„Cobra 11“-StarErdogan Atalay über Action-Drehs: „Auf diese Idee ist noch niemand gekommen“

„Alarm für Cobra 11“ gehörte jahrelang zu den beliebtesten Serien im deutschen TV. Inzwischen gibt es die Fälle von Semir Gerkhan und seinen Kolleginnen und Kollegen in Spielfilmlänge.

von Simon Küpper  (sku)

Er hat sie alle überlebt! Unzählige Verbrecher, diverse Chefs und mehrere Kollegen. Aber „Alarm für Cobra11“ ohne den von Erdogan Atalay verkörperten Semir Gerkhan? Unvorstellbar! Oder?

Aktuell zeigt sein Heimatsender RTL wieder neue Filme der Action-Reihe (14. und 21. Januar im Free-TV und auf Abruf bei RTL+). Im Interview mit EXPRESS.de blickt der Schauspieler zurück auf seinen ersten Drehtag vor rund 30 Jahren, verrät, was sich noch niemand getraut hat, ins Drehbuch zu schreiben und warum die Serie noch nicht auf den weltweiten KI-Zug aufgesprungen ist.

„Cobra11“-Star Erdogan Atalay über seinen ersten Drehtag

Im Video oben seht ihr außerdem, wie sich Atalay nach dem Interview „gebührend verabschieden“ hat – mit einer filmreifen Ohrfeige!

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EXPRESS.de: Aktuell ist das Thema KI weltweit in aller Munde. Bei „Cobra 11“ habt ihr noch keine KI im Einsatz, oder?

Erdogan Atalay: Es ist zu teuer. Wir müssen das alles noch handwerklich machen, weil wir das Geld nicht haben. So ein Film kostet dann schnell mal 80 Millionen, 100 Millionen, 150 Millionen. Das Geld haben wir ja gar nicht.

Ärgert es dich ein bisschen, dass du bei den allerersten beiden Folgen 1996 nicht dabei warst? Ansonsten warst du ja – abgesehen von ein paar „Im Urlaub“ – immer dabei.

Atalay: Nee, gar nicht. Das war ja so, das war so geplant. Rainer Strecker wollte keine Serie machen. Ich wusste das ja. Aber was man nicht wusste, war der riesen Erfolg, den das hatte. Das war sehr ungewöhnlich. Es waren damals auch alle skeptisch, dachten: Action – das kommt doch alles aus Amerika. Und dann ist das aber eingeschlagen wie eine Bombe und das war natürlich irre.

Das heißt, es gab Zweifel, ob die Deutschen das überhaupt können?

Atalay: Dass wir das können, das konnte man ja sehen, aber dass das angenommen wird, dass der Zuschauer das annimmt und nicht denkt: ,Achso, aus Deutschland‘, das war die Frage.

Brennende Vehikel auf der Autobahn – Standard bei „Alarm für Cobra11“. Hier retten Vicky (Pia Stutzenstein, l.) und Semir (Erdogan Atalay) die kleine Marie Siegel (Skyla Theissen) aus einem Wohnwagen.

Brennende Vehikel auf der Autobahn – Standard bei „Alarm für Cobra11“. Hier retten Vicky (Pia Stutzenstein, l.) und Semir (Erdogan Atalay) die kleine Marie Siegel (Skyla Theissen) aus einem Wohnwagen.

Wenn du heute Action-Szenen drehst, tut es mehr weh als vor 30 Jahren?

Atalay: Nee, also ich kann noch normal aus dem Bett aufstehen. Ja, es knackt ein bisschen, klar. Aber man macht sich die Professionalität zunutze, die man über die Jahre aufgebaut hat, um zu wissen, was man macht. Aber inzwischen ist man vielleicht nicht mehr so draufgängerisch, sondern checkt Dinge einfach ein bisschen mehr ab, weil man weiß, wenn man sich dann verletzt, das kann unter Umständen sehr lange dauern, bis man wieder dreht.

Bereitet die Rolle auch ein bisschen auf das echte Leben vor? Du bist dort Vater geworden, dann Opa…

Atalay: Es gibt schon Parallelen. Ja, es bereitet mich natürlich schon in irgendeiner Weise auch vor, weil man das ja gemeinsam macht. Man wird ja so schleichend älter. Aber weißt du, was wirklich faszinierend ist, wenn man sowas so lange macht?

Was?

Atalay: Ich habe fast 400 Folgen gedreht, von den ersten weiß ich alles sehr genau, aber dann kommt so eine Zwischenzeit, da erinnert man sich da so vage dran. Erst beim Schauen denkt man dann: Ach ja, stimmt. Was spannend ist: Szenen, die ich mit Emotionen verbinde, sind mir noch ganz präsent in Erinnerung.

Wie oft hast du in den knapp 30 Jahren den Tod von Semir aus dem Drehbuch rausstreichen lassen?

Atalay: Gar nicht. Auf die Idee ist noch keiner gekommen. Aber das kann alles kommen. Bei Semir gab es die Überlegung aber bisher nicht.

Man kann sich ja wirklich schwer vorstellen, dass Semir in Rente geht, oder die Serie ohne dich weitergeht. Wenn es wirklich mal kein Geld mehr geben sollte, ist es dann einfach so vorbei oder versucht man schon noch irgendwie einen Abschluss zu finden?

Atalay: Das entscheidet RTL, da haben wir überhaupt keinen Einfluss drauf. Und das hat mit den Zuschauerzahlen zu tun. Es kann sein, dass es einen schönen Abschluss gibt, dass wir noch mehrere Filme machen, oder wir das alles im Sande verlaufen lassen.

Du bist mit deiner Frau und den Kindern wieder nach Köln gezogen. Was hat euch dazu bewogen?

Atalay: Mein Sohn wollte einfach wieder zurück und wir haben kurz überlegt, ob wir das machen. Das passte dann gut mit den Dreharbeiten für Cobra zusammen.

Ich hatte jetzt auf eine romantische Liebeserklärung an Köln gehofft...

Atalay: Die wäre jetzt gekommen, wenn du mich nicht unterbrochen hättest. Ich hege wirklich eine sehr, sehr große Liebe für diese Stadt und die Menschen, die in ihr wohnen, weil es wirklich sehr besonders ist. Diese „rheinische Frohnatur“, das ist nicht nur ein Spruch, sondern die gibt es wirklich. Klar, Köln ist nicht überall schön. Aber alle meine Kinder sind hier geboren, von daher habe ich natürlich eine große Liebe zu dieser Stadt und war hier immer sehr, sehr gerne. Ich kenne mich auch gut aus – es gibt ja kaum eine Ecke, wo ich nicht bei „Cobra 11“-Dreharbeiten schon jemanden erschossen habe.