Ex-FC-Innenverteidiger Toni Leistner (31) erzählt, warum er Steffen Baumgart (49) eigentlich gerne selbst als Trainer hätte und was er dem 1. FC Köln diese Saison zutraut.
„Habe mir gewünscht, dass er zum HSV kommt“Ex-FC-Profi Leistner über Baumgart und geplatzten Köln-Vertrag
Köln/Sint-Truiden. In der Rückrunde der Saison 2019/20 spielte Toni Leistner (31) für den 1. FC Köln. Obwohl der Innenverteidiger erst kurz vor Transferschluss als Back-Up aus Englands zweiter Liga von den Queens Park Rangers verpflichtet wurde, machte er 13 von 17 möglichen Bundesligaspielen in der Rückrunde.
Aus der Leihe wurde beim FC anschließend kein fester Vertrag. Nach einer Station beim Hamburger SV kickt Leistner inzwischen in Belgien bei der VV St. Truiden. Dort ist er nach seiner Unterschrift im September 2021 sogar direkt Kapitän geworden. Im Podcast „#TrotzdemHier“, sprach der gebürtige Dresdner über seine Zeit in Köln, das 1:6 Debakel in Bremen zum Abschluss, Steffen Baumgart (49) als Trainer und was für den FC diese Saison drin ist.
„Nach dem Frankfurt-Spiel abgeschaltet“
„Stark begonnen und stark nachgelassen“, fasst Leistner in wenigen Worten sein halbes Jahr am Rhein zusammen. Unter Ex-Coach Markus Gisdol (52) erlebte er eine turbulente Zeit beim FC – im Winter erst nah dran an Europa, dann Corona-Lockdown und plötzlich Abstiegskampf. Die Kölner retteten sich schließlich erst am vorletzten Spieltag mit einem Punkt bei der Eintracht in Frankfurt.
Es folgte das desaströse 1:6 in Bremen zum Abschluss der Saison – Leistner beendete sein FC-Kapitel denkbar bitter mit einer Auswechslung nach 34 Minuten: „Ich glaube, dass wir nicht vor dem Bremen-Spiel, sondern nach dem Frankfurt-Spiel abgeschaltet haben. Da ist eine gewisse Last von einem gefallen. Das hat man auch in der Trainingswoche gespürt, da wurde alles ein bisschen lockerer genommen – nicht nur bei uns Spielern, da würde ich alle mit reinzählen. In der Woche haben wir den Grundstein gelegt für diese katastrophale Leistung.“
„Habe mir gewünscht, dass Baumgart zum HSV kommt“
Dennoch wollte Leistner nach Leih-Ende im Sommer 2020 eigentlich fest nach Köln wechseln, mit den FC-Verantwortlichen habe Einigkeit bestanden: „Dass ich gern geblieben wäre, ist kein Geheimnis.“ Der Transfer kam letztendlich nicht zustande, der Innenverteidiger zog mit seiner Familie nach Hamburg weiter.
Ein Jahr später, Mitte 2021, das sagt er ganz offen, hätte er gerne Steffen Baumgart als neuen Chef bekommen: „Zu dem Zeitpunkt habe ich mir natürlich gewünscht, dass er zum Hamburger SV kommt.“
Man kennt sich aus Zeiten, in denen Leistner für Union Berlin spielte (2014 bis 2018) und regelmäßig auf Wahl-Berliner Baumgart traf: „Wir haben ab und zu mal im Kaufland in Köpenick geschnackt.“
Führungsspieler Leistner schätzt seinen Wunsch-Trainer aber auch auf dem Platz: „Ein Trainer, der einen so extrem pusht. Ich habe bis jetzt nur Positives gehört, auch von ehemaligen Paderborn-Spielern (Baumgart war 2017-2021 Paderborn-Trainer, Anm. d. Red.). Da hat man schon Bock unter so einem mal zu spielen.“
„Auf keinen Fall so eine Zitterpartie wie die letzten zwei Jahre“
Köln und Baumgart, das passe aus Sicht des Innenverteidigers dann trotz Eigeninteressen aber eben doch einfach zusammen: „Er ist der perfekte Trainer für den 1. FC Köln. Er ist offenherzig, trägt das Herz auf der Zunge und ist sich nicht zu schade auch mal den Spieler anzuschreien – egal ob beim Testspiel oder Pflichtspiel vor 40.000. Aber dieses Anschreien passiert trotzdem in einer respektvollen Art und Weise. Das pusht die Spieler einfach extrem.“
Für die laufende Saison traut Leistner ihm und dem 1. FC Köln auch deshalb einiges zu, die Liga sei relativ ausgeglichen: „Es wird schwer neben den Teams, die sowieso immer schon oben dabei sind – wie Dortmund, Bayern, Wolfsburg, Leverkusen, Leipzig – da in das internationale Geschäft zu rutschen.“
Union Berlin in der letzten Saison sieht er aber als gutes Beispiel, wie schnell es dann doch gehen kann. „Wenn man lange genug da oben dran schnuppert, kann man vielleicht auch so eine Chance nutzen“, meint Leistner. Zumindest eine Gewissheit scheint der Ex-Kölner dann abschließend haben: „Ich denke, dass die Mannschaft auf gar keinen Fall so eine Zitterpartie zwecks Klassenerhalt abliefern wird wie die letzten zwei Jahre.“ Und da spricht er ja aus Erfahrung.