Zwischen Karl Lauterbach und Wolfgang Bosbach kracht es ordentlich. Der Grund: Der CDU-Politiker hatte am Sonntag eine Veranstaltung von Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen in Thüringen besucht.
„Jedes Mal so einen Zirkus veranstalten?“Bosbach nach Hetze und Häme über Lauterbach-Post
Köln. Zoff zwischen zwei rheinischen Polit-Stars: Karl Lauterbach (58, SPD) schießt scharf gegen Wolfgang Bosbach (69, CDU). Der wehrt sich und wirft Lauterbach Hetze vor. Hintergrund: ein Treffen mit dem CDU-Rechtsaußen Hans-Georg-Maaßen (58, CDU).
„Das ist eine Blamage für die ganze CDU”, urteilte Lauterbach dazu auf Twitter am 30. Juli. „Maaßen ist zu nah an Nazi-Position.” Der SPD-Gesundheitsexperte holte auch gleich zum Rundumschlag gegen die Union und ihren Kanzlerkandidaten aus.
Wegen Maaßen: Lauterbach schießt gegen Bosbach
„Laschet hat offenbar nicht ausreichend Einfluss in der CDU oder er billigt diese öffentliche Verbrüderung”, so Lauterbach weiter. „So etwas darf man nicht zulassen.”
Der Star-Pianist Igor Levit (34) hatte die Ankündigung des Treffens zwischen Maaßen und Bosbach zuvor auf seinem Twitter-Account geteilt.
Ex-Verassungschutzchef Maaßen wurde zuletzt wegen rechtspopulistischen Aussage und Nähe zur AfD kritisiert. Immer wieder hatte der Mönchengladbacher mit fremdenfeindlichen oder antisemitischen Sprüchen provoziert.
Wolfgang Bosbach traf Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen
Bei einem Wahlkampfauftritt in Baden-Württemberg im Jahr 2019 hatte er beispielweise gesagt: „Ich bin vor dreißig Jahren nicht der CDU beigetreten, damit heute 1,8 Millionen Araber nach Deutschland kommen.” Zuletzt war Maaßen mit der Forderung aufgefallen, Redakteure der Tagesschau einer Gesinnungsprüfung zu unterziehen. Das werteten Kritiker als Angriff auf die Pressefreiheit.
Einige Partei-Mitglieder forderten, dass Maaßen aus der Partei austrete. So etwa der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (43). CDU-Chef Armin Laschet hielt sich in dem Fall allerdings zurück und lehnte es ab, ein Machtwort zu sprechen.
Stattdessen stellte die CDU Maaßen für die Bundestagswahl am 26. September als Direktkandidat im Wahlkreis Südthüringen auf. Dort traf Bosbach am Sonntag (1. August 2021) zu einer Wahlkampfveranstaltung unter dem Titel: „Wie geht es weiter mit Deutschland?” auf Maaßen.
Nach Lauterbach-Attacke: Bosbach fordert Entschuldigung
Auf Anfrage von EXPRESS.de feuerte Bosbach nicht weniger scharf zurück. Der CDU-Politiker ist sichtlich in Rage über die Attacke des rheinischen Rivalen. „Trotz politischer Differenzen habe ich Karl Lauterbach zwar immer als anstrengend – aber auch als fair und menschlich anständig empfunden”, so Bosbach. „Aber jetzt, nach dieser substanzlosen Hetze, nicht mehr.”
Der frühere Bundestagsabgeordnete empörte sich weiter: „Ohne zu wissen, was ich dort sagen werde, greift er mit seiner Wortwahl in das unterste Regal.” Er empfahl Lauterbach, die Veranstaltung zu besuchen, um sich ein genaues Bild von dem Treffen zu machen. „Dennoch kann er gerne kommen, zuhören und sich dann anschließend bei mir entschuldigen”, forderte Bosbach. „Aber dafür müsste er einen guten Charakter haben.”
Und Lauterbach? Dessen Retoure ließ am Samstag, 30. Juli, nicht lange auf sich warten. Auft Twitter schrieb der Gesundheitsexperte: „Sorry. Aber wer Wahlkampf für Maaßen macht, darf nicht von Charakter reden.” Während er viele Konservative in der CDU schätze, sei beim Hardliner Maaßen offenbar eine Grenze überschritten.
„Hier geht es um Maaßen”, so der Sozialdemokrat. „Und somit auch um unsere Geschichte und den Nationalsozialismus.” Ein Vorwurf, der vielen Usern auf Twitter klar zu weit geht. „Ihn mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen ist drüber. Das banalisiert den Nationalsozialismus und seine Verbrechen”, fand einer.
Gleichzeitig gab es viel Support für Lauterbachs Statement. Innerhalb von 20 Minuten sammelte er mehr als 1000 Likes ein. Damit lag der Ball nun wieder bei seinem konservativen Kontrahenten.
Das sagt Bosbach über seinen Auftritt bei Maaßen
Der sagte EXPRESS zu seinem Auftritt bei Maaßen nun am Montagmorgen (2. August): „Wenn ich das Theater im Vorfeld der Veranstaltung, die ganze Häme und Hetze mit Inhalt und Ablauf der Veranstaltung vergleiche, dann kann ich nur fragen: Musste das alles wirklich sein? Geht es nicht eine Nummer kleiner”
Bosbach weiter: „Es war eine sehr gut besuchte Veranstaltung, in guter Stimmung mit hohem Medieninteresse. Inhaltlich war es eine CDU Veranstaltung wie sie zur Zeit dutzendfach im Lande abgehalten werden - Tag für Tag, bundesweit. Und da noch weitere Repräsentanten der CDU demnächst dort auftreten werden - soll dann jedes Mal so ein Zirkus veranstaltet werden?”