Mit positiven Aussagen über die AfD hat sich der US-Milliardär Musk bereits in den deutschen Wahlkampf eingeschaltet. Nun kommt es auf seiner Plattform X zum virtuellen Treffen mit der Parteichefin.
Talk mit Tech-Milliardär Elon MuskAlice Weidel rechnet direkt zu Beginn mit Angela Merkel ab
Mit einer Generalabrechnung mit der Merkel-Regierung hat die AfD-Vorsitzende Alice Weidel den Online-Talk auf X, ehemals Twitter, mit dem US-Milliardär Elon Musk am Donnerstagabend (9. Januar 2025) eröffnet.
Nach umstrittenen Wahlkampfaufrufen von Musk für die deutsche Partei AfD sprach der Unternehmer – öffentlich vor einem Millionenpublikum weltweit – sieben Wochen vor der Bundestagswahl in Deutschland mit AfD-Chefin Alice Weidel. Auf Musks Plattform X besprechen die beiden unter anderem das Thema Meinungsfreiheit, wie ein Sprecher Weidels im Vorfeld mitgeteilt hatte.
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Alice Weidel bezeichnete die langjährige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Deutschlands „erste grüne Kanzlerin“ und kritisierte gleichermaßen deren Zuwanderungspolitik als auch den Atom-Ausstieg und den Umstieg auf erneuerbare Energien.
Musk hatte sich bereits in den vergangenen Wochen positiv über die AfD geäußert. Die auf Englisch geführte Unterhaltung begann um 19 Uhr und kann von jedem live bei X mitgehört werden.
Elon Musk: „Empfehle ich dringend, die AfD zu wählen“
In dem fast anderthalbstündigen Live-Gespräch in seinem Onlinedienst X tauschte sich der Hightech-Unternehmer mit AfD-Chefin Alice Weidel auch über Themen wie Atomkraft, Migration und innere Sicherheit aus und rief die Deutschen einmal mehr zur Wahl der Partei auf. Weidel ihrerseits empörte sich darüber, wie der US-Wahlsieger Donald Trump von deutschen Politikern und Medien während des Wahlkampfes behandelt worden sei.
„Wie ich bereits öffentlich gesagt habe, denke ich, dass nur die AfD Deutschland retten kann. Ende der Geschichte“, sagte Musk. Dabei verwies der Chef der Unternehmen Tesla und SpaceX auf Trumps deutlichen Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 5. November. Dessen Erfolg zeige, dass die US-Bürgerinnen und US-Bürger Veränderungen wollten. „Und meine Empfehlung an die Menschen in Deutschland ist, das Gleiche zu tun, wenn sie mit der Situation unzufrieden sind“, sagte Musk. „Und deshalb empfehle ich den Menschen wirklich dringend, die AfD zu wählen.“
Elon Musk wurde von Donald Trump zum Sonderberater ernannt
Die Einmischung des US-Unternehmers in den Bundestagswahlkampf sorgt in Deutschland für Empörung und heftige Kritik. In den vergangenen Wochen hatte er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf X mehrfach beleidigt und sowohl auf seiner Plattform als auch in einem Beitrag für die „Welt am Sonntag“ zur Wahl der AfD aufgerufen.
Musk wurde von Trump zum Sonderberater ernannt und begann nach dessen Wahlsieg damit, vor allem die Linksregierungen in Deutschland und in Großbritannien auf X zu schmähen. Der Hightech-Unternehmer, dessen europäische Tesla-Fabrik in Grünheide in Brandenburg steht, unterstützte Trump im Wahlkampf mit mehr als 270 Millionen Dollar (262 Millionen Euro). Über seinen Beraterposten, der wegen der damit verbundenen Interessenkonflikte Kritik hervorruft, verfügt er über einigen Einfluss in Washington.
Weidel empörte sich in dem vollständig auf Englisch geführten Gespräch darüber, wie Trump in Deutschland behandelt worden sei. Es sei „unglaublich, wie Donald Trump von deutschen Medien und deutschen Politikern während seines Wahlkampfes behandelt wurde“, sagte sie. Es habe ihr „körperlichen Schmerz bereitet, zu sehen, wie er und seine ganze Familie verunglimpft wurden“.
Musk und Weidel bestätigten sich gegenseitig bei zahlreichen Themen
Hinsichtlich der Kritik an ausländischer Einmischung in den Bundestagswahlkampf verwies sie darauf, dass CDU-Chef Friedrich Merz vor einer Wahl von Trump gewarnt habe – „also so weit zu ausländischen Einmischungen“, sagte die AfD-Chefin. Musk hatte im US-Wahlkampf ein ähnliches Gespräch mit Trump auf X geführt.
Musk und Weidel bestätigten sich gegenseitig bei zahlreichen Themen wie Atomkraft, Migration, Steuern, Bildung, innere Sicherheit und Kriminalität. Als Weidel sagte, Deutschland habe im Bildungssystem die „gleiche, verrückte, woke, sozialistische Agenda“ und die jungen Leute lernten nichts, antwortete Musk: Das höre sich so an, „als ob dieser ‚woke mind virus‘ Deutschland ziemlich stark infiziert hat“.
Mit dem Begriff „woke“, der ursprünglich ein waches Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeit und Rassismus bezeichnet, werden im rechten Lager abwertend Positionen bezeichnet, die als überempfindlich, dogmatisch oder als deutlich zu liberal aufgefasst werden.
Alice Weidel: „Sie hassen einfach ihr eigenes Land, nicht wahr?“
Der Unternehmer wie die AfD-Chefin sprachen sich für die intensive Nutzung von Atomkraft als Energiequelle aus und äußerten ihr Unverständnis über den deutschen Atomausstieg.
Weidel verwies auf die Situation zu Beginn des Ukraine-Krieges, als die Gaslieferungen aus Russland ausblieben. Die Bundesregierung habe damals das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet. „Also entweder müssen sie sehr dumm sein oder sie hassen einfach ihr eigenes Land, nicht wahr?“, sagte die AfD-Chefin. Musk antwortete: „Ich denke, es ist vor allem die Kategorie ‚sehr dumm‘.“ (afp, dpa)