Die schwere Krise des 1. FC Köln war am Sonntag Thema im Sport1-Doppelpass. Einer wurde dabei besonders deutlich: ein früherer FC-Verantwortlicher.
„Doppelpass“Heldt kritisiert das Experiment von FC-Trainer Schultz
Elf Punkte, elf Tore und keine Möglichkeit, personell nachzulegen: Der 1. FC Köln taumelt nach der 0:4-Niederlage gegen Borussia Dortmund zum Hinrunden-Start dem Abstieg entgegen.
Zudem ist der Trainer-Effekt nach nur zwei Spielen komplett verpufft, wie EXPRESS.de-Redakteur Jürgen Kemper (38) am Sonntag (21. Januar 2024) als Gast im Doppelpass bei Sport1 betonte. War es womöglich ein Fehler, Steffen Baumgart (52) zu entlassen und durch Timo Schultz (46) zu ersetzen?
Horst Heldt: Baumgart-Trennung war ein Fehler
Ja, findet zumindest der frühere Kölner Sportchef Horst Heldt (54). „Ich glaube, dass der FC eine einzigartige Möglichkeit verpasst hat, mit Baumgart über Jahre zu arbeiten“, sagte Heldt in der TV-Sendung über die Situation bei seinem Ex-Klub und führte das Paradebeispiel SC Freiburg und Christian Streich an.
Es sei ganz normal, dass ein Trainer auch mal zweifelt. Doch Köln habe daraus die falschen Konsequenzen gezogen, so Heldt. „Ich glaube, sie hätten ihn in den Urlaub schicken sollen: ‚Mach über Weihnachten mal Pause und komm gestärkt zurück.‘“
„Es gab aber auch keine Patrone mehr, er hat das System gewechselt, er hat das Personal ausgewechselt. Transfers dürfen sie nicht tätigen ...“, betonte Kemper. „Irgendwann gab es die Erkenntnis: Ich habe alles versucht, es hat nichts gefruchtet.“
Sport1-Experte Stefan Effenberg (55) sah es ähnlich. „Steffen hatte Selbstzweifel und nicht mehr die Energie. Das hat man in Interviews gesehen, dass da etwas gefehlt hat“, mutmaßte der frühere Kapitän des FC Bayern München. Effenberg hatte die Runde in der Vorwoche noch unter Tränen verlassen, weil ihm der Tod von Legende Franz Beckenbauer so nahe gegangen war.
Nationalspielerin Svenja Huth (32) allerdings hatte „von außen nicht den Eindruck, dass Steffen Baumgart die Mannschaft des 1. FC Köln verloren hat. Kann der neue Trainer die Mannschaft erreichen? Nach den ersten zwei Spielen muss man sagen: eher nicht.“ Rumms!
Heldt kritisierte zudem das Experiment von Schultz, gegen Dortmund ohne echten Mittelstürmer zu spielen – und die Kommunikation des neuen FC-Coaches vor dem Spiel. „Du kannst nicht sagen, dass du mit Dortmund auf Augenhöhe bist“, so Heldt, „das ist brandgefährlich“.
Neben dem Baumgart-Aus diskutierte die Runde auch über das Cas-Urteil. Kemper bezeichnete das Vorgehen der FC-Führung um Sportchef Christian Keller (45) als „naiv. Wenn die drohende Transfersperre über dem Klub hängt, musst du im Sommer anders auf dem Transfermarkt agieren.“
Heldt mit Spitze gegen FC-Führung: „Keiner, der mal gegen den Ball getreten hat“
Heldt betonte, es hätte gar nicht erst zur Gerichtsverhandlung kommen dürfen. „Man muss alle Hebel in Bewegung setzen, sich mit diesem Klub außergerichtlich zu einigen.“ Der FC hatte genau das versucht und mit Olimpija Ljubljana auch eine mündliche Einigung erzielt, die Slowenen machten aber einen Rückzieher, wollten offenbar noch mehr Geld. „Es gab für Christian Keller wohl eine Schmerzgrenze“, so Kemper.
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Heldt, der vom FC-Präsidium nach der Saison 2020/21 entlassen worden war, übte zudem eine Generalkritik an den FC-Bossen um Präsident Werner Wolf (67). „Da ist keiner, der mal gegen den Ball getreten hat. Und das merkt man auch, dass da sportliche Kompetenz fehlt. Man braucht keine Berater, wenn man nicht auf die hört“.
Zudem sei es „mehr als lächerlich“, dass man bis heute nicht preisgibt, wer den Potocnik-Transfer zu verantworten habe. Die Fans wollen vernünftig mitgenommen werden, diese Frage muss einfach beantwortet werden, so Heldt.