Christian Keller ist eine streitbare Person beim 1. FC Köln. Der Frust über den vermeidbaren Abstieg entlädt sich bei so manchem in offenem Hass gegenüber dem Sportboss. Nun verrät Keller, wie er damit umgeht.
Nach scharfer Kritik und Hass gegen ihnFC-Boss Keller: „Sportlicher Erfolg muss erstmal hinten anstehen“
„Er spart den FC kaputt“, „Er ist das Gesicht des Abstiegs“, „Er hätte die Transfersperre verhindern können“...
Christian Keller (46) kriegt seit geraumer Zeit die volle Breitseite ab, wird er doch von zahlreichen Fans als einer der Hauptverantwortlichen für den sportlichen Abstieg von einem Conference-League-Klub zu einem Zweiligisten ausgemacht.
Christian Keller blickt auf turbulente 1000 Tage im FC-Amt zurück
Dafür bekommt er regelmäßig Gegenwind und Kritik, die im Netz und in den sozialen Netzwerken in regelrechtem Hass ausufert. Doch wie geht Kölns Sportboss, der am 2. Weihnachtsfeiertag genau 1000 Tage im Amt war, mit diesem offen ausgetragenen Hass um?
„Aus der Fanperspektive zählt – natürlich nachvollziehbar – in erster Linie das, was sportlich auf dem Platz passiert. Aber wenn man einen Klub finanzwirtschaftlich saniert und in zentralen organisatorisch-kulturellen Aspekten verändert, wird der sportliche Erfolg erst einmal hintenanstehen müssen und erst mit Zeitversatz wieder nachziehen“, sagt Keller in einem Interview auf der FC-Homepage.
Er erklärt: „Die Kritik richtet sich auf meine Funktion. Dabei hilft mir ein hohes Maß an Resilienz. Ich habe früh in meinem Leben gelernt: Wenn du Sachen gravierend verändern musst, dann machst du a) nicht alles richtig, dann wird es b) auch eine Zeit dauern, bis die Veränderungen auch im Ergebnis sichtbar sind und deshalb musst du c) viel Ausdauer, Widerstandsfähigkeit und Überzeugung vorleben.“
Aktuell schlägt das Pendel wieder in seine Richtung aus. Im Sommer überzeugte er zahlreiche Leistungsträger – trotz Ausstiegsklausel – vom Verbleib beim FC. Dazu holte er in Gerhard Struber (47) einen Trainer, der den FC sofort wieder zurück in die Bundesliga führen soll.
Nach einem turbulenten Saisonstart und einem ungemütlichen Herbst-Gewitter ist der FC mittlerweile voll auf Kurs und konnte auf den letzten Drücker sogar die Herbstmeisterschaft eintüten.
Die Kritik ist aktuell etwas leiser, was Keller besonders aus einem Grund freut. „Mich berührt es am meisten, wenn ich sehe, dass es mein Umfeld berührt. Das beginnt natürlich bei der Familie. Meine Eltern waren beim Paderborn-Spiel zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder im Stadion. Das war für sie natürlich kein Vergnügen, denn als Eltern machen sie sich – egal wie alt man ist – natürlich Sorgen um ihr Kind. Es geht weiter mit dem Freundeskreis und in die Belegschaft rein“, sagt der Sportboss.
Er führt aus: „Ich selbst weiß, worauf ich mich eingelassen habe. Mir macht das nichts aus und wenn es mich doch einmal trifft, dann mache ich Sport und danach geht es mir wieder besser. Wenn mir diese Kritik etwas ausmachen würde, dann könnte ich den Job nicht machen. Genauso denke ich aber auch nach einer Siegesserie nicht, dass alles super ist. Am Ende zähle ich auf die Meinung der Menschen, die mich wirklich gut kennen und mit denen ich jeden Tag eng zusammenarbeite.“