Burnout! FC-Talent dachte ans AufhörenBeim FC blüht er nun auf: „Da kamen mir die Tränen“

Julian Pauli (1. FC Köln) vor dem Spiel.

Julian Pauli (1. FC Köln, Mitte) am 5. Oktober 2024 beim Spiel gegen Ulm.

Der 1. FC Köln öffnet das Schlüsselloch – mit einer neuen Doku. Am Dienstag erschien die erste Folge.

Das war und ist einmalig im deutschen Fußball: Abstieg und Transfersperre. Als er 1. FC Köln am Boden lag, reifte die Idee, die Krise mit einer Doku zu begleiten und zu dokumentieren.

Nachdem die hoch spannende vereinseigene Doku „24/7 FC“ jahrelang tiefe Einblicke in das Innenleben des Klubs geliefert hat, ist der FC seit dem 8. Oktober 2024 nun mit der FC-Dokumentation „Geliebter Fußball“ am Start.

1. FC Köln mit neuer Doku: „Geliebter Fußball“

Zu Beginn der ersten Folge wird zunächst schonungslos über einige der schlimmsten Monate in der Klubgeschichte gesprochen. Nach dem Abstieg und der Transfersperre herrschte bei den Fans Untergangsstimmung. „Die Menschen hängen am FC. Wir haben nicht nur einmal ins Herz reingestochen, wir haben mit der Transfersperre mindestens zweimal ins Herz reingestochen“, sagt Geschäftsführer Christian Keller (45).

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Beim Stammtisch wurden die FC-Bosse von den Anhängern teilweise gegrillt. Doch die Führung wollte nicht zurücktreten und den Karren aus dem Dreck ziehen. Keller präsentierte mit Gerhard Struber (47) einen neuen Coach. „Er hat die Überzeugung, dass der 1. FC Köln ein schlafender Riese ist. Und er hat die Begeisterung, den schlafenden Riesen wecken zu wollen“, so Keller.

Das Gute an der Transfersperre: junge Talente werden ins kalte Wasser geworfen. Und das funktioniert prächtig. Bestes Beispiel ist Julian Pauli (19), der in der Innenverteidigung nicht mehr wegzudenken ist.

Pauli erinnert sich: „Sie haben mir gesagt, dass es sein kann, dass ich im Training jetzt oben bin. Das war schon super für mich. Dann wurde es langsam relevant, dass ich am ersten Spieltag spielen würde. Ich weiß noch, wo der Trainer mir das gesagt hat. Da kamen mir schon ein bisschen die Tränen. Davon hat man immer geträumt.“ Die Nacht vor dem ersten Einsatz war aber schlaflos.

Im ersten DFB-Pokalspiel seiner Karriere machte er auch sein erstes Tor, beim Sieg nach Verlängerung in Sandhausen. Pauli: „Das war ein mega Gefühl.“ Mega Gefühle hatte er in seiner Fußball-Zeit davor nicht immer. Als er bei Borussia Dortmund war, bekam er die Schattenseiten mit. „Ich war ein riesen Talent, hatte viele Angebote aus dem Ausland. Dann habe ich gemerkt, wie es nach unten gehen kann. Dann ging es mir nicht gut, ich habe mich richtig abgeschottet.“

Er war nicht mehr in der Schule, Freunde und Bekannte machten sich Sorgen. Pauli beweist Stärke und spricht in der Doku offen über seine Probleme: „Ich hatte, das kann man schon sagen, einen Burnout.“ Hinzu kam die Pubertät und Corona. Er nahm sich eine Auszeit: „Ich wollte sogar aufhören.“ Dann war er nach vier, fünf Monaten mal wieder auf dem Fußballplatz mit Kollegen und hat gemerkt, „das ist das, was ich liebe“.

Von den Freuden konnte sowieso keiner verstehen, warum er aufhören wollte. „Ich habe dann aber gesagt, ich will woanders hin und wieder neu anfangen. Dann bin ich hier beim 1. FC Köln gelandet.“ Pauli blühte wieder richtig auf…

Hier fühlt er sich pudelwohl: „Ich habe hier auch das Menschliche richtig kennengelernt. Es geht nicht ums große Geld oder ums Materielle, sondern ums Menschliche.“ Er schätzt es, dass er nicht zu sehr verwöhnt wird. „Durch den FC habe ich wieder Bock auf Fußball bekommen. Dem NLZ habe ich alles zu verdanken: Freunde, der Fußball, den ich hier richtig gelernt habe, Herz, Leidenschaft und Bodenständigkeit. Das werde ich auch weiter beibehalten.“

Die Reise ist aber noch nicht zu Ende. Pauli sagt: „Ich will jeden Tag weiter lernen.“ In den letzten Spielen hat er das eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

„Unsere neue Doku ,Geliebter Fußballclub‘ ist für uns nach innen wie außen ein wichtiges Instrumentarium. Wir wollen in einer maximal herausfordernden Gesamtlage unsere Geschichte der Saison 2024/25 für unsere Mitglieder und Fans noch nahbarer schreiben“ sagt Geschäftsführer Keller über das Format. Bis zum Ende der Saison sollen zehn Folgen ausgestrahlt werden.