Die bitteren Stunden des Abstiegs! Der 1. FC Köln muss nach der klaren Niederlage in Heidenheim eine grauenhafte Saison aufarbeiten. Im Mittelpunkt steht auch die Frage: Was passiert mit Trainer Timo Schultz?
„Muss ich nicht weiter kommentieren“FC am Boden: Was passiert jetzt mit Trainer Timo Schultz?
Als der Schlusspfiff in der beschaulichen Arena erfolgte, spielten sich surreale Szenen ab: Die Spieler und Fans aus der Kleinstadt Heidenheim feierten eine wilde Party, machen sich als Tabellen-Achter Hoffnungen auf das internationale Geschäft. Wenn Bayer Leverkusen den DFB-Pokal gewinnt, landet der 1. FC Heidenheim am Ende seiner Aufstiegssaison in der Conference League.
Die Fans und Spieler aus der Millionenstadt Köln hingegen sackten in sich zusammen. Abstieg Nummer 7 ist perfekt! Tränen, Fassungslosigkeit, Wut – die ganze Palette an negativen Emotionen zerreißt aktuell die Kölner Herzen.
1. FC Köln muss grauenhafte Saison aufarbeiten
Während in Heidenheim die große Party mit DJ und Feuerwerk begann, pfefferten die geprügelten FC-Profis ihre Taschen in den Bus und fuhren davon. Abfahrt aus der Bundesliga! Der Klub muss nun eine mehr als enttäuschende Saison aufarbeiten. Im Mittelpunkt steht dabei auch die T-Frage: Wie geht es weiter mit Trainer Timo Schultz (46).
Der gebürtige Ostfriese war im Januar gekommen, nachdem sich Köln von Steffen Baumgart (52) getrennt hatte. Die persönliche Bilanz von Schultz: 18 Spiele, drei Siege, acht Unentschieden, sieben Niederlagen. Macht einen Punkteschnitt von 0,94. Zu wenig für die Rettung! Zu wenig auch für eine Zukunft beim FC in der 2. Liga?
Torhüter Marvin Schwäbe (29) meinte nach dem 1:4 am Samstag (18. Mai 2024) in Heidenheim: „Wir müssen die Saison aufarbeiten. Wir haben viel liegen lassen, waren einfach nicht da und haben nicht das gezeigt, was wir können. Die Liste ist lang. Der Verein, die Stadt, die Fans, die haben es nicht verdient, was wir über die Saison hinweg an Punkten eingefahren haben. Am Ende ist es dann einfach scheiße.“
Ob er Schultz als Trainer behalten würde? „Ich glaube, dass die Beziehung zwischen Spieler und Trainer absolut gegeben war. Da dran ist es nicht gescheitert, er hat gute Arbeit geleistet in diesem halben Jahr. Das liegt nicht in meiner Hand, leider.“
Kapitän Florian Kainz (31) sagte: „Der Trainer ist in einer ganz schwierigen Situation gekommen. Die Transfersperre war da, wir waren da unten drin. Er hat es mit uns geschafft, bis zum letzten Spieltag die Chance auf die Relegation zu wahren. Er hat seine Sache gut gemacht, auch wenn wir abgestiegen sind – das ist natürlich schwer zu sagen.“
Ob Schultz bleiben soll, will und kann Kainz nicht beantworten: „Das ist eine Sache, die muss ich nicht wirklich weiter kommentieren, da machen sich andere Gedanken und treffen Entscheidungen.“
Christian Keller kündigt FC-Aufarbeitung an
Wie Christian Keller (45) zum Beispiel. Der FC-Geschäftsführer war brutal angefressen nach dem unterirdischen Auftritt in Heidenheim: „Fangen wir mit den Grundtugenden an: das ist Laufen, Zweikämpfe suchen, führen und gewinnen sowie taktisch diszipliniert gegen den Ball agieren. Von den drei Grundtugenden war überhaupt nichts da. Dann sieht es so aus, wie es aussieht.“
Er musste einen Satz sagen, den ein Verantwortlicher eigentlich nie sagen will: „Absteigen ist das Dümmste und Schlimmste, was im Mannschaftssport passieren kann.“
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Und wie geht es jetzt weiter mit Schultz? „Wir haben vor Wochen schon besprochen, eigentlich schon mit der Verpflichtung, dass wir uns nach Saisonende zusammensetzen und die Spielzeit offen und konstruktiv analysieren und dann eine Entscheidung treffen. So werden wir es auch handhaben“, erklärte Keller.
Doch wie beurteilt er die Arbeit von Timo Schultz? „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, wenn es gerade weh tut, die Arbeiten zu beurteilen oder über Spieler den Stab zu brechen. Das wird jetzt ein paar Tage richtig weh tun. Dann wird es noch länger weiter weh tun. Aber so lange es noch richtig weh tut, ist noch nicht der richtige Zeitpunkt für eine Analyse.“
Der Fahrplan für die nächsten Tage: „Wir werden uns zusammensetzen und irgendwann eine Entscheidung bekannt geben.“ Bei der Entscheidung dürfte aber auch der letzte Eindruck eine Rolle spielen. Schultz und sein Team haben im Spiel der letzten Hoffnung eine klägliche Leistung auf den Platz gebracht.
FC-Coach Timo Schultz: „Wir müssen uns erstmal sammeln, ich auch“
Schon nach gut 30 Minuten hieß es 0:3. Der FC-Coach meinte: „Direkt nach dem Spiel habe ich auch keine Erklärung für so eine erste Halbzeit. Wir waren einfach nicht da. Das ist schwer in Worte zu fassen, so eine erste Halbzeit hätte ich meiner Mannschaft ehrlich gesagt nicht zugetraut.“
Eigene Fehler wollte er nicht eingestehen. Hätte er schon viel früher wechseln müssen oder offensiver aufstellen? „Wir hatten am Anfang schon fünf Offensive auf dem Platz, daran lag es nicht. Es lag definitiv nicht an der Aufstellung, sondern an der Einstellung. Das muss man ehrlich sagen. Wir haben 30 Prozent Zweikämpfe in der ersten Halbzeit gewonnen, so kannst du kein Fußballspiel bestreiten. Egal ob man mit Dreier-, Vierer-, Fünfer- oder Achterkette spielt.“
Schultz nahm seine Profis aber auch wieder in Schutz: „Arbeitsverweigerung würde ich es definitiv nicht nennen. Die Jungs sind mindestens genauso enttäuscht wie die Fans. Sie wollten alles geben, haben es aber in der ersten Halbzeit überhaupt nicht hinbekommen. Am Willen hat es nicht gelegen. Ich bin zwar, was die erste Halbzeit angeht, richtig, richtig sauer, aber die Mannschaft hat das Herz am richtigen Fleck. Da lasse ich auch jetzt nichts auf die Jungs kommen.“
Warum die Saison mit dem Abstieg endet, kann und will Schultz nur in Ansätzen erklären: „Ich bin noch nicht in der Laune, ein richtiges Fazit zu ziehen. Augenscheinlich ist, dass wir viel zu wenig Tore geschossen haben. Und es ist auch Teil der Wahrheit, dass wir mit Uth, Waldschmidt und Selke drei Spieler nahezu in der kompletten Rückserie nicht zur Verfügung hatten. Diese Ausfälle sind mit der Breite unseres Kaders nicht aufzufangen. Insgesamt haben die Jungs ohne Ende investiert, aber es hat nicht gereicht.“
Seine persönliche Zukunft kann er auch noch nicht absehen: „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Wir müssen uns erstmal sammeln, auch ich. Wir hatten natürlich noch dran geglaubt und wollten unbedingt noch in die Relegation. Jetzt sind wir leider abgestiegen. Wir werden in Ruhe eine Saisonanalyse machen, mit allen sportlich Verantwortlichen. Danach schauen wir dann, wie es weiter geht. Die Spekulation jetzt voranzutreiben, dafür ist nicht der richtige Moment.“
Schultz weiter: „Dass der FC ein toller Verein ist, in einer tollen Stadt, mit tollen Fans, ich glaube, das muss ich keinem erzählen. Trotzdem werden wir das alles ganz ruhig und nüchtern analysieren und dann schauen, wie es weitergeht. Das werden die nächsten Tage zeigen.“