FC-KommentarKeine Offensiv-Neuzugänge mehr? Ein Ritt auf der Rasierklinge

Christian Keller beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg

Christian Keller schaute bei der 1:2-Niederlage des 1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg ernst drein. (26. August 2023).

Der 1. FC Köln hat in der frühen Phase der Saison mit diversen Verletzungen zu kämpfen und steht noch mit null Punkten da. Der Verein wählt einen riskanten Weg, sollte nicht doch noch ein Last-Minute-Transfer kommen.

von Jürgen Kemper  (kem)

Der 1. FC Köln steht nach der 1:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg nach zwei Bundesliga-Spielen mit leeren Händen da. Trotz des Fehlstarts kommt womöglich kein weiterer Neuzugang in der Offensive. Das birgt ein gewisses Risiko. Ein Kommentar.

Die Ansage von Christian Keller war deutlich. Obwohl Davie Selke als einziger Mittelstürmer bereits zum dritten Mal im dritten Spiel angeschlagen vom Platz musste, schloss der Sportboss des 1. FC Köln zumindest öffentlich einen weiteren Neuzugang im Angriff aus. „Es besteht jetzt keine Notwendigkeit, da in Panik zu verfallen“, stellte er klar.

Offensive des 1. FC Köln ist verletzungsanfällig

Während Keller offenbar nicht in Panik verfällt, tun dies einige Fans aber sehr wohl. Sie machen sich ob der dünnen Personaldecke auf einzelnen Positionen durchaus Sorgen.

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Denn bei genauerer Betrachtung gleicht es einem Ritt auf der Rasierklinge, mit dem vorhandenen Offensiv-Personal in die Saison zu gehen, vor allem wenn man sich mal die Verletzungsanfälligkeit der einzelnen Profis anguckt.

Mark Uth hat quasi ein Jahr kein Fußball gespielt und muss nach seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz gleich die nächste wochenlange Pause einlegen. Jan Thielmann wurde von seinem Körper in den vergangenen Monaten ebenfalls im Stich gelassen, neuesten Prognosen zufolge kehrt er frühestens Ende Oktober zurück.

Florian Dietz hat in seinen jungen Jahren bereits zwei Kreuzbandrisse hinter sich und hängt seinem Comeback-Plan meilenweit hinterher. Steffen Tigges klebt das Pech auch an den Füßen. Der Angreifer verpasste nach seiner Schulter-Operation bereits die zweite Vorbereitung in Folge. Er wird noch Zeit brauchen, um den Rückstand auf die Kollegen aufzuholen. Ganz davon abgesehen haben die beiden Letztgenannten auch noch kein dauerhaftes Bundesliga-Niveau nachweisen können.

Und dann wäre da eben noch Davie Selke. Der Mann, auf dessen Schultern derzeit nahezu die gesamte Offensiv-Verantwortung liegt. Wenn er fehlt oder wie gegen Wolfsburg raus muss, bricht die Statik des FC-Spiels zusammen. Und wenn sich der zentrale Mann vorne drin auch noch von einem Muskelzwicken zum nächsten schleppt, dann wird es dünn.

Auch wenn das Vertrauen der Verantwortlichen in den Kader löblich und nachvollziehbar ist, seriös planen lässt sich aufgrund der diversen Vorgeschichten im Prinzip nicht.

Umdenken beim FC wegen Stürmer-Transfer?

Von daher ist es eigentlich töricht, Neuzugänge kategorisch auszuschließen. Zumal der Kader nicht nur vorne auf Kante genäht ist. Auch in der Abwehr darf im Prinzip nichts Unvorhergesehenes passieren. Eine Verletzung oder ein Formtief der beiden Stamm-Innenverteidiger könnte den FC in große Not bringen.

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Denn wie Baumgart nicht müde wird zu betonen, stehen ihm lediglich drei Innenverteidiger mit Bundesliga-Niveau zur Verfügung. Auch der Coach lässt mit solchen Sätzen immer wieder durchblicken, dass er einer weiteren Verstärkung gegenüber nicht abgeneigt wäre.

In der Tat bahnt sich in der Abwehr eine Rückholaktion von Dominique Heintz an. Allerdings ist fraglich, ob der Innenverteidiger wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Oder ob der 30-Jährige nicht sogar den Backup-Platz von einem Talent wie Rijad Smajic blockiert.

Noch ist bis Freitag Zeit. Und es deutet sich an, dass die Kölner sich trotz Kellers Aussagen doch nochmal nach einem Stürmer auf dem Transfermarkt umgucken könnten. Offenbar hat man den Ernst der Lage erkannt. Wenn der FC im Transfer-Endspurt aber leer ausgehen sollte, sind halt wieder Baumgarts magischen Fähigkeiten gefragt. Also eigentlich alles wie immer …