Salih Özcan verlässt den 1. FC Köln wie erwartet und wechselt zu Borussia Dortmund. Das sagen das FC-Eigengewächs und Sportchef Christian Keller zum Transfer.
Emotionaler Köln-AbschiedDie FC-„Waagschale“ reicht nicht: Darum geht Özcan zum BVB
Dieses Foto tut jedem FC-Fan weh! Salih Özcan (24) grinst gemeinsam mit BVB-Manager Sebastian Kehl (42) in die Kamera, präsentiert stolz ein schwarz-gelbes Trikot mit der Zahl 2026. Seit Montagvormittag (23. Mai 2022) ist der Wechsel-Hammer offiziell: Der Köln-Star nutzt seine Mini-Ausstiegsklausel, hat für vier Jahre bei Borussia Dortmund unterschrieben. So erklärt Özcan seinen Abschied...
Eigentlich sollte er DAS Gesicht der FC-Zukunft werden, nach dem Karriereende von Jonas Hector (31) die Kapitänsbinde übernehmen. Stattdessen geht Özcan zum BVB – und mit Trainer-Rückkehrer Edin Terzic (39) auf Titeljagd!
„Den FC zu verlassen, fällt mir nicht leicht. Und das ist ehrlich gesagt untertrieben“, so leitet der Ehrenfelder, der vor 15 Jahren als kleiner Knirps am Geißbockheim losgelegt hatte, seine Abschieds-Botschaft ein, betont dann: „Ich bin Kölner, habe beim FC mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens verbracht und das Geißbockheim ist mein zweites Zuhause.“
Doch trotz FC-Hätz, Europapokal-Einzug und vollem Verhandlungs-Einsatz der Köln-Bosse trennen sich die Wege!
Salih Özcan will „herauszufinden, wie weit ich sportlich kommen kann“
Özcans Erklärung: „Der 1. FC Köln war immer mein erster Ansprechpartner und ich weiß, dass die FC-Verantwortlichen und auch die Fans alles für meinen Verbleib in Köln getan haben. Dafür bin ich sehr dankbar und darauf bin ich auch ein bisschen stolz. Es ist sicher die schwerste und emotionalste Entscheidung, die ich in meiner bisherigen Karriere zu treffen hatte. Jetzt habe ich das Gefühl, dass der Zeitpunkt für mich gekommen ist, um herauszufinden, wie weit ich sportlich kommen kann und deshalb möchte ich die Chance, die mir Borussia Dortmund bietet, nutzen.“
Für Köln sportlich wie finanziell ein herber Schlag! Özcans FC-Vertrag lief noch bis 2023, durch eine darin enthaltene Ausstiegsklausel muss der Vize-Meister nur fünf Millionen Euro zahlen. Bitter angesichts der kölschen Finanz-Sorgen. Doch vor einem Jahr, als Özcan quasi schon (ablösefrei) weg war und nur durch Steffen Baumgarts (50) Überzeugungsarbeit ein neues Arbeitspapier unterschrieb, war selbst diese Summe utopisch. Erst unter dem neuen FC-Trainer blühte der Mittelfeld-Kämpfer so richtig auf, reifte zu einem der besten Sechser der Liga und zum türkischen A-Nationalspieler.
Sebastian Kehl, der auf Michael Zorc (59) als BVB-Sportdirektor folgt, sagt nicht umsonst: „Salih ist einer der Aufsteiger der abgelaufenen Bundesliga-Saison und war im zentralen defensiven Mittelfeld maßgeblich an der erfolgreichen Spielzeit des FC beteiligt.“
Kölns Sportboss Christian Keller (43) ging finanziell bis an die Schmerzgrenze, um Özcan langfristig zu binden. Sein bisheriges Gehalt hätte der 24-Jährige auf rund zwei Millionen Euro verdoppeln können. Beim BVB winken ihm allerdings nicht nur bis zu fünf Millionen Euro pro Saison, sondern vor allem auch ein Abo auf die Königsklasse und Titel-Chancen.
Christian Keller: 1. FC Köln hat „alles in die Waagschale geworfen“
„Ich hoffe, dass die Fans meine Entscheidung nachvollziehen können“, so Özcan, der in den vergangenen Tagen im Netz bereits angefeindet wurde: „Der BVB gehört zu den größten Clubs in Europa. Ein Fußballprofi bekommt nicht oft die Möglichkeit, zu einem Verein zu wechseln, der sowohl um die Meisterschaft als auch regelmäßig in der Champions League spielt und zudem eine ähnlich emotionale Fanszene hat wie der FC.“
Da waren Keller die Hände gebunden: „Ich habe immer betont, dass wir es am liebsten gesehen hätten, wenn Salih bei uns geblieben wäre. Dafür haben wir als 1. FC Köln alles in die Waagschale geworfen. Aber er hat sich für eine neue Herausforderung auf einem zugegebenermaßen höheren Niveau entschieden.“
Der heimatverbundene Özcan („Meine Stadt hätte ich nur für ganz wenige Vereine verlassen“) könnte sogar weiter in Köln wohnen – und sportlich trotzdem in die europäische Top-Klasse umziehen. Auch deshalb fiel seine Wahl so schnell. Nach EXPRESS.de-Informationen waren neben Pokal-Sieger RB Leipzig auch Premier-League-Klubs scharf auf ihn.
Wie reagiert der FC? Offenbach-Talent Denis Huseinbasic (20) ist im Anflug, aber gewiss kein Sofort-Ersatz. Mit Dejan Ljubicic (24) und Ellyes Skhiri (27) ist Köln auf der Sechs weiterhin gut aufgestellt – allerdings zählt der Tunesier bekanntlich ebenfalls zu den Wechsel-Kandidaten. Spätestens dann müssten Keller & Co. nachlegen.
Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler (36) sagt zu EXPRESS.de: „Natürlich können wir Salih in der Form der vergangenen Saison nicht eins zu eins ersetzen. So wie er zuletzt gespielt hat, gehörte er zum oberen Drittel in der Bundesliga. Unser Auftrag ist es, unser Potenzial im Kader weiterzuentwickeln und am Transfermarkt hungrige Spieler zu finden, die diesen Weg mit uns gehen wollen.“
Als mögliche Verstärkungen fürs Mittelfeldzentrum waren zuletzt Tom Krauß (20, Nürnberg) und Eric Martel (20, Austria Wien), die beide bei RB Leipzig unter Vertrag stehen und von ihren Leihen zurückkehren, im Gespräch.
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Özcan wird zum Abschluss seines Tschö-FC-Statements noch mal emotional: „Auch, wenn ich ab nächster Saison ein anderes Trikot trage: Ich werde den 1. FC Köln für immer in meinem Herzen tragen, daran kann niemand etwas ändern, und das wird immer so sein.“
Und, wer weiß, ob es ein Abschied auf ewig ist. Steffen Baumgart sagte im EXPRESS.de-Interview, angesprochen auf Özcan, so schön: „Eines habe ich gelernt: Nur weil jemand geht, heißt das nicht, dass er nicht wiederkommt.“