Seit dem Start der Ruhrgebiet-Runde stand sie beim „Perfekten Dinner“ unter „Bio-Verdacht“: Jetzt zeigt Finanzbeamtin Antje den Gästen erst mal ihre unterirdische Pilzzucht. Später wird es dann vor allem glutenfrei – und sogar molekular.
„Das perfekte Dinner“Gastgeberin stößt mit seltenem Hobby auf Skepsis – „sehr nerdig“
Als „Buch mit sieben Siegeln“ empfindet OP-Schwester Alexandra (37) ihre kulinarische Mitstreiterin Antje (54). Das soll der „Das perfekte Dinner“-Abend ändern, an dem die eher sperrig wirkende Finanzbeamtin zu sich nach Dinslaken einlädt.
Dort lebt sie mit ihrer eifrig bei den Vorbereitungen mithelfenden Frau Christina. Es ist Antjes dritte Ehe: Erst nach zwei unerfüllenden Beziehungen fand sie mit der in Polen geborenen Partnerin ihr Glück.
„Das perfekte Dinner“: Gastgeberin züchtet Pilze in ihrem Keller
„Manche haben Tiere, wir Gemüse“, berichtet Antje stolz, zeigt ihren kleinen Nutzgarten und führt die Treppe hinab ins Reich der Pilze. Unter Plastikplanen gedeihen dort Sporenwesen vom Champignon bis zum Shiitake - „schon sehr nerdig“ wundert sich Agnes (41), die als Grafikdesignerin auch durchaus berechtigte ästhetische Bedenken äußert. „Tja, wem das Freude macht“, versucht Christian (53) der Sache etwas abzugewinnen: „Aber ich kaufe meine Pilze lieber auf dem Markt.“
Bei Antje ist getreu ihrem Menü-Motto jedoch alles „Hausgemacht“ und wie die Köchin nicht unbedingt poetisch:
- Vorspeise: Cremesüppchen mit Brot
- Hauptspeise: Kartoffeln, Pilze und Feta-Bete
- Nachspeise: Brei und Apfelvariation
Letztlich geht es ja um Geschmack. Und da hat sich Antje einiges vorgenommen: Aufgrund ihrer Unverträglichkeiten, unter anderem Gluten und Laktose, experimentiere sie gerne, seit Neuestem mit molekularen Formen.
Beim „Perfekten Dinner“ auf Vox ist diese Richtung von Granatapfelsaft in geleeartiger Tropfenform vertreten. Ihre mit Pilzzucht-Ergebnissen gefüllten Kartoffelklöße bringt Antje mithilfe eines Fleisch-Thermometers auf exakt 47 Grad. Auch sonst überlässt sie als Küchen-Wissenschaftlerin nichts dem Zufall.
Der bricht sich allerdings von alleine Bahn: Ihr karottenbasierter glutenfreier Brötchenteig will nicht so recht aufgehen, was mikroskopisch kleine Teigballen verursacht (Alex: „Das empfinde ich nicht als Nahrung"). Auch muss ein einziger Champignon unter allen Anwesenden aufgeteilt werden.
Das erzeugt belustigte bis fassungslose Mienen: „Ich habe Hunger“, klagt Christian, und Agnes beschreibt die Pilzmenge als „homöopathisch“. Auch die Suppe holt die Gruppe geschmacklich nicht ab, und erst recht nicht das eher prosaisch beschriebene „schlotzige“ (Denise) Dessert. „Brei ist halt Brei“, so Denise (30) ratlos, „und gar nicht sexy“ (Alex).
„Das perfekte Dinner“: Gastgeberin bekommt in dritter Ehe den Spitznamen „Jungfrau“
Nein, bei Antje geht es eher nüchtern zu. Schon im Vorfeld verriet sie, keinen Alkohol zu trinken und Speisen wie Gambas, Risotto, Portweinsauce und Schokokuchen mit flüssigem Kern noch nie probiert zu haben. Diese Unkenntnis sinnlicher Sperenzchen brachte ihr von der Pott-Runde den Spitznamen „Jungfrau“ ein.
Entsprechend unbeholfen gerät ihr trotz hoher Ambition und akribisch beschrifteter Vorbereitungsdöschen das Menü: Erst verlegt sie die Gemüsebrühe (Agnes: „Vielleicht im Nachttisch?“) und zerdeppert fast die Teller - von den übersichtlichen Portionen ganz abgesehen.
Und so landet sie mit ebenso überschaubaren 24 Punkten erstmal hinter ihren Vorgängerinnen Denise und Alex. Und hinterlässt einen zu allem entschlossenen Christian: „Jetzt werde ich erst mal einen Wein aufmachen und eine Kleinigkeit essen.“ (tsch)