Ende im Wirtz-Zoff?Von wegen: Gift-Duell zwischen Baumgart und Völler geht in die nächste Runde

Florian Wirtz im Spiel gegen den FC Bayern am 17.10.2021

Florian Wirtz im Spiel von Bayer Leverkusen gegen den FC Bayern am 17.10.2021

Vor dem Rhein-Derby zwischen dem 1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen steht ein Spieler besonders im Fokus: Florian Wirtz. Die Umstände seines Transfers wurden zwischen FC-Trainer Steffen Baumgart und Bayer-Manager Rudi Völler jetzt wieder heißgekocht.

von Jürgen Kemper  (kem)Klemens Hempel  (kmh)

Köln. Er ragt in dieser Saison aus einer ohnehin schon bärenstarken Bayer-Elf heraus. Florian Wirtz ist mit seinen 18 Jahren bereits jetzt schon das Herz der Werkself. Der gebürtige Pulheimer hat nach sieben Bundesliga-Spielen vier Tore und sechs Assists auf dem Konto.

Damit ist der viermalige Nationalspieler an knapp der Hälfte der Leverkusener Tore beteiligt. Sein Marktwert ist mittlerweile explodiert, laut „transfermarkt.de“ ist Wirtz mittlerweile unfassbare 65 Millionen Euro wert.

Steffen Baumgart über Florian Wirtz: „Es ist seine Ausbildung, die ihn so stark macht“

Beim 1. FC Köln guckt man indes in die Röhre. Nachdem man den Jungen fertig ausgebildet und ihm das gesamte Rüstzeug für die Bundesliga mitgegeben hatte, musste man das Juwel für läppische 300.000 Euro auf die andere Rheinseite ziehen lassen.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Schnee von gestern, wenn es nach Steffen Baumgart (49) geht. „Klar hätten wir ihn gerne hier spielen sehen, aber wir sollten aufhören darüber zu weinen. Er ist jetzt seit anderthalb Jahren bei Bayer, irgendwann ist auch mal gut“, sagte der FC-Trainer, der sich eine Spitze Richtung Leverkusen aber nicht verkneifen konnte: „Es ist seine Ausbildung in Köln, die ihn so stark macht.“

Steffen Baumgart legt nach: „Daran sehen wir, in was für einem Geschäft wir uns bewegen“

Damit schien das Thema eigentlich erledigt, aber weit gefehlt: Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sontagszeitung“ schoss Baumgart jetzt erneut mit ordentlich Wumms Richtung Leverkusen!

„Es gab mal ein Agreement zwischen Köln, Leverkusen und Mönchengladbach, dass man sich im Nachwuchs gegenseitig keine Spieler abwirbt“, wurde der Köln-Coach deutlich. „Das wurde aufgekündigt. Daran sehen wir, in was für einem Geschäft wir uns bewegen.“

Weiter hielt Baumgart fest: „Der 1. FC Köln hat vielleicht an der einen oder anderen Stelle nicht schnell genug reagiert, aber auf der anderen Seite müssen wir sagen, dass da eine Menge Geld geflossen ist.“

„Da sind wir einfach nicht in der Lage, mitzuhalten. Das ist Fakt. Der Verein dort gehört ja zum Betrieb“, vollendete der 49-Jährige seine Generalkritik an den Vorgängen rund um Wirtz und Bayer.

Rudi Völler verteidigt den Wirtz-Transfer: „Das ist die Märchenversion“

Schon damals erklärte Bayer Leverkusen den Schritt damit, dass Wirtz von je her für die Profis vorgesehen gewesen sei – tatsächlich absolvierte er vier Spiele für die U19 des Werksklubs und wurde dann wie im Raketenstart Leistungsträger bei der ersten Mannschaft.

Florian Wirtz kommt gegen Kingsley Ehizibue und Salih Özcan zum Abschluss.

Florian Wirtz (Mitte) hat trotz seiner erst 18 Jahre längst Derby-Erfahrung: beim letzten Gastspiel mit Bayer in Köln am 16. Dezember 2020, traf er gar selbst.

Von der „Bild“ auf die neuerlichen Vorwürfe Baumgarts angesprochen, ging Rudi Völler (61), Geschäftsführer Sport bei Bayer, in den Gegenangriff: „Das ist die Märchenversion. Ich kann ihm gerne nach dem Derby bei einem Kaffee mal die absolut wahre Version des Wechsels erklären. Die halbe Liga wollte Florian. Wir alle bei Bayer 04 sind sehr froh und glücklich, dass er sich damals für uns entschieden hat.“

1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen: Florian Wirtz mit Derby-Erfahrung

Wirtz ist weg, die gute Jugendarbeit aber bleibt. Darauf setzt Baumgart auch in Zukunft. „Wir gehen unseren Weg weiter. Wir haben genug eigene Talente in unseren Reihen. Wir werden weiter ausbilden, Jungs nach oben ziehen, und mit denen versuchen Erfolg zu haben“, sagt Baumgart vor dem Derby am Sonntag (24. Oktober, 15.30 Uhr, DAZN und im Liveticker auf EXPRESS.de).

Dort kehrt Wirtz nun schon zum zweiten Mal als Gegner ins Rhein-Energie-Stadion zurück. Bei seinem ersten Derby in Müngersdorf am 16. Dezember 2020 traf er beim 4:0-Erfolg der Werkself.

Baumgart über Wirtz: „Das können nicht viele“

Der Respekt aufseiten der Kölner vor dem Ausnahmetalent ist enorm. „Es ist schön, ihn spielen zu sehen. Er spielt in einer sehr guten Mannschaft, wo seine Qualitäten noch besser zur Geltung kommen. Er hat außergewöhnliches Talent. Das sieht man im Spiel mit dem Ball nach vorne. Wie er die letzten Bälle spielt, das können nicht viele“, schwärmt Steffen Baumgart (49): „Wenn er mit Geschwindigkeit kommt, ist er in der Lage, seine Mitspieler glänzend in Szene zu setzen. Wir müssen versuchen, ihn gemeinsam zu stoppen.“