„Wenn man in so eine Situation kommt...“ Baumgart wollte „einen der Besten“ als Modeste-Ersatz

Steffen Baumgart beim Training des 1. FC Köln am 14. Juli 2022

Steffen Baumgart beim Training des 1. FC Köln am 14. Juli 2022

Im Januar klopfte Steffen Baumgart bei Freiburg-Stürmer Nils Petersen an. Ein Wechsel zum 1. FC Köln kam zwar nicht zustande, aber der Trainer half dem Ex-Nationalspieler aus der Krise.

von Martin Zenge  (mze)

Jetzt macht Steffen Baumgart (50) sogar schon Spieler anderer Mannschaften besser…

Im Februar sorgte die Meldung, dass sich der FC-Coach mit Freiburg-Stürmer Nils Petersen (33) ausgetauscht hat, für mächtig Wirbel im Breisgau. Der Vertrag des Bundesliga-Rekord-Jokers lief aus, seine Zukunft war unklar. Es kam zwar bekanntlich nicht zum Köln-Wechsel, Petersen verlängerte beim SC – dankt Baumgart nun aber dennoch!

Steffen Baumgart: „Wenn man in so eine Situation kommt...“

Im Interview mit dem „Kicker“ erzählt der Stürmer: „Ich habe es ehrlich gesagt genossen, zu spüren, dass ich noch was wert bin auf dem Markt. So eine Form von externer Wertschätzung tut jedem gut.“ Petersen war zuvor kaum zum Zug gekommen, hatte in der Hinrunde kein einziges Mal länger als 25 Minuten gespielt.

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Dann der Baumgart-Effekt. „Auf einmal hatte ich bessere Trainingsleistungen, habe dann auch bald wieder dreimal von Beginn an gespielt. Nach dem Gespräch mit Steffen Baumgart habe ich direkt zwei Tore im Test gegen Sandhausen gemacht. Ich bin einfach mit einem anderen Gefühl aufgetreten, weil du merkst: Du bist jemand, du kannst es noch.“

Das angesprochene Sandhausen-Spiel fand am 27. Januar statt, also kurz vor Ende des Winter-Transferfenster. Baumgart hatte Petersen nicht ohne Grund zu diesem Zeitpunkt kontaktiert. Denn anders als zunächst gedacht, ging es dem FC-Trainer nicht vordergründig um einen ablösefreien Sommer-Wechsel, sondern um eine sofortige Verpflichtung.

Freiburgs Nils Petersen beim DFB-Pokal-Finale gegen RB Leipzig am 21. Mai 2022

Freiburgs Nils Petersen beim DFB-Pokal-Finale gegen RB Leipzig am 21. Mai 2022

Baumgart sagt rückblickend: „Wenn man in so eine Situation kommt wie wir damals, ist es normal, sich damit zu beschäftigen, was geht und was nicht geht.“ Mit „Situation“ meint er das Mega-Angebot aus Saudi-Arabien für Anthony Modeste (34) – er wollte Petersen als Ersatz für den Franzosen, falls dieser sich in die Wüste verabschiedet.

Nils Petersen: „Für diesen Push bin ich Steffen Baumgart sehr dankbar“

Letztlich blieben beide Torjäger bei ihren Klubs und hatten Erfolg. Petersen erzielte vier seiner fünf Saisontreffer in den Wochen nach dem Baumgart-Anruf. „Mir wurde Selbstvertrauen eingeimpft, das hatte ich selbst so nicht hingekriegt. Für diesen Push bin ich Steffen Baumgart sehr dankbar“, so der 33-Jährige.

Kölns Trainer freut sich über die netten Worte aus Freiburg, wobei er glaubt, „dass Nils auch in der Lage ist, sich selbst aufzubauen“. Baumgart berichtet: „Ich habe ihn gefragt, ob er sich das vorstellen könnte. Er hat mir aber gleich gesagt, dass er gerne in Freiburg spielt. Trotzdem haben wir uns darüber verständigt, welche Möglichkeiten es gibt. Wenn er daraus einen Motivationsschub gezogen hat, ist das doch mehr als positiv.“

Steffen Baumgart: Petersen ist „einer der besten Stürmer, den wir haben“

Dass Freiburg auch durch Petersens Tore vor seinem FC landete – geschenkt. „Ich kenne Nils schon lange und freue mich, wenn er Erfolg hat. Ich halte ihn für einen der besten Stürmer, den wir in der Liga haben. Er kann als Joker agieren oder von Anfang an, hat über einen ganz langen Zeitraum eine hohe Qualität auf dieser Position gezeigt“, schwärmt Baumgart.Anzeige: Jetzt Gutschein für den Fanshop des 1. FC Köln gleich hier im EXPRESS-Gutscheinportal sichern!

Von dieser Qualität profitiert weiterhin der SC. Petersen bereut seine Entscheidung, in Freiburg zu verlängern, auf keinen Fall: „Man stelle sich vor, ich hätte nach einem Winterwechsel in Köln gesessen und hätte das Finale (DFB-Pokal, Anm. d. Red.) im Fernsehen gesehen, nur weil ich mal kurz unzufrieden war. Ich bin unfassbar glücklich in Freiburg.“

Nach diesen Aussagen dürfte auch klar sein, welchen Spieler Baumgart meinte, als er zum Vorbereitungsauftakt sagte: „Alle Jungs, die wir wollten, mit denen ich auch persönlich gesprochen habe, haben uns zugesagt – bis auf einen Spieler, aber der hatte schon im Februar abgesagt.“ Wobei der FC-Coach noch schmunzelnd nachschob: „Das heißt aber nicht, dass er nicht irgendwann kommt.“