Gleich zum Auftakt von „Das perfekte Dinner“ (VOX) in Stuttgart gibt es anlässlich des Hauptgangs eine Unterstellung: „Die Rheinländer haben uns Schwaben den Sauerbraten geklaut“, urteilt Babs (66).
„Das perfekte Dinner“Zutat verdirbt Gästen die Hauptspeise – „Geht gar nicht“
Am Anfang der Dinner-Woche in und um Stuttgart steht eine kulinarische Biografie. Geboren in Freiburg (gespiegelt durch Schwarzwälder Kirschtörtchen), verheiratet mit und geschieden von einem Kölner (Rheinischer Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen) und schließlich im Stuttgarter Stadtteil Uhlbach gelandet, zeigt sich Anja (52) auf vielfältige Weise regional. Unter dem Motto „Mein Lebensweg“ serviert sie:
- Vorspeise: Stuttgart - Herbst Garten Nudel
- Hauptspeise: Köln - Rosine trifft Rind
- Nachspeise: Freiburg - weiß rot braun
„Das perfekte Dinner“: Anja zweifelt an ihren Kochkünsten
Obwohl sie aber seit Jahrzehnten inmitten von Weinbergen wohnt, ist sie getränketechnisch in Köln verwurzelt. „Ich hasse Wein, und auch meine Oma hat schon immer Bier zum Kuchen getrunken. Ich hoffe, dass ihr mit mir dieses Fass niedermacht“, stellt Anja Hopfiges in Aussicht.
Auch sonst pflegt die gelernte Krankenschwester und Hebamme eine eher pragmatische Haltung zu Dinner und Co.: „Eigentlich bin ich zu schlecht fürs ‚perfekte Dinner‘. Für mich ist Essen nicht da, um es schön anzurichten.“ Offenbar auch nicht dazu, alles selbst herzustellen: So kommt der Nudelteig für ihre Kürbis-Maultaschen-Vorspeise aus der Packung.
„Das perfekte Dinner“: Peinlicher Moment – Gast tritt ins Fettnäpfchen
Begleitet von viel nervösem Kichern und vermutlich einer Tonlage über ihrer sonstigen Stimme schlägt sich Anja dann mithilfe ihrer Freundin Claudia („Wir sind zusammen in einer Wellness-Gruppe“) tapfer durch die bodenständigen Gänge.
Zum Glück trifft sie im Ländle der Häuslebauer und Spätzleschaber aber auf eine tolerante Gruppe der Nicht-Puristen, die sich, nun ja, wie die Schnitzel auf den angekündigten Sauerbraten freuen (Thomas, 44: „Das feiere ich.“). Obwohl Ur-Stuttgarterin Babs (66) sich eine Anmerkung nicht verkneifen kann: „Die Rheinländer haben uns Schwaben den Sauerbraten geklaut.“
Grundsätzlich ist sich die Runde einig: „Rosinen gehen eigentlich gar nicht.“ Auch hier weiß Babs den Grund: „Wir sind zu geizig dafür.“ Doch Anja geht sogar einen Schritt weiter: Nach sechs Tagen des Marinierens in Essig, Gemüse und Gewürzen erhält die Soße des Bratens („Beim Wenden spreche ich mit ihm“) durch Apfelkraut eine traditionelle Süße.
Dazu etwas Sahne („Meine Ex-Schwiegermutter wäre entsetzt“), aber: „Der Braten soll vor allem nach Anja schmecken.“ Zwischendurch bricht im Eifer des Gefechts sogar der Kochlöffel ab - für Anja inmitten ihrer aufgeräumten Küche ein sicheres Indiz: „Ich bin halt chaotisch“.
Das Ende vom Lied ist „hohe Schmorkunst“ (Julian, 29) und, wie Maria (29) findet, „göttliches“ Fleisch. Nur Babs muss sich nochmal absichern: „Das Rotkraut ist aus dem Glas, oder?“ Ausgerechnet das ist aber hausgemacht.
Darauf erstmal ein dreifaches Prosit, und zwar aus Reagenzgläsern: Angeordnet sind Kirschwasser, Sauerkirsch- und Zapfenlikör. Damit und mit 33 Punkten einer satt zufriedenen Runde endet Anjas vorläufiger „Lebensweg“ beim „Perfekten Dinner“. Was Sauerbraten-Connaisseurin Babs für Mittwoch in petto hält, lässt sich da nur erahnen ... (tsch)