Platz sechs, fünf Spiele ungeschlagen – Steffen Baumgarts 1. FC Köln überrascht die Bundesliga. Die Euphorie erinnert schon an den Europa-League-Einzug 2016/17 unter Peter Stöger.
FC-Vergleich mit StögerKöln träumt wieder: Wie viel von 2016/17 steckt im Baumgart-Team?
Köln. Es wird geträumt in Müngersdorf. Nach tristen Jahren im Kampf um Ab- und Aufstieg singen die Fans des 1. FC Köln plötzlich wieder ihre Europapokal-Hymne. Wie vor fünf Jahren in der Sensations-Saison unter Peter Stöger (55)! Wie viel Spirit von 2016/17 steckt im Team von Steffen Baumgart (49)? EXPRESS.de macht den Vergleich.
1. FC Köln auf den Spuren von Peter Stögers Sensations-Saison?
Top-Start: Damals wie heute kam der FC stark aus den Startlöchern. 2016 hatte die Stöger-Truppe sogar schon drei Zähler mehr auf dem Konto, war nach sieben Spieltagen Tabellenzweiter. Nach Saisonende lag der Punkteschnitt bei 1,44 – aktuell bei 1,71.
Trainer: Der wohl entscheidenste Faktor. Baumgart erreicht die Mannschaft wie kein anderer Chefcoach seit Stöger im Euro-Jahr. Die Profis folgen ihm ohne Wenn und Aber. Sky-Experte Lothar Matthäus (60) verriet zuletzt: „Ich höre nur Positives aus der Kabine. Der Trainer ist immer top vorbereitet, es ist spannend, ihm zuzuhören, man glaubt ihm das.“ Der Glaube an die eigene Stärke hat dem FC in den vergangenen Jahren gefehlt!
Stars: Auffällig: Kapitän Jonas Hector (31) ist erstmals seit 16/17 wieder Stamm-Linksverteidiger, Torhüter Timo Horn (28) und Torjäger Anthony Modeste (33) sind so gut drauf wie seit damals nicht mehr. Einen so dominanten Mittelfeldmann wie Ellyes Skhiri (26) hatte der FC nicht im Team. Ob Mark Uth (30), Florian Kainz (28) und Ondrej Duda (26) die Scorer-Punkte von Yuya Osako, Marcel Risse und Leo Bittencourt reinholen, bleibt abzuwarten. Doch so wie sich die Mannschaft aktuell präsentiert, muss sie sich vor dem Euro-Kader nicht verstecken! Der Team-Wert bei Transfermarkt.de lag im Oktober 2016 bei 73,85 Millionen Euro, nun bei 76,46.
Baumgart zweifelt jedenfalls kein bisschen an der Qualität seiner Jungs, in der Klub-Doku „24/7 FC“ ist zu sehen, wie er sie heiß macht – mit den Worten: „Man glaubt immer noch nicht daran, dass ihr so geil seid und so stark spielt, wie ihr es bislang macht.“
Mannschaftsgeist: So ein Teamgefühl wie unter Stöger hatte es am Geißbockheim lange nicht mehr gegeben. Die Spieler, wie beispielsweise der Ex-Kölner Dominique Heintz (28), schwärmen noch heute vom einmaligen Zusammenhalt. Aktuell wirkt es, als könne wieder so ein bedingungsloser Mannschaftsgeist entstehen. Das Tor zur 3:1-Entscheidung gegen Fürth feierten die Kölner geschlossen vor der Südkurve, auch die Spieler von der Bank und Torhüter Horn eilten herbei.
Der FC-Keeper zog schon den Vergleich: „Auch damals haben wir viele Spiele über den Mut und den Teamspirit gewonnen.“ Skhiri: „Wir kämpfen alle zusammen.“
Festung Müngersdorf: 16/17 gewannen nur die Bayern und Gladbach im Rhein-Energie-Stadion. Jetzt wird Müngersdorf wieder zur Festung, Köln holte zehn seiner zwölf Punkte zu Hause und ist noch ungeschlagen.
Fan-Euphorie: Der FC wird von seinen Anhängern getragen. Unter Stöger stieg die Euphorie nach dem Aufstieg 2014 genau wie die Leistung von Jahr zu Jahr. In dieser Saison sorgte die Fan-Rückkehr nach den Geisterspielen in Kombination mit dem Vollgas-Fußball des „kölschen Kanzlers“ Baumgart für einen Knall auf den Tribünen. Der Mannschaft tut das richtig, richtig gut!
Rechtsverteidiger Benno Schmitz (26) sagt: „Hier in Köln sind die Fans einfach unglaublich, das macht viel mehr Spaß als letztes Jahr.“ Skhiri bestätigt: „Jedes Mal, wenn wir zu Hause spielen, ist die Atmosphäre unglaublich. Es ist ein gutes Zusammenspiel.“
Spielstil und Stärken: Der große Unterschied. Unter Peter Stöger hatte die Defensive Priorität, der FC stellte die fünfbeste Abwehrreihe der Liga, hatte nach sieben Spieltagen erst vier Treffer kassiert (jetzt neun). Baumgart setzt bekanntermaßen voll auf Attacke, sieht lieber ein 4:3 als ein 1:0. Was Tore (1,86 zu 1,5), Schüsse (15,3 zu 10,6), Laufleistung (117,6 zu 110,9 Kilometer pro Spiel), Ballbesitz (55 zu 43 Prozent) und Passquote (79 zu 73) angeht, hat der Baumgart-FC klar die Nase vorne. Zweikampfstark (52 zu 52 Prozent) war Köln auch damals.
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EXPRESS.de meint: Der Baumgart-Fußball macht den FC unberechenbarer als unter Stöger. Performt Köln ansatzweise weiter wie bislang, ist die obere Tabellenhälfte drin. Ob es für den großen Wurf reicht, hängt auch damit zusammen, ob vermeintliche Top-Teams schwächeln – eine weitere Gemeinsamkeit mit 2016/17 (damals Leverkusen und Gladbach). Noch ist Europa ein ferner Traum!