Der 1. FC Köln kämpft um den Ausbau des Geißbockheims. Die Worte von Präsident Werner Wolf und Geschäftsführer Alexander Wehrle werden deutlicher. Der Klub vertraut auch auf die Power seiner Mitglieder.
Geißbockheim-ZoffFC-Bosse schalten in den Baumgart-Modus: „An dieser Stelle gibt es kein 'Weiter so'“
Köln. Der FC-Vorstand setzt beim Geißbockheim-Ausbau ab sofort auf die Baumgart-Taktik – Attacke!
Präsident Werner Wolf (65) hatte im EXPRESS.de-Interview vor einem Monat angekündigt, lauter werden zu wollen. Bei der Mitgliederversammlung am Samstag (6. November 2021) ließ er scharfe Worte folgen: „Wir werden uns nicht aus unserer Heimatstadt vertreiben lassen!“
Eine klare Ansage für die Politik, die das Ausbau-Vorhaben seit Jahren blockiere und Versprechen gebrochen habe. Zur Erinnerung: Der ehemalige Stadtrat hatte die FC-Pläne vor den Wahlen im September 2020 genehmigt – doch mit den neuen Machtverhältnissen gab es plötzlich keine Mehrheit mehr.
Alexander Wehrle: „Haben das Gefühl, 1. FC Köln ist nicht mehr erwünscht“
Wolf sagte: „Es wäre ein Einfaches, jetzt weiterzumachen. Es läuft noch das Normenkontrollverfahren, aber man könnte uns eine Baugenehmigung ausstellen – und dann könnten wir starten.“ Das FC-Oberhaupt verriet in der Lanxess-Arena auch: Elf der 13 zuständigen Ämter haben inzwischen ihre Genehmigung erteilt, nur noch Details seien offen – und eben die alles entscheidende Baugenehmigung…
Geschäftsführer Alexander Wehrle (46) ist der Geduldsfaden längst gerissen: „Wir halten uns an alles, und was passiert? Nichts! Und nichts ist uns zu wenig. Es ist eine Grenze erreicht. Wir haben das Gefühl, der 1. FC Köln ist innerhalb der Stadtgrenzen nicht mehr erwünscht. An dieser Stelle gibt es kein 'Weiter so'. Wir müssen lauter werden. Denn jetzt ist Schluss.“
Trotz der am Geißbockheim weit vorangeschrittenen Planungen hat sich der Klub mit der Stadt über alternative Standorte ausgetauscht. Das Ergebnis ist für den FC-Vorstand nicht akzeptabel, wie Wolf erklärte: „Im Stadtgebiet wäre einzig und nur eventuell am Rande des geplanten Großmarkts in Marsdorf eine Restfläche übrig – aber das, was übrig bliebe, würde wohl maximal für neue Plätze und eine Umkleide reichen. Das Leistungszentrum müsste am Geißbockheim bleiben. Das ergibt überhaupt keinen Sinn.“
Zumal der FC komplett von vorne planen müsste. Das würde realistischerweise einen Prozess von bis zu sieben Jahren bedeuten und damit einen Baubeginn nicht vor 2029. Unvorstellbar bei diesen Verhältnissen am Geißbockheim! Wolf ernüchtert: „Weitere Vorschläge von Seiten der Stadt gab es nicht. Die Stadt sagt uns also: Es gibt keinen Platz. Man könnte es auch so ausdrücken: Es gibt keinen anderen Platz als das Geißbockheim.“
Werner Wolf: „Werden unsere politische Kraft zu nutzen wissen“
Doch der Ausbau stockt seit Jahren. Andere Klubs wie Fortuna Düsseldorf oder Eintracht Frankfurt, die ihre Projekte in zwei- bis zweieinhalb Jahren fertigstellen konnten und teilweise noch von der Stadt bezuschusst wurden, hatten es da deutlich einfacher.
Wehrle erzählte: „Als wir Steffen Baumgart das erste Mal die Kabinen gezeigt haben, kam er aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Er sagte: ‚Ich weiß jetzt, was gemeint ist, wenn alle von den maroden Zuständen am Geißbockheim sprechen.‘"
Um dort doch noch am Geißbockheim bauen zu dürfen, setzt der FC auch auf seine Mitglieder. Wolf an die Versammlung gewandt: „Dafür werden wir Eure Unterstützung brauchen. Wenn über 111.000 Mitglieder gemeinsam ihre Stimme erheben, werden wir gehört werden. Liebe Frau Reker, liebe Grüne, liebe CDU, liebe Volt: Es ist an der Zeit, ein Zeichen zu setzen und den Entscheidungen und den Worten Taten folgen zu lassen.“
Gilt auch für den Vorstand, falls sich nichts tut! Wolf: „Der Verein wird sich genau überlegen, wie die nächsten Schritte aussehen. Mir ist wichtig, dass wir im Dialog bleiben. Wir können das nicht alleine regeln. Aber wir werden unsere politische Kraft, die besteht aus der Anzahl der Mitglieder, zu nutzen wissen, um die Dinge zu bewegen.“
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Die Attacken auf die Stadt-Politik blieben der einzige wirkliche Aufreger einer erwartet ruhigen Versammlung: Ein neuer Mitgliederrat wurde ohne Überraschungen gewählt, die Satzungsänderung zu Anteilsverkäufen (Mitglieder bestimmen nun schon ab einem Prozent) angenommen.
Überraschend dagegen war die extrem geringe Teilnahme, nur rund 500 Mitglieder waren in der Arena dabei (etwa 2500 online). „Ich hätte mir mehr Menschen in der Halle gewünscht“, war auch Wolf enttäuscht.