen Fehler Putins: „Die Nato ist so gestärkt wie lange nicht mehr.“ Daneben machte der 44-Jährige klar: „Wir haben eine humanitäre Verpflichtung, für Menschen, die jetzt vertrieben werden, in der Ukraine, einzustehen und sie aufzunehmen.“

Ukraine-Krieg: „Man versucht sich einzudecken mit Lebensmitteln und Benzin“

Mögliche politische Versäumnisse der Vergangenheit sind in diesen Tagen angesichts von Raketenangriffen und Luftalarm in der ukrainischen Hauptstadt Kiew allerdings Makulatur. Das verdeutlichten die Schilderungen der gebürtigen Kiewerin und Grünen-Politikerin Marina Weisband.

„Man versucht sich einzudecken mit Lebensmitteln, Benzin, mit allem, was über die nächste Zeit hilft“, beschrieb Weisband die Situation ihrer Familie. Bei anderen Menschen in der ukrainischen Hauptstadt regiere hingegen bereits Panik: „Wir wissen von Bekannten, die den ganzen Vormittag mit ihren Kindern in den Metroschächten verbracht haben, um nicht von Explosionen getroffen zu werden.“

Trotz der ernsten Lage werde man sich in der Ukraine nicht kampflos ergeben, wie Marina Weisband prognostizierte: „Wenn Putin mit einer schnellen Kapitulation rechnet, hat er die Rechnung ohne das ukrainische Volk gemacht.“ Junge Männer würden sich sowohl für den Dienst an der Front als auch für die Bildung von Nachbarschaftswachen in Kiew melden. „Man will die Ukraine nicht verlassen“, erklärt Weisband, „weil es darum geht, das eigene demokratische, unabhängige Land zu verteidigen“. (tsch)