FC-Sorgen-Profi im InterviewAndersson über Karriere-Aus, Funkel & Abstiegskampf
Köln – Er ist der Sorgen-Profi des 1. FC Köln: Sebastian Andersson (29) kam vor der Saison mit großen Erwartungen ans Geißbockheim, sollte den Verlust von Toptorjäger Jhon Cordoba (27) kompensieren. Doch der Schwede bekam aufgrund einer langwierigen Knieverletzung samt unzähliger Rückschläge kaum einen Fuß auf den Boden. „Das hatte ich mir natürlich anders vorgestellt“, sagt der Neuzugang von Union Berlin im exklusiven Interview mit EXPRESS.
- Sebastian Andersson glaubt an den Klassenerhalt mit dem 1. FC Köln
- Stürmer denkt nicht ans Karriere-Ende
- Der Schwede will die Seuchen-Saison schnell abhaken
Im Saisonfinale soll er noch möglichst viele Spiele machen. Was ihm während der Verletzung geholfen hat, ob Andersson schon einmal an ein Karriere-Ende gedacht hat und was er sich für die Zukunft in Köln vornimmt, lesen Sie hier!
Sebastian Andersson vom 1. FC Köln im exklusiven Interview
Sebastian Andersson, wie geht es Ihnen? Und vor allem ihrem Knie?
(lacht) Diese Frage wird mir wohl am häufigsten gestellt. Es geht immer besser, auch wenn es noch nicht perfekt ist. Ich muss nach wie vor dosiert trainieren, damit ich möglichst fit in die letzten drei Spiele gehen kann.
Wie frustrierend sind die ständigen Rückschläge für Sie?
Du kommst mit hohen Erwartungen auch an dich selbst zu einem neuen Klub. Das ist dann natürlich kein Spaß: Du kannst nicht spielen, du kannst dich nicht zeigen und deiner Mannschaft nicht helfen. Das macht es auch mental hart. Die Rückschläge haben das nicht leichter gemacht – aber die gehören zu einer Verletzung nun mal auch dazu. Da hat mir meine Familie sehr geholfen. Es ist schön, in diesen Momenten jemanden zu haben, mit dem man reden kann.
Wann starteten die Probleme?
Ganz genau kann ich das nicht mehr sagen. Es ging eine Weile nach meinem Wechsel los und wurde immer schlimmer.
Welche Rolle spielte das Trainingsfoul von Salih Özcan im September?
Das kann ich nicht beurteilen, da bin ich kein Experte. Aber die Probleme hörten einfach nicht auf.
Sie haben sich im Winter operieren lassen. Offenbar nicht mit so großem Erfolg.
Die OP hat ein Teil des Problems gelöst, aber offensichtlich nicht alles.
Der Kopf ist wichtig in so einer Situation. Hilft ihnen Mental-Trainer Moritz Anderten da?
Wir reden immer mal wieder. Es hilft manchmal, gerade in schwierigen Situationen, mal über andere Dinge zu reden, die positiven Dinge zu sehen.
Wie schalten Sie ab?
In diesen Zeiten kannst du nicht viel tun. Man geht Radfahren mit den Kindern. Hier gibt es einige schöne Wälder, den Rhein und viele Parks.
Sebastian Andersson hofft, dass er dem 1. FC Köln im Saison-Finale eine Hilfe ist
Sind Sie denn fit für das Saisonfinale?
Ich hoffe schon, dass ich die letzten drei Spiele zum Einsatz kommen – und der Mannschaft helfen kann.
Wie haben Sie sich in Augsburg zurück auf dem Rasen gefühlt?
Es hat großen Spaß gemacht. Gerade die erste Halbzeit haben wir dann auch sehr gut gespielt. In der zweiten Halbzeit sind wir noch mal unter Druck geraten, aber die beiden Siege waren sehr wichtig. Auch dass wir gezeigt haben, dass wir drei Tore in einer Halbzeit schießen können, war ein wichtiges Signal.
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Wie geht es nach der Saison für Sie weiter? Machen Sie sich Sorgen über ein Karriereende? Dass ihr Körper dauerhaft sagt: Es geht nicht mehr?
Nein, ich mache mir da keine Sorgen. Der Sommer ist für mich da, um wieder richtig fit zu werden. Ich will den Kölnern endlich zeigen, wie gut ich wirklich bin und dass das Vertrauen in mich gerechtfertigt ist. Ich habe nie ans Aufgeben gedacht.
Inzwischen musste der Klub den Trainer wechseln. Eine Niederlage für die gesamte Mannschaft?
Die Resultate haben nicht für uns gesprochen. Manchmal brauchen die Spieler dann einfach einen neuen Input, frischen Wind, einen anderen Zugang, damit es wieder funktioniert. Jetzt haben wir zwei Siege aus drei Spielen geholt. Alle sind gut drauf, für uns ist das ein Neustart.
Was hat der Trainer geändert?
Gar nicht so viel, da ist jetzt auch nicht mehr die Zeit dazu. Er redet viel mit uns Spielern, das gibt uns ein positives Gefühl.
Wie sehen Sie die Chancen für den FC im Abstiegskampf?
Ich glaube, unsere Chancen stehen gut, mindestens noch die Relegation zu schaffen. Aber auch Platz 15 ist nicht unmöglich. Das Momentum ist auf unserer Seite.
Sie spielen gegen den Abstieg, Union um Europa. Haben Sie die falsche Entscheidung getroffen?
Nein, gar nicht. Für mich war es der richtige Schritt. Union spielt eine tolle Saison. Aber wir haben auch großes Potenzial. Es sind so oft die kleinen Dinge, die gegen uns gelaufen sind. Auch in den Spielen gegen Berlin.
Wie sehr vermissen Sie als Stürmer das Toreschießen?
Vielmehr habe ich das Spielen vermisst. Dann das Gewinnen. Und jetzt kommt noch das Treffen.
Eine Mannschaft die vier Punkte gegen Leipzig und vier gegen Dortmund holt, gehört eigentlich nicht in den Abstiegskampf.
Eigentlich müssten wir ein Topteam sein, oder? (lacht) Manchmal ist es einfacher, wenn du nichts zu verlieren hast. Aber dieser Sieg gerade gegen Leipzig war überlebenswichtig.