Chris Tall gesteht„Ich dachte irgendwann, ich brauche Hilfe“

Comedian Chris Tall (30) sprach in einem Podcast offen über seine Panikattacken und Zwänge.

Chris Tall hält bei der Verleihung des Deutschen Comedypreises 2018 eine Laudatio.

Auf der Bühne ist Chris Tall witzig, schlagfertig und immer für einen guten Spruch gut. Doch der Comedian leidet seit langer Zeit unter psychischen Problemen.

von Mirko Wirch  (wir)

Köln. „Ich hatte ganz schlimme Ticks - also wirklich so ganz zwanghaft.“ In einem einstündigen Gespräch im Podcast „08/17“ mit seinem Berufskollegen Özcan Coşar (40) spricht Chris Tall (30) offen über seine psychischen Probleme und verrät, wie er sie in den Griff bekommt.

„Ich habe irgendwann gedacht, ich brauche mal Hilfe, weil ich das Gefühl hatte, dass ich nie eine Mitte habe“, gesteht der Moderator von „Das Supertalent“. Diese Hilfe findet er bei einem Psychologen, den er bis heute besucht. Auch mit dem Druck, in der Öffentlichkeit zu stehen, habe er noch immer zu kämpfen.

Chris Tall über das Leben in der Öffentlichkeit: „Es ist eine ständige Achterbahnfahrt“

Für den 30-Jährigen, der 2013 seinen Durchbruch nach dem Gewinn des „RTL Comedy Grand Prix“ feierte, ist das Leben als Prominenter in der Öffentlichkeit „eine ständige Achterbahnfahrt“, die ihm irgendwann zu viel war.

Alles zum Thema RTL

Als Beispiel für eine solche „Achterbahnfahrt“ schildert Chris Tall einen Abend, an dem er als Comedian auf der Bühne stand: „Du stehst in der Arena, 12.000 Leute kommen deinetwegen, rasten aus, am Ende Feuerwerk. Und dann kommst du nach hinten runter, gehst von der Bühne, die Show ist vorbei, (du) guckst online und einer schreibt: ‚Ja… war Scheiße‘. Und du kommst von ganz oben und fliegst nach ganz unten.“

In solchen Momenten habe Christopher Nast, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, gespürt, dass er mit solchen Situationen nicht mehr zurechtkommt. „Durch diese ganze Öffentlichkeit, habe ich gemerkt, hier komme ich an eine Grenze“, sagt er.

Chris Tall: Panikattacke bei 130 Km/h auf der Autobahn

Neben diesen „Achterbahnfahrten“ hatte Chris Tall auch lange Zeit mit Panikattacken und Zwängen zu kämpfen. Zu seinen Zwängen gehörte zum Beispiel ein Problem mit ungeraden Zahlen. Um sie zu umgehen, drehte er die Lautstärke seines Fernsehers zum Einschlafen zu laut ein, damit sie nicht auf einer ungeraden Zahl stand. Selbst die Temperatur in seinem Auto dufte nicht auf einer ungeraden Zahl stehen.

Eine seiner schlimmsten Panikattacken ereilte den Moderator in seinem Auto, während er mit 130 Km/h auf der Autobahn unterwegs war. „Das war furchtbar, da konnte ich nicht mal zehn Minuten Auto fahren danach. Das hat mich so fertig gemacht“, so der Comedian.

Chris Tall geht bis heute zum Psychologen

Um mit all seinen Problemen und Zwängen besser umzugehen, besucht der RTL-Moderator bis heute einen Psychologen und macht eine Verhaltenstherapie. Dadurch konnte Chris Tall in kleinen Schritten an seinen Ängsten und Zwängen arbeiten.

So habe er sich nach dem Erlebnis auf der Autobahn zunächst nur noch ins Auto gesetzt und den Motor an und aus gestellt, ohne zu fahren. Später sei er dann kurze Strecken gefahren. Durch diese kleinen Etappen und Zielsetzungen kamen Erfolgserlebnisse auf, die die negativen Erlebnisse verdrängten. Für Chris Tall sei es eine „Befreiung“ gewesen, mit einem Psychologen an seinen Problemen zu arbeiten.

Chris Tall betont: „Das sind ganz wichtige Sachen“

Inzwischen habe er große Fortschritte gemacht und wisse, wo er stehe. „Du weißt, hier stehe ich, wo will ich hin, wo komme ich her. Das sind ganz wichtige Sachen“, sagt er heute.

Eine wichtige Erkenntnis sei für ihn außerdem gewesen, dass er eine Familie habe, die hinter ihm stünde und ihn viel besser kenne als die Kritiker im Netz. Sein Ziel sei es, in Zukunft „nicht mehr so angreifbar zu sein.“