45 Jahre „Verstehen Sie Spaß?“Das waren Zeiten: Messners Matterhorn-Fail und Helene Fischers „Glocken“

Schadenfreu(n)de seit 45 Jahren: Verstehen Sie Spaß? hat Jubiläum – und wir erinnern und mal zurück.

von Stefanie Monien  (smo)

In die Falle locken, Streiche spielen, anschmieren, veräppeln oder neudeutsch pranken: Seit Kurt Felix (71) am 31. Januar 1980 zum ersten Mal fragte: „Verstehen Sie Spaß?“, führt die Schabernack-Show bis heute Männlein und Weiblein gleichermaßen aufs Glatteis. Schenkelklopfer wie ticketverschluckende Fahrkartenautomaten oder planlos umherirrende Prominente lockten zu Felix' Zeiten für heutige Verhältnisse unglaubliche 23 Millionen „Schadenfreunde“ vor den Bildschirm. Wir machen uns mal den Spaß – und blicken zurück.

Die taufrischen 80er Jahre, die Ära großer Abend-, Spiel- und Familienshows. Es wird geraten, geschätzt, gespielt, aber genasführt wird nicht. Genauer gesagt, nicht mehr seit 1966 Chris Howlands „Vorsicht, Kamera“, sozusagen der Vater aller Veräppel-Sendungen, beim WDR eingestellt wird.

„Verstehen Sie Spaß?“: Rührend-putzige Pranks zu Beginn

Doch dann, an diesem verregneten Januar-Donnerstag, betritt ein charmanter Schweizer die TV-Bühne im Ersten: Kurt Felix, 38 Jahre alt, gelernter Journalist. In seiner Heimat moderiert er bereits Fernsehshows. Das von ihm erfundene Format „Teleboy“ (eine Spielshow, in der Filmchen mit versteckter Kamera laufen) entwickelt er weiter zu „Verstehen Sie Spaß?“ 1983 steigt Felix in die höchste TV-Liga auf – sein donnerstägliches „Verstehen Sie Spaß?“ wird zur großen Samstagabendshow.

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Verstärkung bekommt er durch Ehefrau Paola (74, Interpretin von „Blue Bayou“), und den „verhaltensoriginellen“ Filmvorführer Karl Dall (79). Und wie neckisch und unschuldig die ersten Streiche heute doch anmuten: So laufen Mitarbeiter der Sendung als menschlicher Lindwurm im Gänsemarsch hinter ahnungslosen Passanten her. Ortsunkundige fragen Einheimische nach dem Weg mit einem Stadtplan, der sich als Schnittmusterbogen entpuppt. Der Showmaster lockt auch Promis „mit konstanter Boshaftigkeit“ (Zitat Kurt Felix) in die Falle bis heute das größte Highlight der Show.

Wobei man wohl nicht mehr ungetrübt von Highlight sprechen kann. 1990 sagen das Ehepaar Felix und Karl Dall leise Servus. Als Harald Schmidt (67) 1992 übernimmt, versteht das Publikum nicht mehr ganz so viel Spaß, die Quoten rauschen in den Keller.

Seine Nachfolger Dieter Hallervorden (89), Cherno Jobatey (59) und vor allem Frank Elstner (82) und der Porzer Jung Guido Cantz (53) machen's besser, es schalten wieder mehr Zuschauer ein, wenn Lockvögel neben „Normalos“ auch die Boris Beckers, André Rieus und Howard Carpendales dieser Welt aufs Glatteis führen.

Der einstige Quoten-Dampfer fährt in schwere See

Doch generell hat es „Verstehen Sie Spaß“ ab Mitte der 90er nicht leicht: Immer mehr Formate mit versteckter Kamera werden gezeigt, später gibts im Internet unzählige Filmchen, aktuell sind u. a. bei Instagram mehr oder weniger telegene Streichspieler auf eigenen „Prank“-Kanälen zu sehen. Konsequenz: Der SWR hat angekündigt, dass es in diesem Jahr nur noch drei (statt bisher fünf) Sendungen mit Barbara Schöneberger (50), die seit April 2022 durch die Sendung führt, geben wird.

Wieder ein Indiz dafür, dass die Zeiten der großen Samstagabendshows mit Starfaktor und Hoppsassa, die wir als Kinder (im Bademantel, mit Butterbrothäppchen und Kakao „bewaffnet“) so geliebt haben, endgültig vorbei sind. Irgendwie schade aber tröstlich, wie der Käpt'n des Spaß-Dampfers, der 2012 verstorbene Kurt Felix, seinen Abgang damals betrachtet hat: „Paola und ich (...) wollten auf dem Höhepunkt unserer beruflichen Laufbahn aufhören und nur mit besten Erinnerungen an unsere aktive Fernsehzeit zurückblicken.“

Apropos zurückblicken: Die besten Klassiker von Reinhold Messner bis Helene Fischer findet ihr in der Bildergalerie oben.