Für Uwe Krupp und die Kölner Haie läuft der Countdown. Am 10. September startet die neue DEL-Saison. Krupp und Moritz Müller wagten beim kölschen Talk „Loss mer schwade“ einen Ausblick auf die Spielzeit.
KEC stand vor dem RuinKrupp spricht über Haie-Horror, Mo Müller kritisiert Fußball scharf
Köln. In Köln rückt die Eiszeit wieder näher. Nur noch 16 Tages sind es bis zum Saisonstart in der DEL für die Kölner Haie, die dann auch wieder vor bis zu 9.300 Zuschauern in der Lanxess-Arena spielen dürfen.
Kein Wunder, dass es beim kölschen Talk „Loss mer schwade“ am Mittwoch (25. August) um die Aussichten des KEC auf die neue Saison ging. Deutlich sorgenvoller war dagegen der Blick zurück, in dem der KEC ums Überleben kämpfen und lange bangen musste.
Kölner Haie: Uwe Krupp und Moritz Müller hoffen auf gute Saison
Virtuell zu Gast bei Moderator Konstantin Klostermann waren Trainer Uwe Krupp (56) und Kapitän Moritz Müller (34). Die klare Meinung des Haie-Duos: Nach zwei sportlich enttäuschenden Jahren soll mit der Fan-Rückkehr auch die Haie-Rückkehr in die oberen Tabellenregionen einhergehen. Nach der komplizierten vergangenen Saison wäre das Balsam für die geschundene Haie-Seele.
Wie schwer es um den Klub zeitweise stand, machte Krupp deutlich: „Es ist ein gewisser Schaden hinterlassen worden, das war eine haarige Sache letztes Jahr. Und ich hoffe, dass wir das nicht mehr erleben müssen.“ Alles sei offen gewesen, der Verein stand vor dem Ruin.
Worauf sich der Haie-Trainer genau bezog? „Du hast ein ganz schönes Paket, was du da abgearbeitet hast. Da ging es um alles, von ‚der Philipp (Walter) geht ins Gefängnis als Geschäftsführer‘, ‚wir gehen pleite‘, ‚müssen die Lizenz abgeben‘, bis ‚wie retten wir die Haie?‘
Entsprechend groß die Erleichterung, die vergangene DEL-Saison irgendwie überstanden zu haben: „Das war ein happiges Ding“, so das Krupp-Fazit, der auch die Rolle der Fans als wichtigen Faktor für das Überleben der Haie nannte.
Uwe Krupp, Moritz Müller und Jan Stecker mit Fußball-Kritik
Ein weiterer Schlüssel für die Bewältigung der existenzbedrohenden Krise: „Die Spieler haben unglaubliche Opfer gebracht. Gehaltsabzüge, da lacht dich jeder Fußballer, da lacht dich jede andere Sportart aus. Das gibt es nicht, dass jemand 60 Prozent seines Gehalts abtritt.“
Ähnlich sah es auch Moritz Müller, der das sportliche Ungleichgewicht zugunsten des Fußballs ins Deutschland mit Blick auf die EM im Sommer anmerkte: „Mich haben die letzten Fußballspiele nur noch gelangweilt, mich hat das gar nicht mehr gepackt. Ich weiß nicht ob es an dem ganzen Theater drumherum liegt, dass dieses Geschäft immer perverser wird.“
Der große mediale Fokus und der längst entstandene „Fußball-Zirkus“ sorgen seiner Meinung nach außerdem dafür, dass sportliche Grundwerte verloren gehen. „Wenn ich Football nehme, da rennt einer jemanden über den Haufen, der klopft ihm auf die Schulter und sagt ‚guter Check‘. Im Fußball touchierst du einen leicht, der versucht daraus einen Elfmeter zu machen.“
Auch Jan Stecker (61) von den Footballern der Cologne Crocodiles, der die Kölner Sport-Runde komplettierte, sprach über den langen Schatten des Fußballs aus Sicht aller anderen Sportarten in Deutschland. Die einzige Chance für den Football, es auch beim breiten Publikum in den Fokus zu schaffen? „Wenn mal ein Deutscher in der NFL Quarterback wäre, dann würde es hier einen Boom geben.“
Kölner Haie gehen mit Vorfreude in die neue DEL-Saison
Auch ohne die ganz großen finanziellen Mittel, die durch die Corona-Krise noch einmal eingeschränkt worden sind, herrscht beim KEC trotzdem Optimismus. „Wir können mit viel mehr Fokus bei der Sache sein, es gibt viel weniger Nebengeräusche“, lobte Krupp die aktuellen Vorbereitungs-Eindrücke im Vergleich zur Vorsaison.
„Das spüre ich in der täglichen Arbeit mit der Mannschaft, die Jungs sind bei der Sache“, berichtete Krupp weiter. Langsam aber sicher forme sich auch die Hierarchie im Team. Neben Müller hätten sich in Andreas Thuresson (33) und Quinton Howden (29) bereits Neuzugänge herauskristallisiert, die als Führungsspieler vorangehen könnten.
Ein Mann, den Krupp in Zukunft gerne beim KEC sehen würde: Lukas Podolski (36), der seine Fußball-Karriere aktuell in Polen ausklingen lässt und in der Vergangenheit immer wieder seine Sympathie für die Haie signalisiert hatte.
Bei der Rettungs-Aktion für die Haie im vergangenen Jahr hatte er sein Auflaufen in einem DEL-Spiel versprochen. „Ich bin bereit, alles zu machen, was gemacht werden muss. Lukas ist ein fester Bestandteil der Kölner Sport-Szene. So wie er sich letztes Jahr für uns eingesetzt hat, rolle ich ihm den Roten Teppich aus.“
Moritz Müller sieht guten Teamgeist, Uwe Krupp freut sich über Kader-Tiefe
Moritz Müller hatte zuvor bereits die Spieler angesprochen, mit denen der KEC vor einem möglichen Poldi-Gastspiel auf jeden Fall zählen kann. Er lobte den guten Teamgeist, betonte aber auch, dass der Kader erst seit kurzer Zeit gemeinsam arbeitet. „Wie es richtig läuft, erfährt man erst, wenn man die erste kleine Krise hat, oder eine Niederlage. Dann gilt es, zusammenzuhalten.“
Was dabei helfen könnte: Die Haie sehen sich personell besser aufgestellt als noch im vergangenen Jahr. Besonders in der Breite gibt es für Krupp mehr Möglichkeiten – obwohl die Lage im Klub weiter alles andere als entspannt ist.
„Wir sind noch immer nicht im normalen Fahrwasser, es wird noch immer sehr bedacht und vorsichtig aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen gehandelt“, führte Krupp aus. Dennoch gebe es inzwischen wieder eine „gewisse Tiefe im Kader“, die es in der vergangenen Spielzeit so nicht gegeben habe. (bc/mk)